ren gegangen, während Clärchen und Mathilde Deborah und Betty im Hausgeschäft halfen -- ich schäme mich fast vor der Frage "--" Sage sie den- noch, liebes Kind, wenn du kannst" -- (Wir waren im Kornfelde:) -- "O ich denke oft, wenn wir so auf dem Felde spazieren, oder am Ufer des Flusses, oder auf einem Berge, an den, der auch oft auf Bergen, in Kornfeldern und an den Ufern her umwandelte, der die Kinder so lieb hatte, und der so himmlisch gütig gegen sie war: und da fällt mir oft die Frage aufs Herz, ob er mich auch wohl lieb haben könnte, wenn er jetzt auf Erden lebte? und ob er mich auch gesegnet haben würde, als ich noch klein war?" -- Gewiß hätte er dich an sein Herz gedrückt und gesegnet, als du noch klein warest, und gewiß würde er dich jetzt lieben, und dir ein Plätzchen in seinem Himmelreiche zu- sichern, in seines Vaters Hause, wo so viele Woh- nungen sind. So lange dein Herz rein bleibt, kannst du dessen gewiß seyn.
Jda. Und dann -- zürne nicht, liebste Tante -- möcht' ich auch wohl wissen, ob ich seine Maria oder seine Martha gewesen wäre, wenn mein Bruder
ren gegangen, während Clärchen und Mathilde Deborah und Betty im Hausgeſchäft halfen — ich ſchäme mich faſt vor der Frage „—‟ Sage ſie den- noch, liebes Kind, wenn du kannſt‟ — (Wir waren im Kornfelde:) — „O ich denke oft, wenn wir ſo auf dem Felde ſpazieren, oder am Ufer des Fluſſes, oder auf einem Berge, an den, der auch oft auf Bergen, in Kornfeldern und an den Ufern her umwandelte, der die Kinder ſo lieb hatte, und der ſo himmliſch gütig gegen ſie war: und da fällt mir oft die Frage aufs Herz, ob er mich auch wohl lieb haben könnte, wenn er jetzt auf Erden lebte? und ob er mich auch geſegnet haben würde, als ich noch klein war?‟ — Gewiß hätte er dich an ſein Herz gedrückt und geſegnet, als du noch klein wareſt, und gewiß würde er dich jetzt lieben, und dir ein Plätzchen in ſeinem Himmelreiche zu- ſichern, in ſeines Vaters Hauſe, wo ſo viele Woh- nungen ſind. So lange dein Herz rein bleibt, kannſt du deſſen gewiß ſeyn.
Jda. Und dann — zürne nicht, liebſte Tante — möcht’ ich auch wohl wiſſen, ob ich ſeine Maria oder ſeine Martha geweſen wäre, wenn mein Bruder
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ren gegangen, während Clärchen und Mathilde
Deborah und Betty im Hausgeſchäft halfen — ich
ſchäme mich faſt vor der Frage „—‟ Sage ſie den-
noch, liebes Kind, wenn du kannſt‟ — (Wir
waren im Kornfelde:) — „O ich denke oft, wenn
wir ſo auf dem Felde ſpazieren, oder am Ufer des
Fluſſes, oder auf einem Berge, an den, der auch oft
auf Bergen, in Kornfeldern und an den Ufern her
umwandelte, der die Kinder ſo lieb hatte, und der
ſo himmliſch gütig gegen ſie war: und da fällt
mir oft die Frage aufs Herz, ob er mich auch
wohl lieb haben könnte, wenn er jetzt auf Erden
lebte? und ob er mich auch geſegnet haben würde,
als ich noch klein war?‟ — Gewiß hätte er dich
an ſein Herz gedrückt und geſegnet, als du noch
klein wareſt, und gewiß würde er dich jetzt lieben,
und dir ein Plätzchen in ſeinem Himmelreiche zu-
ſichern, in ſeines Vaters Hauſe, wo ſo viele Woh-
nungen ſind. So lange dein Herz rein bleibt,
kannſt du deſſen gewiß ſeyn.
Jda. Und dann — zürne nicht, liebſte Tante —
möcht’ ich auch wohl wiſſen, ob ich ſeine Maria oder
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/26>, abgerufen am 09.11.2024.
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