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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Jüngling. Es sey, wo möglich, ein zarterer schö-
nerer Beginn der Liebe, der Liebe, die bis zum
letzten Hauche dauern soll. Gegen zehn glückliche
Ehen, die diesen zarteren Anfang nahmen, ließ
sich vielleicht kaum eine aufweisen, wozu der erste
Grund auf einem Balle bei stark wallendem Blute
gelegt ward. Elv. Wohl sehe ich es ein, was
auf diesem ihren Wege für die Seelenreinheit ge-
wonnen wird, und selbst für das häusliche Glück;
aber wie werden so reine Seelen sich mit der Welt
und der Zeit vertragen, in welcher wir leben?
Jch. Fragen wir lieber Welt und Zeit, warum sie
so beschaffen sind, daß sie für reingestimmte, gut
geartete Menschen eine ungünstige Luft hauchen?
Oder bestimmter gesprochen, die so gearteten Men-
schen mögen Welt und Zeit bessern helfen so viel
an ihnen ist. Elv. Wie sollen sie das aber, wenn
sie nicht in die Welt kommen, und immer nur in
ihrem Familienzirkel bleiben? Jch. Zuerst soll
freilich ein jedes nur ein einziges bessern, das ihm
am allernächsten ist, nemlich, sich selbst. Elv.
So ziehen wir am besten in eine Klosterzelle. Jch.
Zuerst sich selbst, alsdann die zunächst umgebenden.



Jüngling. Es ſey, wo möglich, ein zarterer ſchö-
nerer Beginn der Liebe, der Liebe, die bis zum
letzten Hauche dauern ſoll. Gegen zehn glückliche
Ehen, die dieſen zarteren Anfang nahmen, ließ
ſich vielleicht kaum eine aufweiſen, wozu der erſte
Grund auf einem Balle bei ſtark wallendem Blute
gelegt ward. Elv. Wohl ſehe ich es ein, was
auf dieſem ihren Wege für die Seelenreinheit ge-
wonnen wird, und ſelbſt für das häusliche Glück;
aber wie werden ſo reine Seelen ſich mit der Welt
und der Zeit vertragen, in welcher wir leben?
Jch. Fragen wir lieber Welt und Zeit, warum ſie
ſo beſchaffen ſind, daß ſie für reingeſtimmte, gut
geartete Menſchen eine ungünſtige Luft hauchen?
Oder beſtimmter geſprochen, die ſo gearteten Men-
ſchen mögen Welt und Zeit beſſern helfen ſo viel
an ihnen iſt. Elv. Wie ſollen ſie das aber, wenn
ſie nicht in die Welt kommen, und immer nur in
ihrem Familienzirkel bleiben? Jch. Zuerſt ſoll
freilich ein jedes nur ein einziges beſſern, das ihm
am allernächſten iſt, nemlich, ſich ſelbſt. Elv.
So ziehen wir am beſten in eine Kloſterzelle. Jch.
Zuerſt ſich ſelbſt, alsdann die zunächſt umgebenden.

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[260/0268] Jüngling. Es ſey, wo möglich, ein zarterer ſchö- nerer Beginn der Liebe, der Liebe, die bis zum letzten Hauche dauern ſoll. Gegen zehn glückliche Ehen, die dieſen zarteren Anfang nahmen, ließ ſich vielleicht kaum eine aufweiſen, wozu der erſte Grund auf einem Balle bei ſtark wallendem Blute gelegt ward. Elv. Wohl ſehe ich es ein, was auf dieſem ihren Wege für die Seelenreinheit ge- wonnen wird, und ſelbſt für das häusliche Glück; aber wie werden ſo reine Seelen ſich mit der Welt und der Zeit vertragen, in welcher wir leben? Jch. Fragen wir lieber Welt und Zeit, warum ſie ſo beſchaffen ſind, daß ſie für reingeſtimmte, gut geartete Menſchen eine ungünſtige Luft hauchen? Oder beſtimmter geſprochen, die ſo gearteten Men- ſchen mögen Welt und Zeit beſſern helfen ſo viel an ihnen iſt. Elv. Wie ſollen ſie das aber, wenn ſie nicht in die Welt kommen, und immer nur in ihrem Familienzirkel bleiben? Jch. Zuerſt ſoll freilich ein jedes nur ein einziges beſſern, das ihm am allernächſten iſt, nemlich, ſich ſelbſt. Elv. So ziehen wir am beſten in eine Kloſterzelle. Jch. Zuerſt ſich ſelbſt, alsdann die zunächſt umgebenden.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/268>, abgerufen am 21.11.2024.