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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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leicht; deshalb verzeihe mir jene, und erlasse mir
großmüthig die kleine Schuld, mit der ich ihr ver-
haftet bleiben muß. Hier wurden wir unterbro-
chen durch unerwarteten Besuch, und ich schließe
hier füglich. Lebe wohl, Emma!



Zwei und Siebenzigster Brief.

Auf Deine alte Frage, ob man den Ehrtrieb der
Kinder gar nicht reizen, und wenn er sich etwa von
Natur oder aufgeregt zeige, gar nicht bei ihrer
Erziehung gebrauchen dürfe? blieb ich Dir so wie
auf manche andere frühere Frage die Antwort
schuldig, oder würde sie als eine unbezahlte Schuld
anerkennen müss[en], wenn ich nicht darauf gerech-
net hätte, daß Du in der getreuen Darstellung
dessen was ich thue, auf die meisten dieser Fragen
Antwort gefunden. Was ich von diesem Triebe
als Hülfsmittel, als Sporn halte, besonders bei
Mädchen, das muß Dir aus dem Nichtgebrauch
desselben klar geworden seyn. Willst Du meine



leicht; deshalb verzeihe mir jene, und erlaſſe mir
großmüthig die kleine Schuld, mit der ich ihr ver-
haftet bleiben muß. Hier wurden wir unterbro-
chen durch unerwarteten Beſuch, und ich ſchließe
hier füglich. Lebe wohl, Emma!



Zwei und Siebenzigſter Brief.

Auf Deine alte Frage, ob man den Ehrtrieb der
Kinder gar nicht reizen, und wenn er ſich etwa von
Natur oder aufgeregt zeige, gar nicht bei ihrer
Erziehung gebrauchen dürfe? blieb ich Dir ſo wie
auf manche andere frühere Frage die Antwort
ſchuldig, oder würde ſie als eine unbezahlte Schuld
anerkennen müſſ[en], wenn ich nicht darauf gerech-
net hätte, daß Du in der getreuen Darſtellung
deſſen was ich thue, auf die meiſten dieſer Fragen
Antwort gefunden. Was ich von dieſem Triebe
als Hülfsmittel, als Sporn halte, beſonders bei
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[262/0270] leicht; deshalb verzeihe mir jene, und erlaſſe mir großmüthig die kleine Schuld, mit der ich ihr ver- haftet bleiben muß. Hier wurden wir unterbro- chen durch unerwarteten Beſuch, und ich ſchließe hier füglich. Lebe wohl, Emma! Zwei und Siebenzigſter Brief. Auf Deine alte Frage, ob man den Ehrtrieb der Kinder gar nicht reizen, und wenn er ſich etwa von Natur oder aufgeregt zeige, gar nicht bei ihrer Erziehung gebrauchen dürfe? blieb ich Dir ſo wie auf manche andere frühere Frage die Antwort ſchuldig, oder würde ſie als eine unbezahlte Schuld anerkennen müſſen, wenn ich nicht darauf gerech- net hätte, daß Du in der getreuen Darſtellung deſſen was ich thue, auf die meiſten dieſer Fragen Antwort gefunden. Was ich von dieſem Triebe als Hülfsmittel, als Sporn halte, beſonders bei Mädchen, das muß Dir aus dem Nichtgebrauch deſſelben klar geworden ſeyn. Willſt Du meine

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/270>, abgerufen am 21.11.2024.