trennt mich nichts, als Du, meine Emma, ein Mann, oder -- der uns einst alle trennt. Lebe wohl!
Sieben und siebenzigster Brief.
Da sind wir alle in Lausanne. Ausgenommen Elvire, die ein gichtischer Schmerz genöthigt, zu Hause zu bleiben. Zwei ihrer Töchter hat sie uns mitgegeben; die älteste ist ihr zur Gesellschaft und Pflege in Genf bei ihr geblieben.
Seraphine macht uns viel Freude, aber doch furcht' ich, daß sie uns die weitere Reise sehr er- schweren dürfte. Es muß auf ein so junges Kind immerwährend Rücksicht genommen werden, und das wird unsere Plane sehr beengen. Jch sage Dir nichts von dem mannichfaltigen Wechsel der Schönheit an den Ufern des Sees. Du wirst ja endlich kommen, und dies alles mit uns genießen. Meine jungen Mädchen, besonders Jda, Cläre
trennt mich nichts, als Du, meine Emma, ein Mann, oder — der uns einſt alle trennt. Lebe wohl!
Sieben und ſiebenzigſter Brief.
Da ſind wir alle in Lauſanne. Ausgenommen Elvire, die ein gichtiſcher Schmerz genöthigt, zu Hauſe zu bleiben. Zwei ihrer Töchter hat ſie uns mitgegeben; die älteſte iſt ihr zur Geſellſchaft und Pflege in Genf bei ihr geblieben.
Seraphine macht uns viel Freude, aber doch furcht’ ich, daß ſie uns die weitere Reiſe ſehr er- ſchweren dürfte. Es muß auf ein ſo junges Kind immerwährend Rückſicht genommen werden, und das wird unſere Plane ſehr beengen. Jch ſage Dir nichts von dem mannichfaltigen Wechſel der Schönheit an den Ufern des Sees. Du wirſt ja endlich kommen, und dies alles mit uns genießen. Meine jungen Mädchen, beſonders Jda, Cläre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0298"n="290"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
trennt mich nichts, als Du, meine Emma, ein<lb/>
Mann, oder — der uns einſt alle trennt. Lebe<lb/>
wohl!</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Sieben und ſiebenzigſter Brief.</hi></head><lb/><p>Da ſind wir alle in Lauſanne. Ausgenommen<lb/>
Elvire, die ein gichtiſcher Schmerz genöthigt,<lb/>
zu Hauſe zu bleiben. Zwei ihrer Töchter hat ſie<lb/>
uns mitgegeben; die älteſte iſt ihr zur Geſellſchaft<lb/>
und Pflege in Genf bei ihr geblieben.</p><lb/><p>Seraphine macht uns viel Freude, aber doch<lb/>
furcht’ ich, daß ſie uns die weitere Reiſe ſehr er-<lb/>ſchweren dürfte. Es muß auf ein ſo junges Kind<lb/>
immerwährend Rückſicht genommen werden, und<lb/>
das wird unſere Plane ſehr beengen. Jch ſage<lb/>
Dir nichts von dem mannichfaltigen Wechſel der<lb/>
Schönheit an den Ufern des Sees. Du wirſt ja<lb/>
endlich kommen, und dies alles mit uns genießen.<lb/>
Meine jungen Mädchen, beſonders Jda, Cläre<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[290/0298]
trennt mich nichts, als Du, meine Emma, ein
Mann, oder — der uns einſt alle trennt. Lebe
wohl!
Sieben und ſiebenzigſter Brief.
Da ſind wir alle in Lauſanne. Ausgenommen
Elvire, die ein gichtiſcher Schmerz genöthigt,
zu Hauſe zu bleiben. Zwei ihrer Töchter hat ſie
uns mitgegeben; die älteſte iſt ihr zur Geſellſchaft
und Pflege in Genf bei ihr geblieben.
Seraphine macht uns viel Freude, aber doch
furcht’ ich, daß ſie uns die weitere Reiſe ſehr er-
ſchweren dürfte. Es muß auf ein ſo junges Kind
immerwährend Rückſicht genommen werden, und
das wird unſere Plane ſehr beengen. Jch ſage
Dir nichts von dem mannichfaltigen Wechſel der
Schönheit an den Ufern des Sees. Du wirſt ja
endlich kommen, und dies alles mit uns genießen.
Meine jungen Mädchen, beſonders Jda, Cläre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/298>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.