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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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diese erste Jdee noch wieder, wenn Sie nichts
weiter hinzuthun. Nein, mein Guter, dieser erste
Eindruck soll nicht wieder verlöschen, und wenn
ich ihn auch nur als ein ganz schwaches Fünkchen
unter der Asche schlafend noch erhalten kann. Leise
will ich den heiligen Funken decken, daß er nicht
ersticke. So oft Seraphine mich etwas der Art
mit wirklichem Verlangen fragt, thue ich ein
Wörtchen mehr hinzu. -- Habe ich's doch auch an
Jda erprobt, wie wohlthätig die frühen Eindrücke
auf ein solches Gemüth wirken. Seraphine kam
wieder gelaufen, mit dem Bruno an der Hand, in-
dem sie ihn herbeizog und ihn anklagte. Bruno
mir nicht sagen will, wie der Vater heißt, der die
Sonne gemacht hat? -- den Namen, liebe Se-
raphine, dürfen wir nur dann aussprechen, wenn
wir recht fromm waren, sagt' ich. Bist Du heute
immer brav gewesen? nicht immer, sagte sie trau-
rig. Nun so nenne ich Dir den Namen heute
nicht. Jch will Dir aber Blumen schenken, die
der unsichtbare Vater hat aufblühen lassen, damit
Du Dich recht freuen mögest; er sieht es so gerne,
wenn alle seine Kinder fröhlich sind.



dieſe erſte Jdee noch wieder, wenn Sie nichts
weiter hinzuthun. Nein, mein Guter, dieſer erſte
Eindruck ſoll nicht wieder verlöſchen, und wenn
ich ihn auch nur als ein ganz ſchwaches Fünkchen
unter der Aſche ſchlafend noch erhalten kann. Leiſe
will ich den heiligen Funken decken, daß er nicht
erſticke. So oft Seraphine mich etwas der Art
mit wirklichem Verlangen fragt, thue ich ein
Wörtchen mehr hinzu. — Habe ich’s doch auch an
Jda erprobt, wie wohlthätig die frühen Eindrücke
auf ein ſolches Gemüth wirken. Seraphine kam
wieder gelaufen, mit dem Bruno an der Hand, in-
dem ſie ihn herbeizog und ihn anklagte. Bruno
mir nicht ſagen will, wie der Vater heißt, der die
Sonne gemacht hat? — den Namen, liebe Se-
raphine, dürfen wir nur dann ausſprechen, wenn
wir recht fromm waren, ſagt’ ich. Biſt Du heute
immer brav geweſen? nicht immer, ſagte ſie trau-
rig. Nun ſo nenne ich Dir den Namen heute
nicht. Jch will Dir aber Blumen ſchenken, die
der unſichtbare Vater hat aufblühen laſſen, damit
Du Dich recht freuen mögeſt; er ſieht es ſo gerne,
wenn alle ſeine Kinder fröhlich ſind.

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[351/0359] dieſe erſte Jdee noch wieder, wenn Sie nichts weiter hinzuthun. Nein, mein Guter, dieſer erſte Eindruck ſoll nicht wieder verlöſchen, und wenn ich ihn auch nur als ein ganz ſchwaches Fünkchen unter der Aſche ſchlafend noch erhalten kann. Leiſe will ich den heiligen Funken decken, daß er nicht erſticke. So oft Seraphine mich etwas der Art mit wirklichem Verlangen fragt, thue ich ein Wörtchen mehr hinzu. — Habe ich’s doch auch an Jda erprobt, wie wohlthätig die frühen Eindrücke auf ein ſolches Gemüth wirken. Seraphine kam wieder gelaufen, mit dem Bruno an der Hand, in- dem ſie ihn herbeizog und ihn anklagte. Bruno mir nicht ſagen will, wie der Vater heißt, der die Sonne gemacht hat? — den Namen, liebe Se- raphine, dürfen wir nur dann ausſprechen, wenn wir recht fromm waren, ſagt’ ich. Biſt Du heute immer brav geweſen? nicht immer, ſagte ſie trau- rig. Nun ſo nenne ich Dir den Namen heute nicht. Jch will Dir aber Blumen ſchenken, die der unſichtbare Vater hat aufblühen laſſen, damit Du Dich recht freuen mögeſt; er ſieht es ſo gerne, wenn alle ſeine Kinder fröhlich ſind.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/359>, abgerufen am 21.11.2024.