Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.wenn mich dies nicht immer tiefer und tiefer ins Erziehungsgeschäft verflöchte. So lange wir hier sind, und Hertha und Mathilde und Elvirens Töchter mit uns leben, braucht es der Gespielin so sehr nicht, aber wenn das Häuflein sich erst zer- streut hat, dann wird meine Kleine zu einsam. Dann bin ich es ihr und mir schuldig, ihr zur Kin- dergesellschaft zu verhelfen, mit welcher sie ganz als Kind spielen und ihrer Kindheit froh werden könne. Doch für jetzt sey das dem Schicksal noch ganz anheim gestellt, welches mit diesem Kinde überhaupt gar eigene Wege nimmt. Sobald mir dieses eins anweiset, das durch seine Natur Se- raphinen keine Gewalt anthun, und in dessen Nähe sie sich frei entwickeln kann, nehme ich eins auf, aber suchen will ich es nicht. Eine Stelle in einem Deiner letzten Briefe hat wenn mich dies nicht immer tiefer und tiefer ins Erziehungsgeſchäft verflöchte. So lange wir hier ſind, und Hertha und Mathilde und Elvirens Töchter mit uns leben, braucht es der Geſpielin ſo ſehr nicht, aber wenn das Häuflein ſich erſt zer- ſtreut hat, dann wird meine Kleine zu einſam. Dann bin ich es ihr und mir ſchuldig, ihr zur Kin- dergeſellſchaft zu verhelfen, mit welcher ſie ganz als Kind ſpielen und ihrer Kindheit froh werden könne. Doch für jetzt ſey das dem Schickſal noch ganz anheim geſtellt, welches mit dieſem Kinde überhaupt gar eigene Wege nimmt. Sobald mir dieſes eins anweiſet, das durch ſeine Natur Se- raphinen keine Gewalt anthun, und in deſſen Nähe ſie ſich frei entwickeln kann, nehme ich eins auf, aber ſuchen will ich es nicht. Eine Stelle in einem Deiner letzten Briefe hat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0363" n="355"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> wenn mich dies nicht immer tiefer und tiefer ins<lb/> Erziehungsgeſchäft verflöchte. So lange wir hier<lb/> ſind, und Hertha und Mathilde und Elvirens<lb/> Töchter mit uns leben, braucht es der Geſpielin ſo<lb/> ſehr nicht, aber wenn das Häuflein ſich erſt zer-<lb/> ſtreut hat, dann wird meine Kleine zu einſam.<lb/> Dann bin ich es ihr und mir ſchuldig, ihr zur Kin-<lb/> dergeſellſchaft zu verhelfen, mit welcher ſie ganz<lb/> als Kind ſpielen und ihrer Kindheit froh werden<lb/> könne. Doch für jetzt ſey das dem Schickſal noch<lb/> ganz anheim geſtellt, welches mit dieſem Kinde<lb/> überhaupt gar eigene Wege nimmt. Sobald mir<lb/> dieſes eins anweiſet, das durch ſeine Natur Se-<lb/> raphinen keine Gewalt anthun, und in deſſen<lb/> Nähe ſie ſich frei entwickeln kann, nehme ich eins<lb/> auf, aber ſuchen will ich es nicht.</p><lb/> <p>Eine Stelle in einem Deiner letzten Briefe hat<lb/> mich ſehr aufmerkſam gemacht. Es iſt nemlich die,<lb/> wo Du mir ſagſt; daß Du von meinen Anleitun-<lb/> gen zur Behandlung Deiner jüngern Kinder nicht<lb/> den uneingeſchränkten Gebrauch machen, und dem<lb/> aufgeſtellten Beiſpiel meiner Ausübung dieſer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [355/0363]
wenn mich dies nicht immer tiefer und tiefer ins
Erziehungsgeſchäft verflöchte. So lange wir hier
ſind, und Hertha und Mathilde und Elvirens
Töchter mit uns leben, braucht es der Geſpielin ſo
ſehr nicht, aber wenn das Häuflein ſich erſt zer-
ſtreut hat, dann wird meine Kleine zu einſam.
Dann bin ich es ihr und mir ſchuldig, ihr zur Kin-
dergeſellſchaft zu verhelfen, mit welcher ſie ganz
als Kind ſpielen und ihrer Kindheit froh werden
könne. Doch für jetzt ſey das dem Schickſal noch
ganz anheim geſtellt, welches mit dieſem Kinde
überhaupt gar eigene Wege nimmt. Sobald mir
dieſes eins anweiſet, das durch ſeine Natur Se-
raphinen keine Gewalt anthun, und in deſſen
Nähe ſie ſich frei entwickeln kann, nehme ich eins
auf, aber ſuchen will ich es nicht.
Eine Stelle in einem Deiner letzten Briefe hat
mich ſehr aufmerkſam gemacht. Es iſt nemlich die,
wo Du mir ſagſt; daß Du von meinen Anleitun-
gen zur Behandlung Deiner jüngern Kinder nicht
den uneingeſchränkten Gebrauch machen, und dem
aufgeſtellten Beiſpiel meiner Ausübung dieſer
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