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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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der Acht lassen; denn es ist wichtig. Gehorsam
sollen sie früh lernen, da er ihnen ganz unent-
behrlich ist, doch nicht jenen sklavischen Gehorsam,
der das Gemüth zu keiner eigenen Willenskraft
kommen läßt, sondern eine sanfte Biegsamkeit,
ein frommes aber freies Fügen in des Schicksals
Willen, in die Macht der Nothwendigkeit, wel-
ches in Folge über Armuth und Niedrigkeit er-
hebt, und jedem Leiden seinen schärfsten Stachel
nimmt. Vom sechsten Jahre an muß ihre Thä-
tigkeit immer ernster und immer geordneter wer-
den. Und wenigstens einige Stunden des Tages
wird nicht gespielt. Jn der Spielzeit müssen sie
frei und ohne Zwang sich bewegen. Früh muß
in ihnen der Keim der Frömmigkeit erweckt, und
mit belebender Wärme angehaucht werden. Kein
Eigensinn, keine Launen dürfen ihnen gestattet
werden. Alle Gegenstände des bloßen Luxus halte
man so fern von ihnen als möglich, damit keine
Lüsternheit danach in ihnen entstehen könne. Jhre
höchst einfache Kost werde schmackhaft bereitet,
und sorgfältig muß alles lüsterne Sprechen über
Leckereien von ihren Ohren entfernt werden. Zu

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der Acht laſſen; denn es iſt wichtig. Gehorſam
ſollen ſie früh lernen, da er ihnen ganz unent-
behrlich iſt, doch nicht jenen ſklaviſchen Gehorſam,
der das Gemüth zu keiner eigenen Willenskraft
kommen läßt, ſondern eine ſanfte Biegſamkeit,
ein frommes aber freies Fügen in des Schickſals
Willen, in die Macht der Nothwendigkeit, wel-
ches in Folge über Armuth und Niedrigkeit er-
hebt, und jedem Leiden ſeinen ſchärfſten Stachel
nimmt. Vom ſechsten Jahre an muß ihre Thä-
tigkeit immer ernſter und immer geordneter wer-
den. Und wenigſtens einige Stunden des Tages
wird nicht geſpielt. Jn der Spielzeit müſſen ſie
frei und ohne Zwang ſich bewegen. Früh muß
in ihnen der Keim der Frömmigkeit erweckt, und
mit belebender Wärme angehaucht werden. Kein
Eigenſinn, keine Launen dürfen ihnen geſtattet
werden. Alle Gegenſtände des bloßen Luxus halte
man ſo fern von ihnen als möglich, damit keine
Lüſternheit danach in ihnen entſtehen könne. Jhre
höchſt einfache Koſt werde ſchmackhaft bereitet,
und ſorgfältig muß alles lüſterne Sprechen über
Leckereien von ihren Ohren entfernt werden. Zu

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[393/0401] der Acht laſſen; denn es iſt wichtig. Gehorſam ſollen ſie früh lernen, da er ihnen ganz unent- behrlich iſt, doch nicht jenen ſklaviſchen Gehorſam, der das Gemüth zu keiner eigenen Willenskraft kommen läßt, ſondern eine ſanfte Biegſamkeit, ein frommes aber freies Fügen in des Schickſals Willen, in die Macht der Nothwendigkeit, wel- ches in Folge über Armuth und Niedrigkeit er- hebt, und jedem Leiden ſeinen ſchärfſten Stachel nimmt. Vom ſechsten Jahre an muß ihre Thä- tigkeit immer ernſter und immer geordneter wer- den. Und wenigſtens einige Stunden des Tages wird nicht geſpielt. Jn der Spielzeit müſſen ſie frei und ohne Zwang ſich bewegen. Früh muß in ihnen der Keim der Frömmigkeit erweckt, und mit belebender Wärme angehaucht werden. Kein Eigenſinn, keine Launen dürfen ihnen geſtattet werden. Alle Gegenſtände des bloßen Luxus halte man ſo fern von ihnen als möglich, damit keine Lüſternheit danach in ihnen entſtehen könne. Jhre höchſt einfache Koſt werde ſchmackhaft bereitet, und ſorgfältig muß alles lüſterne Sprechen über Leckereien von ihren Ohren entfernt werden. Zu (50)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/401>, abgerufen am 22.11.2024.