Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

es nur, daß sie schon da, und getauft waren, ehe
ihr nach K... kamt, denn sonst hätte D -- ihnen
wohl türkische Namen gegeben. -- O macht nur,
daß ihr bald wieder nach Deutschland kommt, da-
mit Kathinka nicht gar zu ausländisch werde.

Diese starke Natur wird nicht gar leicht zu
lenken seyn, besonders wenn D -- fortfährt, an
ihrer Originalität so großes Behagen zu äu-
ßern
. Auch soll der böse Mensch nicht meynen,
daß die "Erzpädagogin nur einmal Willens ist,
alles was er muthwillig verdirbt, wieder in Ord-
nung zu bringen"; an ihm selbst aber wird sie
meistern, so lange bis sie ihn zum bessern Erzieher
erzogen hat. Lies ihm ja diese Stelle oder lieber
den ganzen Brief vor; ich bitte Dich.

Hätte er sich durch seine grenzenlose Freude an
Jda und Woldemar in Dresden nicht selbst ver-
rathen, was er von der guten Erziehung halte,
so könnten einen seine komischen Ausfälle gegen
den pädagogischen Ernst wohl oft irre machen.
Aber vergebens hatte er gestrebt, sich zu verbergen,

es nur, daß ſie ſchon da, und getauft waren, ehe
ihr nach K… kamt, denn ſonſt hätte D — ihnen
wohl türkiſche Namen gegeben. — O macht nur,
daß ihr bald wieder nach Deutſchland kommt, da-
mit Kathinka nicht gar zu ausländiſch werde.

Dieſe ſtarke Natur wird nicht gar leicht zu
lenken ſeyn, beſonders wenn D — fortfährt, an
ihrer Originalität ſo großes Behagen zu äu-
ßern
. Auch ſoll der böſe Menſch nicht meynen,
daß die „Erzpädagogin nur einmal Willens iſt,
alles was er muthwillig verdirbt, wieder in Ord-
nung zu bringen‟; an ihm ſelbſt aber wird ſie
meiſtern, ſo lange bis ſie ihn zum beſſern Erzieher
erzogen hat. Lies ihm ja dieſe Stelle oder lieber
den ganzen Brief vor; ich bitte Dich.

Hätte er ſich durch ſeine grenzenloſe Freude an
Jda und Woldemar in Dresden nicht ſelbſt ver-
rathen, was er von der guten Erziehung halte,
ſo könnten einen ſeine komiſchen Ausfälle gegen
den pädagogiſchen Ernſt wohl oft irre machen.
Aber vergebens hatte er geſtrebt, ſich zu verbergen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="53"/>
es nur, daß &#x017F;ie &#x017F;chon da, und getauft waren, ehe<lb/>
ihr nach K&#x2026; kamt, denn &#x017F;on&#x017F;t hätte D &#x2014; ihnen<lb/>
wohl türki&#x017F;che Namen gegeben. &#x2014; O macht nur,<lb/>
daß ihr bald wieder nach Deut&#x017F;chland kommt, da-<lb/>
mit Kathinka nicht gar zu ausländi&#x017F;ch werde.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e &#x017F;tarke Natur wird nicht gar leicht zu<lb/>
lenken &#x017F;eyn, be&#x017F;onders wenn D &#x2014; fortfährt, an<lb/>
ihrer Originalität &#x017F;o großes Behagen zu <hi rendition="#g">äu-<lb/>
ßern</hi>. Auch &#x017F;oll der bö&#x017F;e Men&#x017F;ch nicht meynen,<lb/>
daß die &#x201E;Erzpädagogin nur einmal Willens i&#x017F;t,<lb/>
alles was er muthwillig verdirbt, wieder in Ord-<lb/>
nung zu bringen&#x201F;; an ihm &#x017F;elb&#x017F;t aber wird &#x017F;ie<lb/>
mei&#x017F;tern, &#x017F;o lange bis &#x017F;ie ihn zum be&#x017F;&#x017F;ern Erzieher<lb/>
erzogen hat. Lies ihm ja die&#x017F;e Stelle oder lieber<lb/>
den ganzen Brief vor; ich bitte Dich.</p><lb/>
          <p>Hätte er &#x017F;ich durch &#x017F;eine grenzenlo&#x017F;e Freude an<lb/>
Jda und Woldemar in Dresden nicht &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
rathen, was er von der <hi rendition="#g">gu</hi>ten Erziehung halte,<lb/>
&#x017F;o könnten einen &#x017F;eine komi&#x017F;chen Ausfälle gegen<lb/>
den pädagogi&#x017F;chen Ern&#x017F;t wohl oft irre machen.<lb/>
Aber vergebens hatte er ge&#x017F;trebt, &#x017F;ich zu verbergen,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0061] es nur, daß ſie ſchon da, und getauft waren, ehe ihr nach K… kamt, denn ſonſt hätte D — ihnen wohl türkiſche Namen gegeben. — O macht nur, daß ihr bald wieder nach Deutſchland kommt, da- mit Kathinka nicht gar zu ausländiſch werde. Dieſe ſtarke Natur wird nicht gar leicht zu lenken ſeyn, beſonders wenn D — fortfährt, an ihrer Originalität ſo großes Behagen zu äu- ßern. Auch ſoll der böſe Menſch nicht meynen, daß die „Erzpädagogin nur einmal Willens iſt, alles was er muthwillig verdirbt, wieder in Ord- nung zu bringen‟; an ihm ſelbſt aber wird ſie meiſtern, ſo lange bis ſie ihn zum beſſern Erzieher erzogen hat. Lies ihm ja dieſe Stelle oder lieber den ganzen Brief vor; ich bitte Dich. Hätte er ſich durch ſeine grenzenloſe Freude an Jda und Woldemar in Dresden nicht ſelbſt ver- rathen, was er von der guten Erziehung halte, ſo könnten einen ſeine komiſchen Ausfälle gegen den pädagogiſchen Ernſt wohl oft irre machen. Aber vergebens hatte er geſtrebt, ſich zu verbergen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/61
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/61>, abgerufen am 23.11.2024.