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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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tin einziehen, und es verschmolz die schöne Gegen-
wart mit der grauen fabelhaften Ferne, mit dem
rohen kindlichen Alter der Welt, dessen man nicht
gedenken kann, ohne im Jnnersten bewegt zu
seyn, und ohne des eigenen ersten Geisteserwachens
aus der Thierheit zu gedenken. Könnt' ich Dich
zu uns herzaubern, daß Du Deine Mädchen als
Garbenbinderinnen sähest! Aber welche Kluft ist
zwischen uns! Die Kinder sind ungemein reizend
unter dem Haufen Landvolk. Mathilde wird ei-
nen hohen schlanken Wuchs bekommen, sie ragt
schon jetzt stark hervor. Diesen Abend wird im
Pfarrhofe getanzt. Der Pfarrer hat Prager be-
stellt, die vor ein Paar Tagen hier durchgezogen.
Es versteht sich, daß unsere vier Binderinnen auch
mittanzen, und Deine Freundin nicht minder.
Es kommen auch einige junge Leute aus der Nach-
barschaft dazu.

Lebe wohl für heute. Jch werde morgen viel-
leicht noch etwas hinzuschreiben. Die Post geht
erst morgen Abend hier durch.



tin einziehen, und es verſchmolz die ſchöne Gegen-
wart mit der grauen fabelhaften Ferne, mit dem
rohen kindlichen Alter der Welt, deſſen man nicht
gedenken kann, ohne im Jnnerſten bewegt zu
ſeyn, und ohne des eigenen erſten Geiſteserwachens
aus der Thierheit zu gedenken. Könnt’ ich Dich
zu uns herzaubern, daß Du Deine Mädchen als
Garbenbinderinnen ſäheſt! Aber welche Kluft iſt
zwiſchen uns! Die Kinder ſind ungemein reizend
unter dem Haufen Landvolk. Mathilde wird ei-
nen hohen ſchlanken Wuchs bekommen, ſie ragt
ſchon jetzt ſtark hervor. Dieſen Abend wird im
Pfarrhofe getanzt. Der Pfarrer hat Prager be-
ſtellt, die vor ein Paar Tagen hier durchgezogen.
Es verſteht ſich, daß unſere vier Binderinnen auch
mittanzen, und Deine Freundin nicht minder.
Es kommen auch einige junge Leute aus der Nach-
barſchaft dazu.

Lebe wohl für heute. Jch werde morgen viel-
leicht noch etwas hinzuſchreiben. Die Poſt geht
erſt morgen Abend hier durch.



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[82/0090] tin einziehen, und es verſchmolz die ſchöne Gegen- wart mit der grauen fabelhaften Ferne, mit dem rohen kindlichen Alter der Welt, deſſen man nicht gedenken kann, ohne im Jnnerſten bewegt zu ſeyn, und ohne des eigenen erſten Geiſteserwachens aus der Thierheit zu gedenken. Könnt’ ich Dich zu uns herzaubern, daß Du Deine Mädchen als Garbenbinderinnen ſäheſt! Aber welche Kluft iſt zwiſchen uns! Die Kinder ſind ungemein reizend unter dem Haufen Landvolk. Mathilde wird ei- nen hohen ſchlanken Wuchs bekommen, ſie ragt ſchon jetzt ſtark hervor. Dieſen Abend wird im Pfarrhofe getanzt. Der Pfarrer hat Prager be- ſtellt, die vor ein Paar Tagen hier durchgezogen. Es verſteht ſich, daß unſere vier Binderinnen auch mittanzen, und Deine Freundin nicht minder. Es kommen auch einige junge Leute aus der Nach- barſchaft dazu. Lebe wohl für heute. Jch werde morgen viel- leicht noch etwas hinzuſchreiben. Die Poſt geht erſt morgen Abend hier durch.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/90>, abgerufen am 27.11.2024.