Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.22. Zu Naciketas einst, dem Weisen, kam der Tod, Der alle Herrlichkeit der Welt zur Wahl ihm bot. Von Rossen, feurigen, gezogen war sein Wagen, Worauf Erobrerschwert' und Königskronen lagen. Mehr als von Sonnenschein und Mondglanz stralt der Wagen, Mit allem Prachtgestein und Gold der Welt beschlagen. Die Freuden und die Künst' im Frühlingsblumenkranz Begleiteten die Fahrt mit Sang und Klang und Tanz. Und aus dem bunten Chor aufrichtete der Tod Sich hoch, als er die Wahl dem Naciketas bot: Erwähle, was du willst, von diesen Gütern allen; Denn deine Weisheit hat erregt mein Wohlgefallen. Doch Naciketas sprach: Wenn ich die Weisheit habe, Wie dürft' ich denn von dir begehren ein Gabe? 22. Zu Naciketas einſt, dem Weiſen, kam der Tod, Der alle Herrlichkeit der Welt zur Wahl ihm bot. Von Roſſen, feurigen, gezogen war ſein Wagen, Worauf Erobrerſchwert' und Koͤnigskronen lagen. Mehr als von Sonnenſchein und Mondglanz ſtralt der Wagen, Mit allem Prachtgeſtein und Gold der Welt beſchlagen. Die Freuden und die Kuͤnſt' im Fruͤhlingsblumenkranz Begleiteten die Fahrt mit Sang und Klang und Tanz. Und aus dem bunten Chor aufrichtete der Tod Sich hoch, als er die Wahl dem Naciketas bot: Erwaͤhle, was du willſt, von dieſen Guͤtern allen; Denn deine Weisheit hat erregt mein Wohlgefallen. Doch Naciketas ſprach: Wenn ich die Weisheit habe, Wie duͤrft' ich denn von dir begehren ein Gabe? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0122" n="112"/> <div n="2"> <head>22.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zu <hi rendition="#g">Naciketas</hi> einſt, dem Weiſen, kam der Tod,</l><lb/> <l>Der alle Herrlichkeit der Welt zur Wahl ihm bot.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Von Roſſen, feurigen, gezogen war ſein Wagen,</l><lb/> <l>Worauf Erobrerſchwert' und Koͤnigskronen lagen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Mehr als von Sonnenſchein und Mondglanz ſtralt der Wagen,</l><lb/> <l>Mit allem Prachtgeſtein und Gold der Welt beſchlagen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Freuden und die Kuͤnſt' im Fruͤhlingsblumenkranz</l><lb/> <l>Begleiteten die Fahrt mit Sang und Klang und Tanz.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und aus dem bunten Chor aufrichtete der Tod</l><lb/> <l>Sich hoch, als er die Wahl dem <hi rendition="#g">Naciketas</hi> bot:</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Erwaͤhle, was du willſt, von dieſen Guͤtern allen;</l><lb/> <l>Denn deine Weisheit hat erregt mein Wohlgefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Doch <hi rendition="#g">Naciketas</hi> ſprach: Wenn ich die Weisheit habe,</l><lb/> <l>Wie duͤrft' ich denn von dir begehren ein Gabe?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
22.
Zu Naciketas einſt, dem Weiſen, kam der Tod,
Der alle Herrlichkeit der Welt zur Wahl ihm bot.
Von Roſſen, feurigen, gezogen war ſein Wagen,
Worauf Erobrerſchwert' und Koͤnigskronen lagen.
Mehr als von Sonnenſchein und Mondglanz ſtralt der Wagen,
Mit allem Prachtgeſtein und Gold der Welt beſchlagen.
Die Freuden und die Kuͤnſt' im Fruͤhlingsblumenkranz
Begleiteten die Fahrt mit Sang und Klang und Tanz.
Und aus dem bunten Chor aufrichtete der Tod
Sich hoch, als er die Wahl dem Naciketas bot:
Erwaͤhle, was du willſt, von dieſen Guͤtern allen;
Denn deine Weisheit hat erregt mein Wohlgefallen.
Doch Naciketas ſprach: Wenn ich die Weisheit habe,
Wie duͤrft' ich denn von dir begehren ein Gabe?
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