Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.35. Ich kann aus meinem Haus nicht auf- noch abwerts schreiten, Daß nicht mich Kinder zwei verlorene begleiten. Denn aufwerts liegt vom Haus ein Graben, den mein Fuß Beschreitet niemals, daß ich nicht gedenken muß, Wie ich das letztemal sie dieses Weges führte, Als heimlich Todesglut in ihnen schon sich schürte. Den kleinen Schrittchen war der Graben da zu breit, Doch sie vertrauten auf mein väterlich Geleit. Darüber hob ich sie, und dachte sie zu haben Gebracht, wie über den, schon über jeden Graben. Nicht bei dem Graben fiel mir damals ein das Grab; Jetzt fällt mirs immer ein, seitdem ich ihm sie gab. Doch abwerts von dem Haus wenn ich mich wenden wollte, Da ist das Pflaster wo der Leichenwagen rollte. 35. Ich kann aus meinem Haus nicht auf- noch abwerts ſchreiten, Daß nicht mich Kinder zwei verlorene begleiten. Denn aufwerts liegt vom Haus ein Graben, den mein Fuß Beſchreitet niemals, daß ich nicht gedenken muß, Wie ich das letztemal ſie dieſes Weges fuͤhrte, Als heimlich Todesglut in ihnen ſchon ſich ſchuͤrte. Den kleinen Schrittchen war der Graben da zu breit, Doch ſie vertrauten auf mein vaͤterlich Geleit. Daruͤber hob ich ſie, und dachte ſie zu haben Gebracht, wie uͤber den, ſchon uͤber jeden Graben. Nicht bei dem Graben fiel mir damals ein das Grab; Jetzt faͤllt mirs immer ein, ſeitdem ich ihm ſie gab. Doch abwerts von dem Haus wenn ich mich wenden wollte, Da iſt das Pflaſter wo der Leichenwagen rollte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0165" n="155"/> <div n="2"> <head>35.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich kann aus meinem Haus nicht auf- noch abwerts ſchreiten,</l><lb/> <l>Daß nicht mich Kinder zwei verlorene begleiten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn aufwerts liegt vom Haus ein Graben, den mein Fuß</l><lb/> <l>Beſchreitet niemals, daß ich nicht gedenken muß,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie ich das letztemal ſie dieſes Weges fuͤhrte,</l><lb/> <l>Als heimlich Todesglut in ihnen ſchon ſich ſchuͤrte.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Den kleinen Schrittchen war der Graben da zu breit,</l><lb/> <l>Doch ſie vertrauten auf mein vaͤterlich Geleit.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Daruͤber hob ich ſie, und dachte ſie zu haben</l><lb/> <l>Gebracht, wie uͤber den, ſchon uͤber jeden Graben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Nicht bei dem Graben fiel mir damals ein das Grab;</l><lb/> <l>Jetzt faͤllt mirs immer ein, ſeitdem ich ihm ſie gab.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Doch abwerts von dem Haus wenn ich mich wenden wollte,</l><lb/> <l>Da iſt das Pflaſter wo der Leichenwagen rollte.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
35.
Ich kann aus meinem Haus nicht auf- noch abwerts ſchreiten,
Daß nicht mich Kinder zwei verlorene begleiten.
Denn aufwerts liegt vom Haus ein Graben, den mein Fuß
Beſchreitet niemals, daß ich nicht gedenken muß,
Wie ich das letztemal ſie dieſes Weges fuͤhrte,
Als heimlich Todesglut in ihnen ſchon ſich ſchuͤrte.
Den kleinen Schrittchen war der Graben da zu breit,
Doch ſie vertrauten auf mein vaͤterlich Geleit.
Daruͤber hob ich ſie, und dachte ſie zu haben
Gebracht, wie uͤber den, ſchon uͤber jeden Graben.
Nicht bei dem Graben fiel mir damals ein das Grab;
Jetzt faͤllt mirs immer ein, ſeitdem ich ihm ſie gab.
Doch abwerts von dem Haus wenn ich mich wenden wollte,
Da iſt das Pflaſter wo der Leichenwagen rollte.
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