Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Da sprach der Schmetterling zum Salamander sterbend: So ist, was den erquickt, dem anderen verderbend. Vielleicht beneidet wer dich um dein zähes Leben, Die Liebe aber liebt das ihre aufzugeben. -- Mein Herz, vergleichest du die beiden mit einander, Du ziehst den Schmetterling wol vor dem Salamander. 188. Rechne nicht auf die Welt und ihren Freudenzoll; Sie gibt es tropfenweis und nimmt den Becher voll. In Groschen streckt sie vor, und will zum Zins den Thaler, Kein Stündchen Stundung auch gibt sie dem säum'gen Zahler. 189. Du steuerst, Steuermann, dein Schiff nach einem Sterne, Der dir die Richtung zeigt, und deutet in die Ferne. Die Richtung, wo du kommst zum Ziele, zeigt der Stern, Er selbst ist nicht das Ziel, und bleibt dir ewig fern. Da ſprach der Schmetterling zum Salamander ſterbend: So iſt, was den erquickt, dem anderen verderbend. Vielleicht beneidet wer dich um dein zaͤhes Leben, Die Liebe aber liebt das ihre aufzugeben. — Mein Herz, vergleicheſt du die beiden mit einander, Du ziehſt den Schmetterling wol vor dem Salamander. 188. Rechne nicht auf die Welt und ihren Freudenzoll; Sie gibt es tropfenweis und nimmt den Becher voll. In Groſchen ſtreckt ſie vor, und will zum Zins den Thaler, Kein Stuͤndchen Stundung auch gibt ſie dem ſaͤum'gen Zahler. 189. Du ſteuerſt, Steuermann, dein Schiff nach einem Sterne, Der dir die Richtung zeigt, und deutet in die Ferne. Die Richtung, wo du kommſt zum Ziele, zeigt der Stern, Er ſelbſt iſt nicht das Ziel, und bleibt dir ewig fern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0123" n="113"/> </l> <lg n="6"> <l>Da ſprach der Schmetterling zum Salamander ſterbend:</l><lb/> <l>So iſt, was den erquickt, dem anderen verderbend.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Vielleicht beneidet wer dich um dein zaͤhes Leben,</l><lb/> <l>Die Liebe aber liebt das ihre aufzugeben. —</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Mein Herz, vergleicheſt du die beiden mit einander,</l><lb/> <l>Du ziehſt den Schmetterling wol vor dem Salamander.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>188.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Rechne nicht auf die Welt und ihren Freudenzoll;</l><lb/> <l>Sie gibt es tropfenweis und nimmt den Becher voll.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In Groſchen ſtreckt ſie vor, und will zum Zins den Thaler,</l><lb/> <l>Kein Stuͤndchen Stundung auch gibt ſie dem ſaͤum'gen Zahler.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>189.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſteuerſt, Steuermann, dein Schiff nach einem Sterne,</l><lb/> <l>Der dir die Richtung zeigt, und deutet in die Ferne.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Richtung, wo du kommſt zum Ziele, zeigt der Stern,</l><lb/> <l>Er ſelbſt iſt nicht das Ziel, und bleibt dir ewig fern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [113/0123]
Da ſprach der Schmetterling zum Salamander ſterbend:
So iſt, was den erquickt, dem anderen verderbend.
Vielleicht beneidet wer dich um dein zaͤhes Leben,
Die Liebe aber liebt das ihre aufzugeben. —
Mein Herz, vergleicheſt du die beiden mit einander,
Du ziehſt den Schmetterling wol vor dem Salamander.
188.
Rechne nicht auf die Welt und ihren Freudenzoll;
Sie gibt es tropfenweis und nimmt den Becher voll.
In Groſchen ſtreckt ſie vor, und will zum Zins den Thaler,
Kein Stuͤndchen Stundung auch gibt ſie dem ſaͤum'gen Zahler.
189.
Du ſteuerſt, Steuermann, dein Schiff nach einem Sterne,
Der dir die Richtung zeigt, und deutet in die Ferne.
Die Richtung, wo du kommſt zum Ziele, zeigt der Stern,
Er ſelbſt iſt nicht das Ziel, und bleibt dir ewig fern.
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