Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Den Glutmuth dämpfe dir die Traurigkeit zur Demuth; Schwimm, und verschwimm nur nicht, in Sehnsucht und in Wehmuth; Im Weh' ist eine Wonn', und in der Lust ein Leid; Die reinste Lebenslust ist Liebe ohne Neid. Aus Furcht kommt Neid und Geiz und aller Selbstsucht Pein; In deinem Herzen sei nur Gottesfurcht allein. 58. Das Wasser strebt hinab, das Feuer strebt hinauf, Und zwischen beiden hat die Luft den stäten Lauf. Die Erde aber ruht, geht weder auf noch nieder. Das sind des Weltgebäus nothwendige vier Glieder. Dieselben sind in dir; dein Wasser kommt von oben, Und zu der Höhe hat dein Feuer sich erhoben. Frei schwebet deine Luft, der Weltvermittlung Odem, Und unerschütterlich ruht deiner Erde Bodem. Den Glutmuth daͤmpfe dir die Traurigkeit zur Demuth; Schwimm, und verſchwimm nur nicht, in Sehnſucht und in Wehmuth; Im Weh' iſt eine Wonn', und in der Luſt ein Leid; Die reinſte Lebensluſt iſt Liebe ohne Neid. Aus Furcht kommt Neid und Geiz und aller Selbſtſucht Pein; In deinem Herzen ſei nur Gottesfurcht allein. 58. Das Waſſer ſtrebt hinab, das Feuer ſtrebt hinauf, Und zwiſchen beiden hat die Luft den ſtaͤten Lauf. Die Erde aber ruht, geht weder auf noch nieder. Das ſind des Weltgebaͤus nothwendige vier Glieder. Dieſelben ſind in dir; dein Waſſer kommt von oben, Und zu der Hoͤhe hat dein Feuer ſich erhoben. Frei ſchwebet deine Luft, der Weltvermittlung Odem, Und unerſchuͤtterlich ruht deiner Erde Bodem. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0047" n="37"/> </l> <lg n="5"> <l>Den Glutmuth daͤmpfe dir die Traurigkeit zur Demuth;</l><lb/> <l>Schwimm, und verſchwimm nur nicht, in Sehnſucht und in Wehmuth;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Im Weh' iſt eine Wonn', und in der Luſt ein Leid;</l><lb/> <l>Die reinſte Lebensluſt iſt Liebe ohne Neid.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Aus Furcht kommt Neid und Geiz und aller Selbſtſucht Pein;</l><lb/> <l>In deinem Herzen ſei nur Gottesfurcht allein.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>58.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Waſſer ſtrebt hinab, das Feuer ſtrebt hinauf,</l><lb/> <l>Und zwiſchen beiden hat die Luft den ſtaͤten Lauf.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Erde aber ruht, geht weder auf noch nieder.</l><lb/> <l>Das ſind des Weltgebaͤus nothwendige vier Glieder.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dieſelben ſind in dir; dein Waſſer kommt von oben,</l><lb/> <l>Und zu der Hoͤhe hat dein Feuer ſich erhoben.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Frei ſchwebet deine Luft, der Weltvermittlung Odem,</l><lb/> <l>Und unerſchuͤtterlich ruht deiner Erde Bodem.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [37/0047]
Den Glutmuth daͤmpfe dir die Traurigkeit zur Demuth;
Schwimm, und verſchwimm nur nicht, in Sehnſucht und in Wehmuth;
Im Weh' iſt eine Wonn', und in der Luſt ein Leid;
Die reinſte Lebensluſt iſt Liebe ohne Neid.
Aus Furcht kommt Neid und Geiz und aller Selbſtſucht Pein;
In deinem Herzen ſei nur Gottesfurcht allein.
58.
Das Waſſer ſtrebt hinab, das Feuer ſtrebt hinauf,
Und zwiſchen beiden hat die Luft den ſtaͤten Lauf.
Die Erde aber ruht, geht weder auf noch nieder.
Das ſind des Weltgebaͤus nothwendige vier Glieder.
Dieſelben ſind in dir; dein Waſſer kommt von oben,
Und zu der Hoͤhe hat dein Feuer ſich erhoben.
Frei ſchwebet deine Luft, der Weltvermittlung Odem,
Und unerſchuͤtterlich ruht deiner Erde Bodem.
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