Die Winde wechseln wol nach jedem Himmelstrich, Doch Einer ist der bleibt und ist der Wind an sich:
Der Ostwind, der sogleich die heil'gen Flügel regt, Sobald das Ungestüm der andern sich gelegt;
Der Ostwind, der allein, wenn andre aufgestört Vom Zufall sind, dem Gang der Sonne selbst gehört;
Dem Gang des Sonnenlichts, das sich entgegenbreitet Der Erd' in jedem Nu, wie sie gen Osten schreitet.
Wol fühlest du von ihm den Kuß an Stirn und Wange, Wenn windstill ist die Luft, bei jedem Sonnaufgange.
Den heil'gen Frühhauch laß, eh einer von den vielen Tagwinden sich erhebt, dich ahnungsvoll umspielen.
99.
Die Winde wechſeln wol nach jedem Himmelſtrich, Doch Einer iſt der bleibt und iſt der Wind an ſich:
Der Oſtwind, der ſogleich die heil'gen Fluͤgel regt, Sobald das Ungeſtuͤm der andern ſich gelegt;
Der Oſtwind, der allein, wenn andre aufgeſtoͤrt Vom Zufall ſind, dem Gang der Sonne ſelbſt gehoͤrt;
Dem Gang des Sonnenlichts, das ſich entgegenbreitet Der Erd' in jedem Nu, wie ſie gen Oſten ſchreitet.
Wol fuͤhleſt du von ihm den Kuß an Stirn und Wange, Wenn windſtill iſt die Luft, bei jedem Sonnaufgange.
Den heil'gen Fruͤhhauch laß, eh einer von den vielen Tagwinden ſich erhebt, dich ahnungsvoll umſpielen.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0098"n="88"/><divn="2"><head>99.</head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Die Winde wechſeln wol nach jedem Himmelſtrich,</l><lb/><l>Doch Einer iſt der bleibt und iſt der Wind an ſich:</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Der Oſtwind, der ſogleich die heil'gen Fluͤgel regt,</l><lb/><l>Sobald das Ungeſtuͤm der andern ſich gelegt;</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Der Oſtwind, der allein, wenn andre aufgeſtoͤrt</l><lb/><l>Vom Zufall ſind, dem Gang der Sonne ſelbſt gehoͤrt;</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Dem Gang des Sonnenlichts, das ſich entgegenbreitet</l><lb/><l>Der Erd' in jedem Nu, wie ſie gen Oſten ſchreitet.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Wol fuͤhleſt du von ihm den Kuß an Stirn und Wange,</l><lb/><l>Wenn windſtill iſt die Luft, bei jedem Sonnaufgange.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Den heil'gen Fruͤhhauch laß, eh einer von den vielen</l><lb/><l>Tagwinden ſich erhebt, dich ahnungsvoll umſpielen.</l></lg><lb/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[88/0098]
99.
Die Winde wechſeln wol nach jedem Himmelſtrich,
Doch Einer iſt der bleibt und iſt der Wind an ſich:
Der Oſtwind, der ſogleich die heil'gen Fluͤgel regt,
Sobald das Ungeſtuͤm der andern ſich gelegt;
Der Oſtwind, der allein, wenn andre aufgeſtoͤrt
Vom Zufall ſind, dem Gang der Sonne ſelbſt gehoͤrt;
Dem Gang des Sonnenlichts, das ſich entgegenbreitet
Der Erd' in jedem Nu, wie ſie gen Oſten ſchreitet.
Wol fuͤhleſt du von ihm den Kuß an Stirn und Wange,
Wenn windſtill iſt die Luft, bei jedem Sonnaufgange.
Den heil'gen Fruͤhhauch laß, eh einer von den vielen
Tagwinden ſich erhebt, dich ahnungsvoll umſpielen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/98>, abgerufen am 19.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.