Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.134. In diesem Spiel des Glücks, in welchem keiner kann Gewinnen, ohne daß verlor ein Gegenmann; In diesem Spiel des Glücks, in dem auch keiner kann Verlieren, ohne was ein Gegenmann gewann; In diesem Spiel des Glücks verliert an ruh'gen Sinnen Der Spieler, ob er mag verlieren, ob gewinnen; Und Lust gewinnt allein, wer als Zuschauer steht, Und siehet daß im Grund hier nichts verloren geht; Daß eines Lebens Tod des andern ist Belebung, Und jedes Sinken hier wird dort zu einer Hebung; Daß dieses Schwanken selbst sich hält im Gleichgewicht: Wer sich im Ganzen fühlt, der hängt am Einzlen nicht. Und will das Glück dich selbst in seine Wirbel ziehn, Laß nur die ruhige Betrachtung nicht entfliehn: Rückert, Lehrgedicht IV. 5
134. In dieſem Spiel des Gluͤcks, in welchem keiner kann Gewinnen, ohne daß verlor ein Gegenmann; In dieſem Spiel des Gluͤcks, in dem auch keiner kann Verlieren, ohne was ein Gegenmann gewann; In dieſem Spiel des Gluͤcks verliert an ruh'gen Sinnen Der Spieler, ob er mag verlieren, ob gewinnen; Und Luſt gewinnt allein, wer als Zuſchauer ſteht, Und ſiehet daß im Grund hier nichts verloren geht; Daß eines Lebens Tod des andern iſt Belebung, Und jedes Sinken hier wird dort zu einer Hebung; Daß dieſes Schwanken ſelbſt ſich haͤlt im Gleichgewicht: Wer ſich im Ganzen fuͤhlt, der haͤngt am Einzlen nicht. Und will das Gluͤck dich ſelbſt in ſeine Wirbel ziehn, Laß nur die ruhige Betrachtung nicht entfliehn: Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0107" n="97"/> <div n="2"> <head>134.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In dieſem Spiel des Gluͤcks, in welchem keiner kann</l><lb/> <l>Gewinnen, ohne daß verlor ein Gegenmann;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In dieſem Spiel des Gluͤcks, in dem auch keiner kann</l><lb/> <l>Verlieren, ohne was ein Gegenmann gewann;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>In dieſem Spiel des Gluͤcks verliert an ruh'gen Sinnen</l><lb/> <l>Der Spieler, ob er mag verlieren, ob gewinnen;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und Luſt gewinnt allein, wer als Zuſchauer ſteht,</l><lb/> <l>Und ſiehet daß im Grund hier nichts verloren geht;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Daß eines Lebens Tod des andern iſt Belebung,</l><lb/> <l>Und jedes Sinken hier wird dort zu einer Hebung;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Daß dieſes Schwanken ſelbſt ſich haͤlt im Gleichgewicht:</l><lb/> <l>Wer ſich im Ganzen fuͤhlt, der haͤngt am Einzlen nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und will das Gluͤck dich ſelbſt in ſeine Wirbel ziehn,</l><lb/> <l>Laß nur die ruhige Betrachtung nicht entfliehn:</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ruͤckert</hi>, Lehrgedicht IV. 5</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0107]
134.
In dieſem Spiel des Gluͤcks, in welchem keiner kann
Gewinnen, ohne daß verlor ein Gegenmann;
In dieſem Spiel des Gluͤcks, in dem auch keiner kann
Verlieren, ohne was ein Gegenmann gewann;
In dieſem Spiel des Gluͤcks verliert an ruh'gen Sinnen
Der Spieler, ob er mag verlieren, ob gewinnen;
Und Luſt gewinnt allein, wer als Zuſchauer ſteht,
Und ſiehet daß im Grund hier nichts verloren geht;
Daß eines Lebens Tod des andern iſt Belebung,
Und jedes Sinken hier wird dort zu einer Hebung;
Daß dieſes Schwanken ſelbſt ſich haͤlt im Gleichgewicht:
Wer ſich im Ganzen fuͤhlt, der haͤngt am Einzlen nicht.
Und will das Gluͤck dich ſelbſt in ſeine Wirbel ziehn,
Laß nur die ruhige Betrachtung nicht entfliehn:
Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |