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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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Daß nur, was du verlierst, ein andrer hat einstweilen,
Und das was du gewannst, du kannst mit andern theilen.
Unglücklich ist nur, wer sein Glück mit keinem theilt,
Und vor dem Unglück bangt, noch ehr es ihn ereilt.

135.
Du bist zu sehr geneigt, andre nach dir zu richten,
Jedwedem dein Gefühl im Busen anzudichten.
Danach benennest du den einen hochbeglückt,
Und einen andern tief in Noth hinabgedrückt.
Du setzest nur voraus, daß sie in ihren Lagen
Sich fühlen müßten so wie du sie würdest tragen.
Bedenke: jeder lebt in seinem Element,
Ob dumpf ob licht es sei, wie wer kein andres kennt.
Ihr Leben fühlen sie in angemessner Lage
Nicht als besondre Lust, noch als besondre Plage.
In dem Gefühle sollst du sie durch deins nicht stören,
Und nicht das deinige durch Träumerei bethören.

Daß nur, was du verlierſt, ein andrer hat einſtweilen,
Und das was du gewannſt, du kannſt mit andern theilen.
Ungluͤcklich iſt nur, wer ſein Gluͤck mit keinem theilt,
Und vor dem Ungluͤck bangt, noch ehr es ihn ereilt.

135.
Du biſt zu ſehr geneigt, andre nach dir zu richten,
Jedwedem dein Gefuͤhl im Buſen anzudichten.
Danach benenneſt du den einen hochbegluͤckt,
Und einen andern tief in Noth hinabgedruͤckt.
Du ſetzeſt nur voraus, daß ſie in ihren Lagen
Sich fuͤhlen muͤßten ſo wie du ſie wuͤrdeſt tragen.
Bedenke: jeder lebt in ſeinem Element,
Ob dumpf ob licht es ſei, wie wer kein andres kennt.
Ihr Leben fuͤhlen ſie in angemeſſner Lage
Nicht als beſondre Luſt, noch als beſondre Plage.
In dem Gefuͤhle ſollſt du ſie durch deins nicht ſtoͤren,
Und nicht das deinige durch Traͤumerei bethoͤren.

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[98/0108] Daß nur, was du verlierſt, ein andrer hat einſtweilen, Und das was du gewannſt, du kannſt mit andern theilen. Ungluͤcklich iſt nur, wer ſein Gluͤck mit keinem theilt, Und vor dem Ungluͤck bangt, noch ehr es ihn ereilt. 135. Du biſt zu ſehr geneigt, andre nach dir zu richten, Jedwedem dein Gefuͤhl im Buſen anzudichten. Danach benenneſt du den einen hochbegluͤckt, Und einen andern tief in Noth hinabgedruͤckt. Du ſetzeſt nur voraus, daß ſie in ihren Lagen Sich fuͤhlen muͤßten ſo wie du ſie wuͤrdeſt tragen. Bedenke: jeder lebt in ſeinem Element, Ob dumpf ob licht es ſei, wie wer kein andres kennt. Ihr Leben fuͤhlen ſie in angemeſſner Lage Nicht als beſondre Luſt, noch als beſondre Plage. In dem Gefuͤhle ſollſt du ſie durch deins nicht ſtoͤren, Und nicht das deinige durch Traͤumerei bethoͤren.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/108>, abgerufen am 21.11.2024.