Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.27. Leicht wäre christliche Religion zu gründen Im Lande, wo sich frei darf jeder Gott verkünden; Wo alle Herzen stehn und alle Tempel offen Für jedes Gottgebild aus Erd- und Himmelstoffen. Leicht wäre Christenthum in Indien auch zu stiften, Wenn keine Christen nur es kämen zu vergiften. Aus Glaubensbotenmund was wir mit Lust vernahmen Ward uns verleidet als die Glaubensbrüder kamen; Beschmutzt mit jedem Schmutz, unschuldig keiner Schuldung, Eigen dem Eigennutz, ohne Geduld und Duldung. Belehr uns besser doch, bevor wir uns bekehren, Daß besser, als wir sind, euch machten eure Lehren! Und gebt dem Heidenthum bei uns noch ein'ge Fristen, Bis ihr bei euch bekehrt zum Christenthum die Christen. 27. Leicht waͤre chriſtliche Religion zu gruͤnden Im Lande, wo ſich frei darf jeder Gott verkuͤnden; Wo alle Herzen ſtehn und alle Tempel offen Fuͤr jedes Gottgebild aus Erd- und Himmelſtoffen. Leicht waͤre Chriſtenthum in Indien auch zu ſtiften, Wenn keine Chriſten nur es kaͤmen zu vergiften. Aus Glaubensbotenmund was wir mit Luſt vernahmen Ward uns verleidet als die Glaubensbruͤder kamen; Beſchmutzt mit jedem Schmutz, unſchuldig keiner Schuldung, Eigen dem Eigennutz, ohne Geduld und Duldung. Belehr uns beſſer doch, bevor wir uns bekehren, Daß beſſer, als wir ſind, euch machten eure Lehren! Und gebt dem Heidenthum bei uns noch ein'ge Friſten, Bis ihr bei euch bekehrt zum Chriſtenthum die Chriſten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0143" n="133"/> <div n="2"> <head>27.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Leicht waͤre chriſtliche Religion zu gruͤnden</l><lb/> <l>Im Lande, wo ſich frei darf jeder Gott verkuͤnden;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wo alle Herzen ſtehn und alle Tempel offen</l><lb/> <l>Fuͤr jedes Gottgebild aus Erd- und Himmelſtoffen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Leicht waͤre Chriſtenthum in Indien auch zu ſtiften,</l><lb/> <l>Wenn keine Chriſten nur es kaͤmen zu vergiften.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Aus Glaubensbotenmund was wir mit Luſt vernahmen</l><lb/> <l>Ward uns verleidet als die Glaubensbruͤder kamen;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Beſchmutzt mit jedem Schmutz, unſchuldig keiner Schuldung,</l><lb/> <l>Eigen dem Eigennutz, ohne Geduld und Duldung.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Belehr uns beſſer doch, bevor wir uns bekehren,</l><lb/> <l>Daß beſſer, als wir ſind, euch machten eure Lehren!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und gebt dem Heidenthum bei uns noch ein'ge Friſten,</l><lb/> <l>Bis ihr bei euch bekehrt zum Chriſtenthum die Chriſten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [133/0143]
27.
Leicht waͤre chriſtliche Religion zu gruͤnden
Im Lande, wo ſich frei darf jeder Gott verkuͤnden;
Wo alle Herzen ſtehn und alle Tempel offen
Fuͤr jedes Gottgebild aus Erd- und Himmelſtoffen.
Leicht waͤre Chriſtenthum in Indien auch zu ſtiften,
Wenn keine Chriſten nur es kaͤmen zu vergiften.
Aus Glaubensbotenmund was wir mit Luſt vernahmen
Ward uns verleidet als die Glaubensbruͤder kamen;
Beſchmutzt mit jedem Schmutz, unſchuldig keiner Schuldung,
Eigen dem Eigennutz, ohne Geduld und Duldung.
Belehr uns beſſer doch, bevor wir uns bekehren,
Daß beſſer, als wir ſind, euch machten eure Lehren!
Und gebt dem Heidenthum bei uns noch ein'ge Friſten,
Bis ihr bei euch bekehrt zum Chriſtenthum die Chriſten.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/143>, abgerufen am 16.02.2025. |