Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.142. Das Leben ist zu kurz, um alles zu erlernen, Was lernenswürdig ist im Nahen und im Fernen. Allein die Ewigkeit ist lang genug dazu; Der Aussicht freue dich, Geist, ewig lernest du. Und ewig lernest du nicht aus, denn ewig streckt Das Ew'ge weiter sich, das Ziel um Ziel dir steckt. Nicht Ein Ziel, sondern eins ums andre zu gewinnen, Beginne muthig nur das endlose Beginnen! Lern' alles was du magst! nichts ist ganz unerheblich; Auch das Vergebliche gelernt ist nicht vergeblich. Du lerntest wenigstens die große Kunst daran, Zu lernen. Alles lernt, wer erst das Lernen kan. 142. Das Leben iſt zu kurz, um alles zu erlernen, Was lernenswuͤrdig iſt im Nahen und im Fernen. Allein die Ewigkeit iſt lang genug dazu; Der Ausſicht freue dich, Geiſt, ewig lerneſt du. Und ewig lerneſt du nicht aus, denn ewig ſtreckt Das Ew'ge weiter ſich, das Ziel um Ziel dir ſteckt. Nicht Ein Ziel, ſondern eins ums andre zu gewinnen, Beginne muthig nur das endloſe Beginnen! Lern' alles was du magſt! nichts iſt ganz unerheblich; Auch das Vergebliche gelernt iſt nicht vergeblich. Du lernteſt wenigſtens die große Kunſt daran, Zu lernen. Alles lernt, wer erſt das Lernen kan. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0238" n="228"/> <div n="2"> <head>142.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Leben iſt zu kurz, um alles zu erlernen,</l><lb/> <l>Was lernenswuͤrdig iſt im Nahen und im Fernen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Allein die Ewigkeit iſt lang genug dazu;</l><lb/> <l>Der Ausſicht freue dich, Geiſt, ewig lerneſt du.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ewig lerneſt du nicht aus, denn ewig ſtreckt</l><lb/> <l>Das Ew'ge weiter ſich, das Ziel um Ziel dir ſteckt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nicht Ein Ziel, ſondern eins ums andre zu gewinnen,</l><lb/> <l>Beginne muthig nur das endloſe Beginnen!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Lern' alles was du magſt! nichts iſt ganz unerheblich;</l><lb/> <l>Auch das Vergebliche gelernt iſt nicht vergeblich.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Du lernteſt wenigſtens die große Kunſt daran,</l><lb/> <l>Zu lernen. Alles lernt, wer erſt das Lernen kan.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [228/0238]
142.
Das Leben iſt zu kurz, um alles zu erlernen,
Was lernenswuͤrdig iſt im Nahen und im Fernen.
Allein die Ewigkeit iſt lang genug dazu;
Der Ausſicht freue dich, Geiſt, ewig lerneſt du.
Und ewig lerneſt du nicht aus, denn ewig ſtreckt
Das Ew'ge weiter ſich, das Ziel um Ziel dir ſteckt.
Nicht Ein Ziel, ſondern eins ums andre zu gewinnen,
Beginne muthig nur das endloſe Beginnen!
Lern' alles was du magſt! nichts iſt ganz unerheblich;
Auch das Vergebliche gelernt iſt nicht vergeblich.
Du lernteſt wenigſtens die große Kunſt daran,
Zu lernen. Alles lernt, wer erſt das Lernen kan.
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