Wol gönnen darf ich's dir, daß du vor mir gegangen, Nicht diesen Schmerz von mir, den ich von dir, empfangen;
Daß du mich bleiben sah'st, und ich dich sah verscheiden; Denn seh'n Geliebter Tod ist mehr als eigne Leiden.
67.
Gott, der dir manches Leid im langen Leben gab, Und endlich Ausruh dir von allen gab im Grab,
Hab' ich gebeten oft, dich nur zu überheben Des einen, daß du mich auch müssest überleben.
Mit Gott nun hab' ich dir die Augen zugethan, So daß ich, ohne dich zu kränken, sterben kann.
66.
Der Mutter.
Wol goͤnnen darf ich's dir, daß du vor mir gegangen, Nicht dieſen Schmerz von mir, den ich von dir, empfangen;
Daß du mich bleiben ſah'ſt, und ich dich ſah verſcheiden; Denn ſeh'n Geliebter Tod iſt mehr als eigne Leiden.
67.
Gott, der dir manches Leid im langen Leben gab, Und endlich Ausruh dir von allen gab im Grab,
Hab' ich gebeten oft, dich nur zu uͤberheben Des einen, daß du mich auch muͤſſeſt uͤberleben.
Mit Gott nun hab' ich dir die Augen zugethan, So daß ich, ohne dich zu kraͤnken, ſterben kann.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0321"n="311"/><divn="2"><head>66.</head><lb/><p>Der Mutter.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Wol goͤnnen darf ich's dir, daß du vor mir gegangen,</l><lb/><l>Nicht dieſen Schmerz von mir, den ich von dir, empfangen;</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Daß du mich bleiben ſah'ſt, und ich dich ſah verſcheiden;</l><lb/><l>Denn ſeh'n Geliebter Tod iſt mehr als eigne Leiden.</l></lg><lb/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>67.</head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Gott, der dir manches Leid im langen Leben gab,</l><lb/><l>Und endlich Ausruh dir von allen gab im Grab,</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Hab' ich gebeten oft, dich nur zu uͤberheben</l><lb/><l>Des einen, daß du mich auch muͤſſeſt uͤberleben.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Mit Gott nun hab' ich dir die Augen zugethan,</l><lb/><l>So daß ich, ohne dich zu kraͤnken, ſterben kann.</l></lg><lb/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[311/0321]
66.
Der Mutter.
Wol goͤnnen darf ich's dir, daß du vor mir gegangen,
Nicht dieſen Schmerz von mir, den ich von dir, empfangen;
Daß du mich bleiben ſah'ſt, und ich dich ſah verſcheiden;
Denn ſeh'n Geliebter Tod iſt mehr als eigne Leiden.
67.
Gott, der dir manches Leid im langen Leben gab,
Und endlich Ausruh dir von allen gab im Grab,
Hab' ich gebeten oft, dich nur zu uͤberheben
Des einen, daß du mich auch muͤſſeſt uͤberleben.
Mit Gott nun hab' ich dir die Augen zugethan,
So daß ich, ohne dich zu kraͤnken, ſterben kann.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/321>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.