Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.48. Wenn dir ein Schritt entschlüpft ist ein unebener, So sorge daß auch der sei kein vergebener. Nachsichtiger mach' er dich für Unebenheiten In fremden Haus- und Stadt- und Weltbegebenheiten. Denn lerne, weil die Welt ist so uneben nun, Vorsichtiger den Schritt ein andermal zu thun. So bleibt der Fehltritt dir in jeder Hinsicht werth, Weil er so Vorsicht hat als Nachsicht dich gelehrt. 49. Den Krüppel schilt man nicht, daß er nicht wandeln kann; Und auch ein Krüppel ist der haltungslose Mann. Wer nun kann heißen gehn den Krüppel und den Lahmen, Der fordre Haltung auch von dem in Gottes Namen. Wer aber das nicht kann, der möge sich bedenken, Ob er dem armen Mann nicht muße Nachsicht schenken. 48. Wenn dir ein Schritt entſchluͤpft iſt ein unebener, So ſorge daß auch der ſei kein vergebener. Nachſichtiger mach' er dich fuͤr Unebenheiten In fremden Haus- und Stadt- und Weltbegebenheiten. Denn lerne, weil die Welt iſt ſo uneben nun, Vorſichtiger den Schritt ein andermal zu thun. So bleibt der Fehltritt dir in jeder Hinſicht werth, Weil er ſo Vorſicht hat als Nachſicht dich gelehrt. 49. Den Kruͤppel ſchilt man nicht, daß er nicht wandeln kann; Und auch ein Kruͤppel iſt der haltungsloſe Mann. Wer nun kann heißen gehn den Kruͤppel und den Lahmen, Der fordre Haltung auch von dem in Gottes Namen. Wer aber das nicht kann, der moͤge ſich bedenken, Ob er dem armen Mann nicht muße Nachſicht ſchenken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0045" n="35"/> <div n="2"> <head>48.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn dir ein Schritt entſchluͤpft iſt ein unebener,</l><lb/> <l>So ſorge daß auch der ſei kein vergebener.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nachſichtiger mach' er dich fuͤr Unebenheiten</l><lb/> <l>In fremden Haus- und Stadt- und Weltbegebenheiten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn lerne, weil die Welt iſt ſo uneben nun,</l><lb/> <l>Vorſichtiger den Schritt ein andermal zu thun.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So bleibt der Fehltritt dir in jeder Hinſicht werth,</l><lb/> <l>Weil er ſo Vorſicht hat als Nachſicht dich gelehrt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>49.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den Kruͤppel ſchilt man nicht, daß er nicht wandeln kann;</l><lb/> <l>Und auch ein Kruͤppel iſt der haltungsloſe Mann.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer nun kann heißen gehn den Kruͤppel und den Lahmen,</l><lb/> <l>Der fordre Haltung auch von dem in Gottes Namen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wer aber das nicht kann, der moͤge ſich bedenken,</l><lb/> <l>Ob er dem armen Mann nicht muße Nachſicht ſchenken.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
48.
Wenn dir ein Schritt entſchluͤpft iſt ein unebener,
So ſorge daß auch der ſei kein vergebener.
Nachſichtiger mach' er dich fuͤr Unebenheiten
In fremden Haus- und Stadt- und Weltbegebenheiten.
Denn lerne, weil die Welt iſt ſo uneben nun,
Vorſichtiger den Schritt ein andermal zu thun.
So bleibt der Fehltritt dir in jeder Hinſicht werth,
Weil er ſo Vorſicht hat als Nachſicht dich gelehrt.
49.
Den Kruͤppel ſchilt man nicht, daß er nicht wandeln kann;
Und auch ein Kruͤppel iſt der haltungsloſe Mann.
Wer nun kann heißen gehn den Kruͤppel und den Lahmen,
Der fordre Haltung auch von dem in Gottes Namen.
Wer aber das nicht kann, der moͤge ſich bedenken,
Ob er dem armen Mann nicht muße Nachſicht ſchenken.
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