Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.118. Wer hat es nicht erlebt, daß etwas tief ihn kränkt, Und sich den Augenblick sein Haupt in Unmut senkt? Doch oft nach einem Tag, oft schon nach einer Stunde, Belächelst du den Schmerz, und fühlst nicht mehr die Wunde. Darum, zur Stunde wo dich etwas kränkt, o denke Der nächsten Stunde gleich, damit dichs gar nicht kränke. Doch leichter ist gesagt dergleichen als gethan; Die Gegenwart rührt hart, die Zukunft leiser an. Da wo der Stoß dich trifft, wird ihn der Sinn empfinden, Doch die Erschüttrung hilft der Geist dir überwinden. 118. Wer hat es nicht erlebt, daß etwas tief ihn kraͤnkt, Und ſich den Augenblick ſein Haupt in Unmut ſenkt? Doch oft nach einem Tag, oft ſchon nach einer Stunde, Belaͤchelſt du den Schmerz, und fuͤhlſt nicht mehr die Wunde. Darum, zur Stunde wo dich etwas kraͤnkt, o denke Der naͤchſten Stunde gleich, damit dichs gar nicht kraͤnke. Doch leichter iſt geſagt dergleichen als gethan; Die Gegenwart ruͤhrt hart, die Zukunft leiſer an. Da wo der Stoß dich trifft, wird ihn der Sinn empfinden, Doch die Erſchuͤttrung hilft der Geiſt dir uͤberwinden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0092" n="82"/> <div n="2"> <head>118.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer hat es nicht erlebt, daß etwas tief ihn kraͤnkt,</l><lb/> <l>Und ſich den Augenblick ſein Haupt in Unmut ſenkt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch oft nach einem Tag, oft ſchon nach einer Stunde,</l><lb/> <l>Belaͤchelſt du den Schmerz, und fuͤhlſt nicht mehr die Wunde.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Darum, zur Stunde wo dich etwas kraͤnkt, o denke</l><lb/> <l>Der naͤchſten Stunde gleich, damit dichs gar nicht kraͤnke.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch leichter iſt geſagt dergleichen als gethan;</l><lb/> <l>Die Gegenwart ruͤhrt hart, die Zukunft leiſer an.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Da wo der Stoß dich trifft, wird ihn der Sinn empfinden,</l><lb/> <l>Doch die Erſchuͤttrung hilft der Geiſt dir uͤberwinden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [82/0092]
118.
Wer hat es nicht erlebt, daß etwas tief ihn kraͤnkt,
Und ſich den Augenblick ſein Haupt in Unmut ſenkt?
Doch oft nach einem Tag, oft ſchon nach einer Stunde,
Belaͤchelſt du den Schmerz, und fuͤhlſt nicht mehr die Wunde.
Darum, zur Stunde wo dich etwas kraͤnkt, o denke
Der naͤchſten Stunde gleich, damit dichs gar nicht kraͤnke.
Doch leichter iſt geſagt dergleichen als gethan;
Die Gegenwart ruͤhrt hart, die Zukunft leiſer an.
Da wo der Stoß dich trifft, wird ihn der Sinn empfinden,
Doch die Erſchuͤttrung hilft der Geiſt dir uͤberwinden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |