Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
119.
Nichts sonderliches wird er lernen, der verstehn
Will alles was er lernt, und auf den Grund ihm sehn.
Nur wenig fördert dich ein leicht Bezwingliches,
Den Blick der Forschung schärft nur Undurchdringliches.
Dem Räthselhaften, das vielsinnig ist zu deuten,
Wirst du mit Sinnigkeit den tiefsten Sinn entbeuten.

120.
Unser Gedächtniß ist wie eines Wirthes Zimmer,
Das doch, wie weit es sei, beschränkt von Raum ist immer.
Von Gästen gehn darein nicht zuviel auf einmal,
Und von Vorstellungen nur immer eine Zahl.
Doch nach einander gehn der Gäste viele drein,
Und alle schreiben auch wol ihre Namen ein.
Die in das Fremdenbuch, die auf die Fensterscheiben,
Das sind Erinnrungen die von den Gästen bleiben.
119.
Nichts ſonderliches wird er lernen, der verſtehn
Will alles was er lernt, und auf den Grund ihm ſehn.
Nur wenig foͤrdert dich ein leicht Bezwingliches,
Den Blick der Forſchung ſchaͤrft nur Undurchdringliches.
Dem Raͤthſelhaften, das vielſinnig iſt zu deuten,
Wirſt du mit Sinnigkeit den tiefſten Sinn entbeuten.

120.
Unſer Gedaͤchtniß iſt wie eines Wirthes Zimmer,
Das doch, wie weit es ſei, beſchraͤnkt von Raum iſt immer.
Von Gaͤſten gehn darein nicht zuviel auf einmal,
Und von Vorſtellungen nur immer eine Zahl.
Doch nach einander gehn der Gaͤſte viele drein,
Und alle ſchreiben auch wol ihre Namen ein.
Die in das Fremdenbuch, die auf die Fenſterſcheiben,
Das ſind Erinnrungen die von den Gaͤſten bleiben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0093" n="83"/>
        <div n="2">
          <head>119.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Nichts &#x017F;onderliches wird er lernen, der ver&#x017F;tehn</l><lb/>
              <l>Will alles was er lernt, und auf den Grund ihm &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Nur wenig fo&#x0364;rdert dich ein leicht Bezwingliches,</l><lb/>
              <l>Den Blick der For&#x017F;chung &#x017F;cha&#x0364;rft nur Undurchdringliches.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dem Ra&#x0364;th&#x017F;elhaften, das viel&#x017F;innig i&#x017F;t zu deuten,</l><lb/>
              <l>Wir&#x017F;t du mit Sinnigkeit den tief&#x017F;ten Sinn entbeuten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>120.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Un&#x017F;er Geda&#x0364;chtniß i&#x017F;t wie eines Wirthes Zimmer,</l><lb/>
              <l>Das doch, wie weit es &#x017F;ei, be&#x017F;chra&#x0364;nkt von Raum i&#x017F;t immer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Von Ga&#x0364;&#x017F;ten gehn darein nicht zuviel auf einmal,</l><lb/>
              <l>Und von Vor&#x017F;tellungen nur immer eine Zahl.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Doch nach einander gehn der Ga&#x0364;&#x017F;te viele drein,</l><lb/>
              <l>Und alle &#x017F;chreiben auch wol ihre Namen ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Die in das Fremdenbuch, die auf die Fen&#x017F;ter&#x017F;cheiben,</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;ind Erinnrungen die von den Ga&#x0364;&#x017F;ten bleiben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0093] 119. Nichts ſonderliches wird er lernen, der verſtehn Will alles was er lernt, und auf den Grund ihm ſehn. Nur wenig foͤrdert dich ein leicht Bezwingliches, Den Blick der Forſchung ſchaͤrft nur Undurchdringliches. Dem Raͤthſelhaften, das vielſinnig iſt zu deuten, Wirſt du mit Sinnigkeit den tiefſten Sinn entbeuten. 120. Unſer Gedaͤchtniß iſt wie eines Wirthes Zimmer, Das doch, wie weit es ſei, beſchraͤnkt von Raum iſt immer. Von Gaͤſten gehn darein nicht zuviel auf einmal, Und von Vorſtellungen nur immer eine Zahl. Doch nach einander gehn der Gaͤſte viele drein, Und alle ſchreiben auch wol ihre Namen ein. Die in das Fremdenbuch, die auf die Fenſterſcheiben, Das ſind Erinnrungen die von den Gaͤſten bleiben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/93
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/93>, abgerufen am 24.11.2024.