Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Erneun kann sich der Wirth die Züge nach Belieben, Wenn zu-unleserlich nicht einer hat geschrieben. Doch mancher lief auch durch auf flüchtigem Besuch, Der weder an die Wand sich einschrieb noch ins Buch. Das ist was du gelernt und schnell vergessen hast, Nicht im Gedächtniß hat verewigt sich der Gast. 121. Von keinem fühlst du mehr als einem dich beschwert, Der an dem Leben nur des Lebens Formen ehrt. Mit seiner Förmlichkeit tritt er in deine Kreise, Und nichts drin geht ihm recht, weil nicht auf seine Weise. Die mangelhafte Form verdecket ihm den Sinn; Und endlich glaubst du selbst, es sei kein Takt darin. Weis' ihn aus deinem Kreis und laß ihn weiter wallen, Der nur an deinem Seyn dir stört dein Wohlgefallen. Erneun kann ſich der Wirth die Zuͤge nach Belieben, Wenn zu-unleſerlich nicht einer hat geſchrieben. Doch mancher lief auch durch auf fluͤchtigem Beſuch, Der weder an die Wand ſich einſchrieb noch ins Buch. Das iſt was du gelernt und ſchnell vergeſſen haſt, Nicht im Gedaͤchtniß hat verewigt ſich der Gaſt. 121. Von keinem fuͤhlſt du mehr als einem dich beſchwert, Der an dem Leben nur des Lebens Formen ehrt. Mit ſeiner Foͤrmlichkeit tritt er in deine Kreiſe, Und nichts drin geht ihm recht, weil nicht auf ſeine Weiſe. Die mangelhafte Form verdecket ihm den Sinn; Und endlich glaubſt du ſelbſt, es ſei kein Takt darin. Weiſ' ihn aus deinem Kreis und laß ihn weiter wallen, Der nur an deinem Seyn dir ſtoͤrt dein Wohlgefallen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0094" n="84"/> <lg n="5"> <l>Erneun kann ſich der Wirth die Zuͤge nach Belieben,</l><lb/> <l>Wenn zu-unleſerlich nicht einer hat geſchrieben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch mancher lief auch durch auf fluͤchtigem Beſuch,</l><lb/> <l>Der weder an die Wand ſich einſchrieb noch ins Buch.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Das iſt was du gelernt und ſchnell vergeſſen haſt,</l><lb/> <l>Nicht im Gedaͤchtniß hat verewigt ſich der Gaſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>121.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von keinem fuͤhlſt du mehr als einem dich beſchwert,</l><lb/> <l>Der an dem Leben nur des Lebens Formen ehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mit ſeiner Foͤrmlichkeit tritt er in deine Kreiſe,</l><lb/> <l>Und nichts drin geht ihm recht, weil nicht auf ſeine Weiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die mangelhafte Form verdecket ihm den Sinn;</l><lb/> <l>Und endlich glaubſt du ſelbſt, es ſei kein Takt darin.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Weiſ' ihn aus deinem Kreis und laß ihn weiter wallen,</l><lb/> <l>Der nur an deinem Seyn dir ſtoͤrt dein Wohlgefallen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [84/0094]
Erneun kann ſich der Wirth die Zuͤge nach Belieben,
Wenn zu-unleſerlich nicht einer hat geſchrieben.
Doch mancher lief auch durch auf fluͤchtigem Beſuch,
Der weder an die Wand ſich einſchrieb noch ins Buch.
Das iſt was du gelernt und ſchnell vergeſſen haſt,
Nicht im Gedaͤchtniß hat verewigt ſich der Gaſt.
121.
Von keinem fuͤhlſt du mehr als einem dich beſchwert,
Der an dem Leben nur des Lebens Formen ehrt.
Mit ſeiner Foͤrmlichkeit tritt er in deine Kreiſe,
Und nichts drin geht ihm recht, weil nicht auf ſeine Weiſe.
Die mangelhafte Form verdecket ihm den Sinn;
Und endlich glaubſt du ſelbſt, es ſei kein Takt darin.
Weiſ' ihn aus deinem Kreis und laß ihn weiter wallen,
Der nur an deinem Seyn dir ſtoͤrt dein Wohlgefallen.
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