Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

15.

Einst sprach ein harter Mann, von Widerwärtigkeiten
Gehärtet, diesen Spruch von zehen Härtigkeiten:
Hart ist der Berg, doch wird das Eisen ihn durchschneiden;
Hart ist das Eisen, doch das Feuer wird's geschmeiden.
Hart ist das Feur, doch wird es Wasser niederschlagen;
Hart ist das Wasser, doch die Wolke wird es tragen.
Hart ist die Wolke, doch der Wind wird sie zerstreuen;
Hart ist der Wind, doch wird der Körper ihn nicht scheuen.
Hart ist der Körper, doch wird Kummer ihn zertrümmern;
Hart ist der Kummer, doch der Wein wird ihn entkümmern.
Hart ist der Wein, es wird ihn doch der Schlaf begraben;
O harter Schlaf, den wir hier auszuschlafen haben!


10*

15.

Einſt ſprach ein harter Mann, von Widerwaͤrtigkeiten
Gehaͤrtet, dieſen Spruch von zehen Haͤrtigkeiten:
Hart iſt der Berg, doch wird das Eiſen ihn durchſchneiden;
Hart iſt das Eiſen, doch das Feuer wird's geſchmeiden.
Hart iſt das Feur, doch wird es Waſſer niederſchlagen;
Hart iſt das Waſſer, doch die Wolke wird es tragen.
Hart iſt die Wolke, doch der Wind wird ſie zerſtreuen;
Hart iſt der Wind, doch wird der Koͤrper ihn nicht ſcheuen.
Hart iſt der Koͤrper, doch wird Kummer ihn zertruͤmmern;
Hart iſt der Kummer, doch der Wein wird ihn entkuͤmmern.
Hart iſt der Wein, es wird ihn doch der Schlaf begraben;
O harter Schlaf, den wir hier auszuſchlafen haben!


10*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0229" n="219"/>
          <p>15.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ein&#x017F;t &#x017F;prach ein harter Mann, von Widerwa&#x0364;rtigkeiten</l><lb/>
              <l>Geha&#x0364;rtet, die&#x017F;en Spruch von zehen Ha&#x0364;rtigkeiten:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Hart i&#x017F;t der Berg, doch wird das Ei&#x017F;en ihn durch&#x017F;chneiden;</l><lb/>
              <l>Hart i&#x017F;t das Ei&#x017F;en, doch das Feuer wird's ge&#x017F;chmeiden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Hart i&#x017F;t das Feur, doch wird es Wa&#x017F;&#x017F;er nieder&#x017F;chlagen;</l><lb/>
              <l>Hart i&#x017F;t das Wa&#x017F;&#x017F;er, doch die Wolke wird es tragen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Hart i&#x017F;t die Wolke, doch der Wind wird &#x017F;ie zer&#x017F;treuen;</l><lb/>
              <l>Hart i&#x017F;t der Wind, doch wird der Ko&#x0364;rper ihn nicht &#x017F;cheuen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Hart i&#x017F;t der Ko&#x0364;rper, doch wird Kummer ihn zertru&#x0364;mmern;</l><lb/>
              <l>Hart i&#x017F;t der Kummer, doch der Wein wird ihn entku&#x0364;mmern.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Hart i&#x017F;t der Wein, es wird ihn doch der Schlaf begraben;</l><lb/>
              <l>O harter Schlaf, den wir hier auszu&#x017F;chlafen haben!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">10*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0229] 15. Einſt ſprach ein harter Mann, von Widerwaͤrtigkeiten Gehaͤrtet, dieſen Spruch von zehen Haͤrtigkeiten: Hart iſt der Berg, doch wird das Eiſen ihn durchſchneiden; Hart iſt das Eiſen, doch das Feuer wird's geſchmeiden. Hart iſt das Feur, doch wird es Waſſer niederſchlagen; Hart iſt das Waſſer, doch die Wolke wird es tragen. Hart iſt die Wolke, doch der Wind wird ſie zerſtreuen; Hart iſt der Wind, doch wird der Koͤrper ihn nicht ſcheuen. Hart iſt der Koͤrper, doch wird Kummer ihn zertruͤmmern; Hart iſt der Kummer, doch der Wein wird ihn entkuͤmmern. Hart iſt der Wein, es wird ihn doch der Schlaf begraben; O harter Schlaf, den wir hier auszuſchlafen haben! 10*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/229
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/229>, abgerufen am 23.11.2024.