Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Dich halten sollen sie, doch nicht daß du nicht strebest, Und über sie hinaus ins Menschliche dich hebest. Des Menschen Kron' ist, daß sich Menschheit offenbart In ihm, trotz seiner Volks-, trotz seiner Glaubensart. Daß an der Menschheit dich, nicht sie an dir du messest, Nicht ihre Formenfüll' in deine Model pressest; Nicht Fremdes deutest um, verfälschend seinen Sinn, Weil eigensüchtig du den eignen suchst darinn; Nicht dich in deiner Art verstockest und versteifest, Lebendig nur als Glied im Ganzen dich begreifest; Nicht wähnend, daß um dich als Mittelpunkt sich drehn Der Welt Entwicklungen, die immer weiter gehn. Dich halten ſollen ſie, doch nicht daß du nicht ſtrebeſt, Und uͤber ſie hinaus ins Menſchliche dich hebeſt. Des Menſchen Kron' iſt, daß ſich Menſchheit offenbart In ihm, trotz ſeiner Volks-, trotz ſeiner Glaubensart. Daß an der Menſchheit dich, nicht ſie an dir du meſſeſt, Nicht ihre Formenfuͤll' in deine Model preſſeſt; Nicht Fremdes deuteſt um, verfaͤlſchend ſeinen Sinn, Weil eigenſuͤchtig du den eignen ſuchſt darinn; Nicht dich in deiner Art verſtockeſt und verſteifeſt, Lebendig nur als Glied im Ganzen dich begreifeſt; Nicht waͤhnend, daß um dich als Mittelpunkt ſich drehn Der Welt Entwicklungen, die immer weiter gehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0306" n="296"/> <lg n="4"> <l>Dich halten ſollen ſie, doch nicht daß du nicht ſtrebeſt,</l><lb/> <l>Und uͤber ſie hinaus ins Menſchliche dich hebeſt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Des Menſchen Kron' iſt, daß ſich Menſchheit offenbart</l><lb/> <l>In ihm, trotz ſeiner Volks-, trotz ſeiner Glaubensart.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Daß an der Menſchheit dich, nicht ſie an dir du meſſeſt,</l><lb/> <l>Nicht ihre Formenfuͤll' in deine Model preſſeſt;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Nicht Fremdes deuteſt um, verfaͤlſchend ſeinen Sinn,</l><lb/> <l>Weil eigenſuͤchtig du den eignen ſuchſt darinn;</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Nicht dich in deiner Art verſtockeſt und verſteifeſt,</l><lb/> <l>Lebendig nur als Glied im Ganzen dich begreifeſt;</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Nicht waͤhnend, daß um dich als Mittelpunkt ſich drehn</l><lb/> <l>Der Welt Entwicklungen, die immer weiter gehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [296/0306]
Dich halten ſollen ſie, doch nicht daß du nicht ſtrebeſt,
Und uͤber ſie hinaus ins Menſchliche dich hebeſt.
Des Menſchen Kron' iſt, daß ſich Menſchheit offenbart
In ihm, trotz ſeiner Volks-, trotz ſeiner Glaubensart.
Daß an der Menſchheit dich, nicht ſie an dir du meſſeſt,
Nicht ihre Formenfuͤll' in deine Model preſſeſt;
Nicht Fremdes deuteſt um, verfaͤlſchend ſeinen Sinn,
Weil eigenſuͤchtig du den eignen ſuchſt darinn;
Nicht dich in deiner Art verſtockeſt und verſteifeſt,
Lebendig nur als Glied im Ganzen dich begreifeſt;
Nicht waͤhnend, daß um dich als Mittelpunkt ſich drehn
Der Welt Entwicklungen, die immer weiter gehn.
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