Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.33. Wie einst des Geiz'gen Aug' erschlossen Zaubersalben, Daß ihm verborgne Schätz' erschienen allenthalben; Die ganze Welt gewebt aus Gold und Edelstein; Und nur zu schärfen dient es ihm der Habsucht Pein. So ward erschlossen auch mein Blick von Wundersalben, Und ungeahnte Schätz' erblick' ich allenthalben; Die ganze Welt gewebt aus Sonn- und Blumenschein; Und zur Befriedigung gereicht es mir allein. Zufrieden seh' ich, daß ich niemals kann ausbeuten Der Schöpfung Schacht, und nie ihr Räthselspiel ausdeuten. Der Schacht, in dem das Erz nachwächst aus innrer Kraft; Das Räthsel, das, gelös't, wird doppelt räthselhaft. Und lösen wir mit Glück, was wir zur Zeit aufhaben, Schon aufgegeben sind der Folgezeit Aufgaben. Und was zu lösen wir die Hoffnung jetzt aufgaben, Das lösen leicht einst, die zu lösen das aufhaben. 33. Wie einſt des Geiz'gen Aug' erſchloſſen Zauberſalben, Daß ihm verborgne Schaͤtz' erſchienen allenthalben; Die ganze Welt gewebt aus Gold und Edelſtein; Und nur zu ſchaͤrfen dient es ihm der Habſucht Pein. So ward erſchloſſen auch mein Blick von Wunderſalben, Und ungeahnte Schaͤtz' erblick' ich allenthalben; Die ganze Welt gewebt aus Sonn- und Blumenſchein; Und zur Befriedigung gereicht es mir allein. Zufrieden ſeh' ich, daß ich niemals kann ausbeuten Der Schoͤpfung Schacht, und nie ihr Raͤthſelſpiel ausdeuten. Der Schacht, in dem das Erz nachwaͤchſt aus innrer Kraft; Das Raͤthſel, das, geloͤſ't, wird doppelt raͤthſelhaft. Und loͤſen wir mit Gluͤck, was wir zur Zeit aufhaben, Schon aufgegeben ſind der Folgezeit Aufgaben. Und was zu loͤſen wir die Hoffnung jetzt aufgaben, Das loͤſen leicht einſt, die zu loͤſen das aufhaben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0039" n="29"/> <div n="2"> <head>33.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie einſt des Geiz'gen Aug' erſchloſſen Zauberſalben,</l><lb/> <l>Daß ihm verborgne Schaͤtz' erſchienen allenthalben;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die ganze Welt gewebt aus Gold und Edelſtein;</l><lb/> <l>Und nur zu ſchaͤrfen dient es ihm der Habſucht Pein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So ward erſchloſſen auch mein Blick von Wunderſalben,</l><lb/> <l>Und ungeahnte Schaͤtz' erblick' ich allenthalben;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die ganze Welt gewebt aus Sonn- und Blumenſchein;</l><lb/> <l>Und zur Befriedigung gereicht es mir allein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zufrieden ſeh' ich, daß ich niemals kann ausbeuten</l><lb/> <l>Der Schoͤpfung Schacht, und nie ihr Raͤthſelſpiel ausdeuten.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Schacht, in dem das Erz nachwaͤchſt aus innrer Kraft;</l><lb/> <l>Das Raͤthſel, das, geloͤſ't, wird doppelt raͤthſelhaft.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und loͤſen wir mit Gluͤck, was wir zur Zeit aufhaben,</l><lb/> <l>Schon aufgegeben ſind der Folgezeit Aufgaben.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und was zu loͤſen wir die Hoffnung jetzt aufgaben,</l><lb/> <l>Das loͤſen leicht einſt, die zu loͤſen das aufhaben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0039]
33.
Wie einſt des Geiz'gen Aug' erſchloſſen Zauberſalben,
Daß ihm verborgne Schaͤtz' erſchienen allenthalben;
Die ganze Welt gewebt aus Gold und Edelſtein;
Und nur zu ſchaͤrfen dient es ihm der Habſucht Pein.
So ward erſchloſſen auch mein Blick von Wunderſalben,
Und ungeahnte Schaͤtz' erblick' ich allenthalben;
Die ganze Welt gewebt aus Sonn- und Blumenſchein;
Und zur Befriedigung gereicht es mir allein.
Zufrieden ſeh' ich, daß ich niemals kann ausbeuten
Der Schoͤpfung Schacht, und nie ihr Raͤthſelſpiel ausdeuten.
Der Schacht, in dem das Erz nachwaͤchſt aus innrer Kraft;
Das Raͤthſel, das, geloͤſ't, wird doppelt raͤthſelhaft.
Und loͤſen wir mit Gluͤck, was wir zur Zeit aufhaben,
Schon aufgegeben ſind der Folgezeit Aufgaben.
Und was zu loͤſen wir die Hoffnung jetzt aufgaben,
Das loͤſen leicht einſt, die zu loͤſen das aufhaben.
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