Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.56. Wer viele Bücher hat, und keines recht gelesen, Ist wie ein Geiziger mit seinem Schatz gewesen. Er nutzet nicht sein Gut und vorenthälts der Welt; Denn nur im Umlauf nützt die Weisheit und das Geld. Wie mancher könnte sich vom Abfall dessen mästen, Was solch ein Magrer hat in Geld- und Bücherkästen. Doch Weisheit statt vom Buch kann man vom Leben kaufen, Und Lebensweisheit gar vermißt nicht Goldes Haufen. 57. Die heil'ge Lampe brennt in deines Busens Räumen, Sie ist dir angesteckt zum Wachen, nicht zum Träumen. Zum Wachen über'm Buch, zum Wachen im Gesang, Zum Wachen selbst im Traum, in sel'gen Glücks Umfang. 56. Wer viele Buͤcher hat, und keines recht geleſen, Iſt wie ein Geiziger mit ſeinem Schatz geweſen. Er nutzet nicht ſein Gut und vorenthaͤlts der Welt; Denn nur im Umlauf nuͤtzt die Weisheit und das Geld. Wie mancher koͤnnte ſich vom Abfall deſſen maͤſten, Was ſolch ein Magrer hat in Geld- und Buͤcherkaͤſten. Doch Weisheit ſtatt vom Buch kann man vom Leben kaufen, Und Lebensweisheit gar vermißt nicht Goldes Haufen. 57. Die heil'ge Lampe brennt in deines Buſens Raͤumen, Sie iſt dir angeſteckt zum Wachen, nicht zum Traͤumen. Zum Wachen uͤber'm Buch, zum Wachen im Geſang, Zum Wachen ſelbſt im Traum, in ſel'gen Gluͤcks Umfang. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0068" n="58"/> <div n="2"> <head>56.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer viele Buͤcher hat, und keines recht geleſen,</l><lb/> <l>Iſt wie ein Geiziger mit ſeinem Schatz geweſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er nutzet nicht ſein Gut und vorenthaͤlts der Welt;</l><lb/> <l>Denn nur im Umlauf nuͤtzt die Weisheit und das Geld.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie mancher koͤnnte ſich vom Abfall deſſen maͤſten,</l><lb/> <l>Was ſolch ein Magrer hat in Geld- und Buͤcherkaͤſten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch Weisheit ſtatt vom Buch kann man vom Leben kaufen,</l><lb/> <l>Und Lebensweisheit gar vermißt nicht Goldes Haufen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>57.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die heil'ge Lampe brennt in deines Buſens Raͤumen,</l><lb/> <l>Sie iſt dir angeſteckt zum Wachen, nicht zum Traͤumen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zum Wachen uͤber'm Buch, zum Wachen im Geſang,</l><lb/> <l>Zum Wachen ſelbſt im Traum, in ſel'gen Gluͤcks Umfang.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [58/0068]
56.
Wer viele Buͤcher hat, und keines recht geleſen,
Iſt wie ein Geiziger mit ſeinem Schatz geweſen.
Er nutzet nicht ſein Gut und vorenthaͤlts der Welt;
Denn nur im Umlauf nuͤtzt die Weisheit und das Geld.
Wie mancher koͤnnte ſich vom Abfall deſſen maͤſten,
Was ſolch ein Magrer hat in Geld- und Buͤcherkaͤſten.
Doch Weisheit ſtatt vom Buch kann man vom Leben kaufen,
Und Lebensweisheit gar vermißt nicht Goldes Haufen.
57.
Die heil'ge Lampe brennt in deines Buſens Raͤumen,
Sie iſt dir angeſteckt zum Wachen, nicht zum Traͤumen.
Zum Wachen uͤber'm Buch, zum Wachen im Geſang,
Zum Wachen ſelbſt im Traum, in ſel'gen Gluͤcks Umfang.
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