Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.9. Wer edel lebt und stirbt, der ist mir auserkoren Zum Edlen, ob er auch unedel sei geboren. 10. Bescheiden wollt' ich seyn, säh' ich mich vollgeehrt; Stolz muß ich seyn solang ihr leugnet meinen Werth. 11. Der Ruhm hat einen Grund; wenn dieser Grund erst liegt, Macht er, daß manches schwer, was an sich leicht ist, wiegt. 12. Wer fremde Fehler rügt, glaubt sich der eignen quitt; Und wer entschuldigt jen', entschuldigt sich damit. 13. Geh weg, o Sonne, denn der Mond will auch nun scheinen; Ich habe gnug gelacht, und möcht' einmal auch weinen. 9. Wer edel lebt und ſtirbt, der iſt mir auserkoren Zum Edlen, ob er auch unedel ſei geboren. 10. Beſcheiden wollt' ich ſeyn, ſaͤh' ich mich vollgeehrt; Stolz muß ich ſeyn ſolang ihr leugnet meinen Werth. 11. Der Ruhm hat einen Grund; wenn dieſer Grund erſt liegt, Macht er, daß manches ſchwer, was an ſich leicht iſt, wiegt. 12. Wer fremde Fehler ruͤgt, glaubt ſich der eignen quitt; Und wer entſchuldigt jen', entſchuldigt ſich damit. 13. Geh weg, o Sonne, denn der Mond will auch nun ſcheinen; Ich habe gnug gelacht, und moͤcht' einmal auch weinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0015" n="5"/> <div n="2"> <head>9.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wer edel lebt und ſtirbt, der iſt mir auserkoren</l><lb/> <l>Zum Edlen, ob er auch unedel ſei geboren.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Beſcheiden wollt' ich ſeyn, ſaͤh' ich mich vollgeehrt;</l><lb/> <l>Stolz muß ich ſeyn ſolang ihr leugnet meinen Werth.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>11.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Ruhm hat einen Grund; wenn dieſer Grund erſt liegt,</l><lb/> <l>Macht er, daß manches ſchwer, was an ſich leicht iſt, wiegt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>12.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wer fremde Fehler ruͤgt, glaubt ſich der eignen quitt;</l><lb/> <l>Und wer entſchuldigt jen', entſchuldigt ſich damit.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>13.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Geh weg, o Sonne, denn der Mond will auch nun ſcheinen;</l><lb/> <l>Ich habe gnug gelacht, und moͤcht' einmal auch weinen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0015]
9.
Wer edel lebt und ſtirbt, der iſt mir auserkoren
Zum Edlen, ob er auch unedel ſei geboren.
10.
Beſcheiden wollt' ich ſeyn, ſaͤh' ich mich vollgeehrt;
Stolz muß ich ſeyn ſolang ihr leugnet meinen Werth.
11.
Der Ruhm hat einen Grund; wenn dieſer Grund erſt liegt,
Macht er, daß manches ſchwer, was an ſich leicht iſt, wiegt.
12.
Wer fremde Fehler ruͤgt, glaubt ſich der eignen quitt;
Und wer entſchuldigt jen', entſchuldigt ſich damit.
13.
Geh weg, o Sonne, denn der Mond will auch nun ſcheinen;
Ich habe gnug gelacht, und moͤcht' einmal auch weinen.
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