Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.willkührlichen Vereinbarungen, sondern nach allgemeinen Ge- Unter diesen halte ich die Wandmalereyen der Grüfte des *) Bosio, Ant. Ro., Roma sotterranea, Roma 1632. fol. Die
Abbildungen dieses Werkes, welche ein geschickter Kupferstecher, Cherubin Alberti, verfertigt hat, sind etwas gleichförmig, verbes- sern viele unförmliche Denkmale, während sie in schöneren, wie im Sarcophag des Jun. Bassus, nicht das ganze Kunstverdienst ih- res Vorbildes hervorheben. willkuͤhrlichen Vereinbarungen, ſondern nach allgemeinen Ge- Unter dieſen halte ich die Wandmalereyen der Gruͤfte des *) Bosio, Ant. Ro., Roma sotterranea, Roma 1632. fol. Die
Abbildungen dieſes Werkes, welche ein geſchickter Kupferſtecher, Cherubin Alberti, verfertigt hat, ſind etwas gleichfoͤrmig, verbeſ- ſern viele unfoͤrmliche Denkmale, waͤhrend ſie in ſchoͤneren, wie im Sarcophag des Jun. Baſſus, nicht das ganze Kunſtverdienſt ih- res Vorbildes hervorheben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0183" n="165"/> willkuͤhrlichen Vereinbarungen, ſondern nach allgemeinen Ge-<lb/> ſetzen und nothwendigen Analogien dem Sinne unwiderſtehlich<lb/> ſich aufdraͤngt. Es ſcheint, daß die Chriſten der fruͤheſten<lb/> Zeit die leichtere, genau genommen, ganz unkuͤnſtleriſche An-<lb/> deutung der Darſtellung vorzogen. Denn, obwohl die Denk-<lb/> male des einen, wie des anderen Kunſtweges der Zeit nach<lb/> ſich durchkreuzen, ſo tragen doch ſolche, welche bloß Allegorieen<lb/> und willkuͤhrliche Symbole enthalten, das Gepraͤge der Ab-<lb/> kunft aus einem hoͤheren Alterthume, wie ſie denn ſelbſt, was<lb/> hier entſcheidend zu ſeyn ſcheint, auch uͤberall die ſeltneren ſind.</p><lb/> <p>Unter dieſen halte ich die Wandmalereyen der Gruͤfte des<lb/> heil. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118518445">Calixtus</persName>, welche zur Zeit des <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/124525490">Boſius</persName></hi> aufgedeckt und<lb/> von ihm in Abbildungen herausgegeben worden <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/124525490">Bosio</persName></hi>, Ant. Ro., Roma sotterranea, <placeName>Roma</placeName> 1632. fol</hi>. Die<lb/> Abbildungen dieſes Werkes, welche ein geſchickter Kupferſtecher,<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/12498407X">Cherubin Alberti</persName>, verfertigt hat, ſind etwas gleichfoͤrmig, verbeſ-<lb/> ſern viele unfoͤrmliche Denkmale, waͤhrend ſie in ſchoͤneren, wie<lb/> im Sarcophag des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118990195">Jun. <choice><sic>Beſſus</sic><corr>Baſſus</corr></choice></persName>, nicht das ganze Kunſtverdienſt ih-<lb/> res Vorbildes hervorheben.</note>, fuͤr beſon-<lb/> ders bemerkenswerth. Die Abbildungen werden wenigſtens ſo<lb/> treu ſeyn, als ſolche, die wir noch mit ihren Urbildern ver-<lb/> gleichen koͤnnen. Was darin unſtreitig zuverlaͤſſig, beſteht in<lb/> der Vertheilung des Raumes auf Weiſe antiker Wandmale-<lb/> reyen, und in der Bezeichnung chriſtlicher Vorſtellungen durch<lb/> mythiſche Charactere und Handlungen, welche jenen, wenn<lb/> auch nur entfernt, verwandt ſind. An anderen Denkmalen,<lb/> deren Erfindung den Ausdruck etwas ſpaͤterer Zeiten traͤgt, an<lb/> den muſiviſchen Deckengemaͤlden der Kirche Sta. Conſtanza<lb/> bey <placeName>Rom</placeName>, an der großen Graburne von Porphyr, gegenwaͤr-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0183]
willkuͤhrlichen Vereinbarungen, ſondern nach allgemeinen Ge-
ſetzen und nothwendigen Analogien dem Sinne unwiderſtehlich
ſich aufdraͤngt. Es ſcheint, daß die Chriſten der fruͤheſten
Zeit die leichtere, genau genommen, ganz unkuͤnſtleriſche An-
deutung der Darſtellung vorzogen. Denn, obwohl die Denk-
male des einen, wie des anderen Kunſtweges der Zeit nach
ſich durchkreuzen, ſo tragen doch ſolche, welche bloß Allegorieen
und willkuͤhrliche Symbole enthalten, das Gepraͤge der Ab-
kunft aus einem hoͤheren Alterthume, wie ſie denn ſelbſt, was
hier entſcheidend zu ſeyn ſcheint, auch uͤberall die ſeltneren ſind.
Unter dieſen halte ich die Wandmalereyen der Gruͤfte des
heil. Calixtus, welche zur Zeit des Boſius aufgedeckt und
von ihm in Abbildungen herausgegeben worden *), fuͤr beſon-
ders bemerkenswerth. Die Abbildungen werden wenigſtens ſo
treu ſeyn, als ſolche, die wir noch mit ihren Urbildern ver-
gleichen koͤnnen. Was darin unſtreitig zuverlaͤſſig, beſteht in
der Vertheilung des Raumes auf Weiſe antiker Wandmale-
reyen, und in der Bezeichnung chriſtlicher Vorſtellungen durch
mythiſche Charactere und Handlungen, welche jenen, wenn
auch nur entfernt, verwandt ſind. An anderen Denkmalen,
deren Erfindung den Ausdruck etwas ſpaͤterer Zeiten traͤgt, an
den muſiviſchen Deckengemaͤlden der Kirche Sta. Conſtanza
bey Rom, an der großen Graburne von Porphyr, gegenwaͤr-
*) Bosio, Ant. Ro., Roma sotterranea, Roma 1632. fol. Die
Abbildungen dieſes Werkes, welche ein geſchickter Kupferſtecher,
Cherubin Alberti, verfertigt hat, ſind etwas gleichfoͤrmig, verbeſ-
ſern viele unfoͤrmliche Denkmale, waͤhrend ſie in ſchoͤneren, wie
im Sarcophag des Jun. Baſſus, nicht das ganze Kunſtverdienſt ih-
res Vorbildes hervorheben.
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