Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

derherstellungen, welche der letzte in demselben Gebäude habe
vornehmen lassen, auf eine so dunkele und mehrdeutige Weise,
daß Platina verleitet ward, sie von Vollendung des Gebäu-
des selbst zu verstehen *). Da es nun gilt, uns irgend eines
Denkmals, aus welchem der Zustand der römischen Kunst da-
maliger Zeiten zu beurtheilen wäre, ganz zu versichern; so
werden wir jene Stelle, so wenig anziehend sie seyn mag,
doch einer genaueren Prüfung unterwerfen müssen **).

Betrachten wir sie zuerst als unverdorben durch Nachläs-
sigkeiten der Abschreiber, vielmehr nur als schlecht abgefaßt;
so würden wir gleich anfangs das Wort accubitum als No-
minativ ansehen, und, nebst dem folgenden, ornamenta, mit
dem Zeitworte deleta verbinden müssen. Auf diese Weise auf-
gefaßt ergäbe sich der Sinn, daß der ganze Festsaal in der
nicht langen Zwischenzeit von Leo III. zum vierten dieses Na-
mens zu Grund gegangen sey. Da aber der Schriftsteller,
dem wir dieses Leben verdanken, nach seiner ganzen Manier
und Richtung alsdann nicht würde unterlassen haben, uns die
Wiederaufrichtung unten zu melden; da es zudem, bey großer

*) Platina, de vit. pont. Leone IV. -- "Solarium a Leone III.
inchoatum perfecit."
**) Anast. l. et ed. c. p. 94. col. 2. (ap. Murat. scriptt. To.
III. p. 232. col. 2). -- "Nam et (ad) accubitum, quod Dn. Leo
b. m III. papa a fundamentis construxerat, et (del.) omnia orna-
menta, quae ibi paraverat, tunc
(so einige HSS.) prae nimia ve-
tustate et oblivione antecessorum pontificum deleta (ablata?) sunt.
Et in die natalis D. N. I. Chr. secundum carnem tam Dn. Grego-
rius
, quam et Dn. Sergius s. rec. ibi minime epulabantur. Idem
vero beat. et summus praesul Leo IV. cum gaudio et nimia delecta-
tione omnia ornamenta, quae inde deleta (ablata) fuerant, noviter
reparavit et ad usum pristinum magnifice revocavit."
-- Vgl. Nic.
Alemanni
, de Lateran. parictinis. Rom 1756. 4.

derherſtellungen, welche der letzte in demſelben Gebaͤude habe
vornehmen laſſen, auf eine ſo dunkele und mehrdeutige Weiſe,
daß Platina verleitet ward, ſie von Vollendung des Gebaͤu-
des ſelbſt zu verſtehen *). Da es nun gilt, uns irgend eines
Denkmals, aus welchem der Zuſtand der roͤmiſchen Kunſt da-
maliger Zeiten zu beurtheilen waͤre, ganz zu verſichern; ſo
werden wir jene Stelle, ſo wenig anziehend ſie ſeyn mag,
doch einer genaueren Pruͤfung unterwerfen muͤſſen **).

Betrachten wir ſie zuerſt als unverdorben durch Nachlaͤſ-
ſigkeiten der Abſchreiber, vielmehr nur als ſchlecht abgefaßt;
ſo wuͤrden wir gleich anfangs das Wort accubitum als No-
minativ anſehen, und, nebſt dem folgenden, ornamenta, mit
dem Zeitworte deleta verbinden muͤſſen. Auf dieſe Weiſe auf-
gefaßt ergaͤbe ſich der Sinn, daß der ganze Feſtſaal in der
nicht langen Zwiſchenzeit von Leo III. zum vierten dieſes Na-
mens zu Grund gegangen ſey. Da aber der Schriftſteller,
dem wir dieſes Leben verdanken, nach ſeiner ganzen Manier
und Richtung alsdann nicht wuͤrde unterlaſſen haben, uns die
Wiederaufrichtung unten zu melden; da es zudem, bey großer

*) Platina, de vit. pont. Leone IV. — „Solarium a Leone III.
inchoatum perfecit.“
**) Anast. l. et ed. c. p. 94. col. 2. (ap. Murat. scriptt. To.
III. p. 232. col. 2). — „Nam et (ad) accubitum, quod Dn. Leo
b. m III. papa a fundamentis construxerat, et (del.) omnia orna-
menta, quae ibi paraverat, tunc
(ſo einige HSS.) prae nimia ve-
tustate et oblivione antecessorum pontificum deleta (ablata?) sunt.
Et in die natalis D. N. I. Chr. secundum carnem tam Dn. Grego-
rius
, quam et Dn. Sergius s. rec. ibi minime epulabantur. Idem
vero beat. et summus praesul Leo IV. cum gaudio et nimia delecta-
tione omnia ornamenta, quae inde deleta (ablata) fuerant, noviter
reparavit et ad usum pristinum magnifice revocavit.“
— Vgl. Nic.
Alemanni
, de Lateran. parictinis. Rom 1756. 4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0217" n="199"/>
derher&#x017F;tellungen, welche der letzte in dem&#x017F;elben Geba&#x0364;ude habe<lb/>
vornehmen la&#x017F;&#x017F;en, auf eine &#x017F;o dunkele und mehrdeutige Wei&#x017F;e,<lb/>
daß <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118898027">Platina</persName></hi> verleitet ward, &#x017F;ie von Vollendung des Geba&#x0364;u-<lb/>
des &#x017F;elb&#x017F;t zu ver&#x017F;tehen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118898027">Platina</persName></hi>, de vit. pont. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119344475">Leone IV.</persName> &#x2014; &#x201E;Solarium a <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118727486">Leone III.</persName><lb/><hi rendition="#i">inchoatum perfecit.&#x201C;</hi></hi></note>. Da es nun gilt, uns irgend eines<lb/>
Denkmals, aus welchem der Zu&#x017F;tand der ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kun&#x017F;t da-<lb/>
maliger Zeiten zu beurtheilen wa&#x0364;re, ganz zu ver&#x017F;ichern; &#x017F;o<lb/>
werden wir jene Stelle, &#x017F;o wenig anziehend &#x017F;ie &#x017F;eyn mag,<lb/>
doch einer genaueren Pru&#x0364;fung unterwerfen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118965808"><hi rendition="#g">Anast</hi>.</persName> l. et ed. c. p. 94. col. 2. (ap. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118844520">Murat.</persName></hi> scriptt. To.<lb/>
III. p. 232. col. 2). &#x2014; &#x201E;Nam <hi rendition="#i">et</hi> (ad) accubitum, quod Dn. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118727486">Leo</persName><lb/>
b. m III. papa a fundamentis construxerat, et (del.) omnia orna-<lb/>
menta, quae ibi paraverat, tunc</hi> (&#x017F;o einige HSS.) <hi rendition="#aq">prae nimia ve-<lb/>
tustate et oblivione antecessorum pontificum deleta (ablata?) sunt.<lb/>
Et in die natalis D. N. I. Chr. secundum carnem tam Dn. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118541838">Grego-<lb/>
rius</persName>, quam et Dn. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100960502">Sergius</persName> s. rec. <hi rendition="#i">ibi minime epulabantur</hi>. Idem<lb/>
vero beat. et summus praesul <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119344475">Leo IV.</persName> cum gaudio et nimia delecta-<lb/>
tione omnia ornamenta, quae <hi rendition="#i">inde</hi> deleta (ablata) fuerant, noviter<lb/>
reparavit et ad usum pristinum magnifice revocavit.&#x201C;</hi> &#x2014; Vgl. <hi rendition="#aq"><persName ref="nognd">Nic.<lb/><hi rendition="#g">Alemanni</hi></persName>, de Lateran. parictinis. <placeName>Rom</placeName> 1756. 4.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Betrachten wir &#x017F;ie zuer&#x017F;t als unverdorben durch Nachla&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeiten der Ab&#x017F;chreiber, vielmehr nur als &#x017F;chlecht abgefaßt;<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rden wir gleich anfangs das Wort <hi rendition="#aq">accubitum</hi> als No-<lb/>
minativ an&#x017F;ehen, und, neb&#x017F;t dem folgenden, <hi rendition="#aq">ornamenta</hi>, mit<lb/>
dem Zeitworte <hi rendition="#aq">deleta</hi> verbinden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e auf-<lb/>
gefaßt erga&#x0364;be &#x017F;ich der Sinn, daß der ganze Fe&#x017F;t&#x017F;aal in der<lb/>
nicht langen Zwi&#x017F;chenzeit von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118727486">Leo <hi rendition="#aq">III.</hi></persName> zum vierten die&#x017F;es Na-<lb/>
mens zu Grund gegangen &#x017F;ey. Da aber der Schrift&#x017F;teller,<lb/>
dem wir die&#x017F;es Leben verdanken, nach &#x017F;einer ganzen Manier<lb/>
und Richtung alsdann nicht wu&#x0364;rde unterla&#x017F;&#x017F;en haben, uns die<lb/>
Wiederaufrichtung unten zu melden; da es zudem, bey großer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0217] derherſtellungen, welche der letzte in demſelben Gebaͤude habe vornehmen laſſen, auf eine ſo dunkele und mehrdeutige Weiſe, daß Platina verleitet ward, ſie von Vollendung des Gebaͤu- des ſelbſt zu verſtehen *). Da es nun gilt, uns irgend eines Denkmals, aus welchem der Zuſtand der roͤmiſchen Kunſt da- maliger Zeiten zu beurtheilen waͤre, ganz zu verſichern; ſo werden wir jene Stelle, ſo wenig anziehend ſie ſeyn mag, doch einer genaueren Pruͤfung unterwerfen muͤſſen **). Betrachten wir ſie zuerſt als unverdorben durch Nachlaͤſ- ſigkeiten der Abſchreiber, vielmehr nur als ſchlecht abgefaßt; ſo wuͤrden wir gleich anfangs das Wort accubitum als No- minativ anſehen, und, nebſt dem folgenden, ornamenta, mit dem Zeitworte deleta verbinden muͤſſen. Auf dieſe Weiſe auf- gefaßt ergaͤbe ſich der Sinn, daß der ganze Feſtſaal in der nicht langen Zwiſchenzeit von Leo III. zum vierten dieſes Na- mens zu Grund gegangen ſey. Da aber der Schriftſteller, dem wir dieſes Leben verdanken, nach ſeiner ganzen Manier und Richtung alsdann nicht wuͤrde unterlaſſen haben, uns die Wiederaufrichtung unten zu melden; da es zudem, bey großer *) Platina, de vit. pont. Leone IV. — „Solarium a Leone III. inchoatum perfecit.“ **) Anast. l. et ed. c. p. 94. col. 2. (ap. Murat. scriptt. To. III. p. 232. col. 2). — „Nam et (ad) accubitum, quod Dn. Leo b. m III. papa a fundamentis construxerat, et (del.) omnia orna- menta, quae ibi paraverat, tunc (ſo einige HSS.) prae nimia ve- tustate et oblivione antecessorum pontificum deleta (ablata?) sunt. Et in die natalis D. N. I. Chr. secundum carnem tam Dn. Grego- rius, quam et Dn. Sergius s. rec. ibi minime epulabantur. Idem vero beat. et summus praesul Leo IV. cum gaudio et nimia delecta- tione omnia ornamenta, quae inde deleta (ablata) fuerant, noviter reparavit et ad usum pristinum magnifice revocavit.“ — Vgl. Nic. Alemanni, de Lateran. parictinis. Rom 1756. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/217
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/217>, abgerufen am 25.11.2024.