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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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den, baueten sie aus leichten Stoffen *); daher besitzen wir
auch im Süden kein Denkmal deutscher Bankunst, welches
älter wäre, als die römischen Colonieen und Befestigungen am
Rhein und Mayn und an der Donau; nördlicher keins, wel-
ches über die Einführung des Christenthums zurückreichte.
Unmittelbar nach ihrer Einwanderung verbreiteten die Franken
ihre Holzbaukunst auch in Gallien **); obwohl solche in den
nördlichen Provinzen seit den ältesten Zeiten gegen römische
Sitten sich behauptet haben könnte, da Caesar sie dort vorge-
funden. In einem alten Verzeichniß königlicher Meyerhöfe erschei-
nen die Nebengebäude überall von Holz, nur etwa das Hauptge-
bäude von Stein, eine Verbesserung, welche unter der geregelten
Verwaltung des baulustigen Karl dürfte aufgekommen seyn ***).

*) Ammian. lib. XVIII. -- sepimenta fragilium penatium in-
flammata.
Wir verdanken, wie ich an andern Stellen nachgewiesen,
sogar unsere Kunstausdrücke in der Steinbaukunst den Römern; z.
B. Pforte, Mauer, Fenster etc.
**) S. Gregor. Tur. Lib. V. cap. II. ad basilicam S. Martini,
quae super muros civitatis (Rothomagi) ligneis tabulis fabricata est

-- und lib. IV. c. 20. -- "Basilica (sanc. Martini) -- succensa. --
Sed et civitas Turonica ante annum jam igni consumpta fuerat et
totae (toutes, tutte) Ecclesiae in eadem destructae, desertae relictae
sunt.
An einer anderen Stelle ewähnt ds. Schriftsteller sogar einer
hölzernen Kapelle. Wo endlich von der Villa eines Reichen die
Rede ist (derselb. lib. IV. c. XLI.), heißt es -- ostia domus ex
ligneis fabrieata tabulis.
Die Erwähnung dieses Umstandes zeigt
auf vermischten Gebrauch römischer und teutscher Bauart. Siehe
auch über den Brand des kön. Hofes zu Worms, bey Eginhard
ad a. 790.
***) Car. M. Breviarium rer. fisc. (ap. Leibnitz. in collectan.
etym. P. II. p. 325. 28. 31.). -- Juvenimus in Anaspio, fisco do-
minico, salam regalem ex lapide factam optime, cameras tres, sola-
riis totam casam eircumdatam, -- alias casas infra curtem ex ligno

den, baueten ſie aus leichten Stoffen *); daher beſitzen wir
auch im Suͤden kein Denkmal deutſcher Bankunſt, welches
aͤlter waͤre, als die roͤmiſchen Colonieen und Befeſtigungen am
Rhein und Mayn und an der Donau; noͤrdlicher keins, wel-
ches uͤber die Einfuͤhrung des Chriſtenthums zuruͤckreichte.
Unmittelbar nach ihrer Einwanderung verbreiteten die Franken
ihre Holzbaukunſt auch in Gallien **); obwohl ſolche in den
noͤrdlichen Provinzen ſeit den aͤlteſten Zeiten gegen roͤmiſche
Sitten ſich behauptet haben koͤnnte, da Caeſar ſie dort vorge-
funden. In einem alten Verzeichniß koͤniglicher Meyerhoͤfe erſchei-
nen die Nebengebaͤude uͤberall von Holz, nur etwa das Hauptge-
baͤude von Stein, eine Verbeſſerung, welche unter der geregelten
Verwaltung des bauluſtigen Karl duͤrfte aufgekommen ſeyn ***).

*) Ammian. lib. XVIII. — sepimenta fragilium penatium in-
flammata.
Wir verdanken, wie ich an andern Stellen nachgewieſen,
ſogar unſere Kunſtausdruͤcke in der Steinbaukunſt den Roͤmern; z.
B. Pforte, Mauer, Fenſter etc.
**) S. Gregor. Tur. Lib. V. cap. II. ad basilicam S. Martini,
quae super muros civitatis (Rothomagi) ligneis tabulis fabricata est

— und lib. IV. c. 20. — „Basilica (sanc. Martini) — succensa. —
Sed et civitas Turonica ante annum jam igni consumpta fuerat et
totae (toutes, tutte) Ecclesiae in eadem destructae, desertae relictae
sunt.
An einer anderen Stelle ewaͤhnt dſ. Schriftſteller ſogar einer
hoͤlzernen Kapelle. Wo endlich von der Villa eines Reichen die
Rede iſt (derſelb. lib. IV. c. XLI.), heißt es — ostia domus ex
ligneis fabrieata tabulis.
Die Erwaͤhnung dieſes Umſtandes zeigt
auf vermiſchten Gebrauch roͤmiſcher und teutſcher Bauart. Siehe
auch uͤber den Brand des koͤn. Hofes zu Worms, bey Eginhard
ad a. 790.
***) Car. M. Breviarium rer. fisc. (ap. Leibnitz. in collectan.
etym. P. II. p. 325. 28. 31.). — Juvenimus in Anaspio, fisco do-
minico, salam regalem ex lapide factam optime, cameras tres, sola-
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[214/0232] den, baueten ſie aus leichten Stoffen *); daher beſitzen wir auch im Suͤden kein Denkmal deutſcher Bankunſt, welches aͤlter waͤre, als die roͤmiſchen Colonieen und Befeſtigungen am Rhein und Mayn und an der Donau; noͤrdlicher keins, wel- ches uͤber die Einfuͤhrung des Chriſtenthums zuruͤckreichte. Unmittelbar nach ihrer Einwanderung verbreiteten die Franken ihre Holzbaukunſt auch in Gallien **); obwohl ſolche in den noͤrdlichen Provinzen ſeit den aͤlteſten Zeiten gegen roͤmiſche Sitten ſich behauptet haben koͤnnte, da Caeſar ſie dort vorge- funden. In einem alten Verzeichniß koͤniglicher Meyerhoͤfe erſchei- nen die Nebengebaͤude uͤberall von Holz, nur etwa das Hauptge- baͤude von Stein, eine Verbeſſerung, welche unter der geregelten Verwaltung des bauluſtigen Karl duͤrfte aufgekommen ſeyn ***). *) Ammian. lib. XVIII. — sepimenta fragilium penatium in- flammata. Wir verdanken, wie ich an andern Stellen nachgewieſen, ſogar unſere Kunſtausdruͤcke in der Steinbaukunſt den Roͤmern; z. B. Pforte, Mauer, Fenſter etc. **) S. Gregor. Tur. Lib. V. cap. II. ad basilicam S. Martini, quae super muros civitatis (Rothomagi) ligneis tabulis fabricata est — und lib. IV. c. 20. — „Basilica (sanc. Martini) — succensa. — Sed et civitas Turonica ante annum jam igni consumpta fuerat et totae (toutes, tutte) Ecclesiae in eadem destructae, desertae relictae sunt. An einer anderen Stelle ewaͤhnt dſ. Schriftſteller ſogar einer hoͤlzernen Kapelle. Wo endlich von der Villa eines Reichen die Rede iſt (derſelb. lib. IV. c. XLI.), heißt es — ostia domus ex ligneis fabrieata tabulis. Die Erwaͤhnung dieſes Umſtandes zeigt auf vermiſchten Gebrauch roͤmiſcher und teutſcher Bauart. Siehe auch uͤber den Brand des koͤn. Hofes zu Worms, bey Eginhard ad a. 790. ***) Car. M. Breviarium rer. fisc. (ap. Leibnitz. in collectan. etym. P. II. p. 325. 28. 31.). — Juvenimus in Anaspio, fisco do- minico, salam regalem ex lapide factam optime, cameras tres, sola- riis totam casam eircumdatam, — alias casas infra curtem ex ligno

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/232>, abgerufen am 19.05.2024.