Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.nehmlich den neueren Deutschen in einem engeren Sinne Poesie *) Toelken (über das verschiedene Verhältniß der antiken
und modernen Malerey zur Poesie etc. Berlin, Nicolaische Buch- handlung, 1822) kommt, nachdem er in einer anderen Beziehung die Poesie wenigstens der neueren Malerey entgegenstellt (S. 31), ebenfalls darauf zurück, daß Poesie in diesem Sinne allerdings auch die Grundlage der bildenden Künste sey. Göthe, aus meinem Leben, Bd. II. S. 348. "Die Gipfel beyder schienen nun getrennt, wie nah ihre Basen auch zusammenstoßen mochten." nehmlich den neueren Deutſchen in einem engeren Sinne Poeſie *) Toelken (uͤber das verſchiedene Verhaͤltniß der antiken
und modernen Malerey zur Poeſie ꝛc. Berlin, Nicolaiſche Buch- handlung, 1822) kommt, nachdem er in einer anderen Beziehung die Poeſie wenigſtens der neueren Malerey entgegenſtellt (S. 31), ebenfalls darauf zuruͤck, daß Poeſie in dieſem Sinne allerdings auch die Grundlage der bildenden Kuͤnſte ſey. Goͤthe, aus meinem Leben, Bd. II. S. 348. „Die Gipfel beyder ſchienen nun getrennt, wie nah ihre Baſen auch zuſammenſtoßen mochten.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="9"/> nehmlich den neueren Deutſchen in einem engeren Sinne Poeſie<lb/> heißt <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117404993">Toelken</persName></hi> (uͤber das verſchiedene Verhaͤltniß der antiken<lb/> und modernen Malerey zur Poeſie ꝛc. <placeName>Berlin</placeName>, Nicolaiſche Buch-<lb/> handlung, 1822) kommt, nachdem er in einer anderen Beziehung<lb/> die Poeſie wenigſtens der neueren Malerey entgegenſtellt (S. <choice><sic>3</sic><corr>31</corr></choice>),<lb/> ebenfalls darauf zuruͤck, daß Poeſie in dieſem Sinne allerdings auch<lb/> die Grundlage der bildenden Kuͤnſte ſey. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118540238">Goͤthe</persName></hi>, aus meinem<lb/> Leben, Bd. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 348. „Die Gipfel beyder ſchienen nun getrennt,<lb/><hi rendition="#g">wie nah ihre Baſen auch zuſammenſtoßen mochten</hi>.“</note>. Die Verſchiedenheit beider Kuͤnſte, welche vortreff-<lb/> liche Geiſter von Zeit zu Zeit geltend zu machen bemuͤht ſind,<lb/> beruht alſo nicht auf Eigenthuͤmlichkeiten der Art, oder Wen-<lb/> dung des Geiſtes, aus welchem ſie hervorgehen, ſondern ein-<lb/> zig auf Forderungen und Moͤglichkeiten des ſo ganz verſchie-<lb/> denen Stoffes der Darſtellung der einen und der andern Kunſt-<lb/> art. In den bildenden Kuͤnſten nemlich wird das anſchaulich<lb/> Erfaßte auch fuͤr die Anſchauung, in Formen, oder durch den<lb/> Schein von Formen, dargeſtellt; in der Poeſie aber beruht<lb/> die Darſtellung des anſchaulich und kuͤnſtleriſch Erfaßten auf<lb/> einer gewandten Handhabung des Begriffes, welcher an ſich<lb/> ſelbſt, wie es einleuchtet, dem poetiſchen Denken widerſtrebt<lb/> und gerade entgegenſteht. Daher denn kann die Poeſie, wie<lb/> ſie auch durch abgemeſſene Rede und maleriſche Wortklaͤnge<lb/> (der <choice><sic>Mienen</sic><corr>Mimen</corr></choice> nicht zu gedenken) ſich zu helfen ſuche, doch in<lb/> der Darſtellung des anſchaulich Erfaßten mit den bildenden<lb/> Kuͤnſten nicht wohl gleichen Schritt halten. Dagegen vermag<lb/> ſie, vermoͤge des Begriffes, des einzigen Mittlers ihrer Dar-<lb/> ſtellung, in das Gebiet des reinen Denkens hinuͤberzuſchwei-<lb/> fen, wie denn auch der That nach, vornehmlich im Alter-<lb/> thume der Dichtkunſt, Poeſie und Philoſophie meiſtens Hand<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0027]
nehmlich den neueren Deutſchen in einem engeren Sinne Poeſie
heißt *). Die Verſchiedenheit beider Kuͤnſte, welche vortreff-
liche Geiſter von Zeit zu Zeit geltend zu machen bemuͤht ſind,
beruht alſo nicht auf Eigenthuͤmlichkeiten der Art, oder Wen-
dung des Geiſtes, aus welchem ſie hervorgehen, ſondern ein-
zig auf Forderungen und Moͤglichkeiten des ſo ganz verſchie-
denen Stoffes der Darſtellung der einen und der andern Kunſt-
art. In den bildenden Kuͤnſten nemlich wird das anſchaulich
Erfaßte auch fuͤr die Anſchauung, in Formen, oder durch den
Schein von Formen, dargeſtellt; in der Poeſie aber beruht
die Darſtellung des anſchaulich und kuͤnſtleriſch Erfaßten auf
einer gewandten Handhabung des Begriffes, welcher an ſich
ſelbſt, wie es einleuchtet, dem poetiſchen Denken widerſtrebt
und gerade entgegenſteht. Daher denn kann die Poeſie, wie
ſie auch durch abgemeſſene Rede und maleriſche Wortklaͤnge
(der Mimen nicht zu gedenken) ſich zu helfen ſuche, doch in
der Darſtellung des anſchaulich Erfaßten mit den bildenden
Kuͤnſten nicht wohl gleichen Schritt halten. Dagegen vermag
ſie, vermoͤge des Begriffes, des einzigen Mittlers ihrer Dar-
ſtellung, in das Gebiet des reinen Denkens hinuͤberzuſchwei-
fen, wie denn auch der That nach, vornehmlich im Alter-
thume der Dichtkunſt, Poeſie und Philoſophie meiſtens Hand
*) Toelken (uͤber das verſchiedene Verhaͤltniß der antiken
und modernen Malerey zur Poeſie ꝛc. Berlin, Nicolaiſche Buch-
handlung, 1822) kommt, nachdem er in einer anderen Beziehung
die Poeſie wenigſtens der neueren Malerey entgegenſtellt (S. 31),
ebenfalls darauf zuruͤck, daß Poeſie in dieſem Sinne allerdings auch
die Grundlage der bildenden Kuͤnſte ſey. Goͤthe, aus meinem
Leben, Bd. II. S. 348. „Die Gipfel beyder ſchienen nun getrennt,
wie nah ihre Baſen auch zuſammenſtoßen mochten.“
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