groß zugemessen; die übrigen Glieder von besserem Verhältniß, als in so frühen Arbeiten gewöhnlich ist. In der Anordnung oder im Style des Reliefs gleicht das unsrige den roheren altchristlichen Bildnereyen.
Im Entwurf und in der Arbeit der Rosons und Gesimse, in dem sparsam angebrachten Schmuck von eingelegtem schwar- zen Marmor, gleicht dieses Werk jenen architectonischen Denk- malen, welche während des eilften Jahrhunderts im oberen Arnothale in nicht geringer Zahl errichtet worden. Mit diesen stimmt ein anderes Werk noch genauer überein, dem es, wie jenem, an einer zeitbestimmenden Inschrift fehlt, die Kanzel nemlich der vorstädtischen Kirche S. Leonardo, außerhalb und zur Linken des römischen Thores zu Florenz.
Diese Arbeit ward unter dem Großherzog Peter Leopold bey Abtragung der noch übrigen Theile der uralten Basilica S. Piero Scheraggio an ihre gegenwärtige Stelle versetzt. Nach einer Ueberlieferung, welche weit zurückreicht, wäre sie schon im eilften Jahrhundert aus Fiesole nach Florenz entführt worden, bey Zerstörung jener alten Bergstadt durch die Flo- rentiner, über welche Begebenheit allerdings die umständlichen Berichte von Augenzeugen und Zeitgenossen noch ersehnt wer- den *). Doch, wie es immer mit dieser Erzählung zu neh- men sey, so ist doch so viel gewiß: daß die zahlreichen Bey- schriften, durch welche der Künstler seine unvollkommene Dar- stellung unterstützt hat, sowohl den Schriftzeichen, als der Sprache, als selbst dem Gebrauche nach, nicht sehr viel neuer seyn können; daß ferner die architectonischen Beywerke, in so weit sie erhalten und nicht späterhin ergänzt sind, mit einem
*) S. Osservatore Fio. Vol. V. p. 223 s.
groß zugemeſſen; die uͤbrigen Glieder von beſſerem Verhaͤltniß, als in ſo fruͤhen Arbeiten gewoͤhnlich iſt. In der Anordnung oder im Style des Reliefs gleicht das unſrige den roheren altchriſtlichen Bildnereyen.
Im Entwurf und in der Arbeit der Roſons und Geſimſe, in dem ſparſam angebrachten Schmuck von eingelegtem ſchwar- zen Marmor, gleicht dieſes Werk jenen architectoniſchen Denk- malen, welche waͤhrend des eilften Jahrhunderts im oberen Arnothale in nicht geringer Zahl errichtet worden. Mit dieſen ſtimmt ein anderes Werk noch genauer uͤberein, dem es, wie jenem, an einer zeitbeſtimmenden Inſchrift fehlt, die Kanzel nemlich der vorſtaͤdtiſchen Kirche S. Leonardo, außerhalb und zur Linken des roͤmiſchen Thores zu Florenz.
Dieſe Arbeit ward unter dem Großherzog Peter Leopold bey Abtragung der noch uͤbrigen Theile der uralten Baſilica S. Piero Scheraggio an ihre gegenwaͤrtige Stelle verſetzt. Nach einer Ueberlieferung, welche weit zuruͤckreicht, waͤre ſie ſchon im eilften Jahrhundert aus Fieſole nach Florenz entfuͤhrt worden, bey Zerſtoͤrung jener alten Bergſtadt durch die Flo- rentiner, uͤber welche Begebenheit allerdings die umſtaͤndlichen Berichte von Augenzeugen und Zeitgenoſſen noch erſehnt wer- den *). Doch, wie es immer mit dieſer Erzaͤhlung zu neh- men ſey, ſo iſt doch ſo viel gewiß: daß die zahlreichen Bey- ſchriften, durch welche der Kuͤnſtler ſeine unvollkommene Dar- ſtellung unterſtuͤtzt hat, ſowohl den Schriftzeichen, als der Sprache, als ſelbſt dem Gebrauche nach, nicht ſehr viel neuer ſeyn koͤnnen; daß ferner die architectoniſchen Beywerke, in ſo weit ſie erhalten und nicht ſpaͤterhin ergaͤnzt ſind, mit einem
*) S. Osservatore Fio. Vol. V. p. 223 s.
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groß zugemeſſen; die uͤbrigen Glieder von beſſerem Verhaͤltniß,
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oder im Style des Reliefs gleicht das unſrige den roheren
altchriſtlichen Bildnereyen.
Im Entwurf und in der Arbeit der Roſons und Geſimſe,
in dem ſparſam angebrachten Schmuck von eingelegtem ſchwar-
zen Marmor, gleicht dieſes Werk jenen architectoniſchen Denk-
malen, welche waͤhrend des eilften Jahrhunderts im oberen
Arnothale in nicht geringer Zahl errichtet worden. Mit dieſen
ſtimmt ein anderes Werk noch genauer uͤberein, dem es, wie
jenem, an einer zeitbeſtimmenden Inſchrift fehlt, die Kanzel
nemlich der vorſtaͤdtiſchen Kirche S. Leonardo, außerhalb und
zur Linken des roͤmiſchen Thores zu Florenz.
Dieſe Arbeit ward unter dem Großherzog Peter Leopold
bey Abtragung der noch uͤbrigen Theile der uralten Baſilica
S. Piero Scheraggio an ihre gegenwaͤrtige Stelle verſetzt.
Nach einer Ueberlieferung, welche weit zuruͤckreicht, waͤre ſie
ſchon im eilften Jahrhundert aus Fieſole nach Florenz entfuͤhrt
worden, bey Zerſtoͤrung jener alten Bergſtadt durch die Flo-
rentiner, uͤber welche Begebenheit allerdings die umſtaͤndlichen
Berichte von Augenzeugen und Zeitgenoſſen noch erſehnt wer-
den *). Doch, wie es immer mit dieſer Erzaͤhlung zu neh-
men ſey, ſo iſt doch ſo viel gewiß: daß die zahlreichen Bey-
ſchriften, durch welche der Kuͤnſtler ſeine unvollkommene Dar-
ſtellung unterſtuͤtzt hat, ſowohl den Schriftzeichen, als der
Sprache, als ſelbſt dem Gebrauche nach, nicht ſehr viel neuer
ſeyn koͤnnen; daß ferner die architectoniſchen Beywerke, in ſo
weit ſie erhalten und nicht ſpaͤterhin ergaͤnzt ſind, mit einem
*) S. Osservatore Fio. Vol. V. p. 223 s.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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