Harnischen, ein König in ihrer Mitte, setzen durch einen Fluß; -- alle diese Umstände würden auf ein höheres Alterthum schließen lassen, wenn nicht der rundliche Charakter der In- schrift, wie selbst der Gebrauch, des Künstlers Namen anzu- merken, mich bestimmte, das Werk den pistojesischen Denkma- len der Zeit nach gleich zu stellen. Vielleicht giebt es irgendwo in mir für jetzt unzugänglichen Büchern eine ältere Abschrift; zu meiner Zeit indeß waren nur folgende Schriftzüge erhalten und durchhin lesbar: + ME fec. IT ROBERTVS MAGIST. LA ......
Vereinigen wir mit diesen fünf, nach allen begleitenden Umständen unzweifelhaft beynahe gleichzeitigen Künstlern, dem Gruamons, Deodatus, Enricus, Biduino, Robertus, auch den berühmteren Namen des Bonanno*), dessen Bronzethore zu Pisa untergegangen, dessen anderes Werk zu Monreale in Sicilien mir ansichtlich unbekannt; so ergiebt sich, daß in dem engen Kreise des nördlichsten Toscana schon in jener ent- legeneren, noch so dunkeln Zeit nicht weniger als sechs Bild- ner gearbeitet und, was mehr ist, nach Ruhm und Auszeich- nung gestrebt haben. In Betrachtung ihrer Proportion, Ma- nier und Wahl waren diese Künstler, wenn wir Bonanno ausnehmen, über welchen ich nichts zu entscheiden wage, sämmtlich aus irgend einer italienischen Schule hervorgegangen, da sie an keiner Stelle den Eindruck griechischer Vorbilder an den Tag legen. Ob nun dieses Bestreben ganz örtlich und durch den Flor von Pisa hervorgerufen war, an welchem Lucca und Pistoja mittelbar Theil nahmen; oder ob vielmehr dieser
*) Er war schon dem Vasari bekannt. Vergl. Morronal I. et T. c. und andere.
Harniſchen, ein Koͤnig in ihrer Mitte, ſetzen durch einen Fluß; — alle dieſe Umſtaͤnde wuͤrden auf ein hoͤheres Alterthum ſchließen laſſen, wenn nicht der rundliche Charakter der In- ſchrift, wie ſelbſt der Gebrauch, des Kuͤnſtlers Namen anzu- merken, mich beſtimmte, das Werk den piſtojeſiſchen Denkma- len der Zeit nach gleich zu ſtellen. Vielleicht giebt es irgendwo in mir fuͤr jetzt unzugaͤnglichen Buͤchern eine aͤltere Abſchrift; zu meiner Zeit indeß waren nur folgende Schriftzuͤge erhalten und durchhin lesbar: + ME fec. IT ROBERTVS MAGIS̅T̅. LA ......
Vereinigen wir mit dieſen fuͤnf, nach allen begleitenden Umſtaͤnden unzweifelhaft beynahe gleichzeitigen Kuͤnſtlern, dem Gruamons, Deodatus, Enricus, Biduino, Robertus, auch den beruͤhmteren Namen des Bonanno*), deſſen Bronzethore zu Piſa untergegangen, deſſen anderes Werk zu Monreale in Sicilien mir anſichtlich unbekannt; ſo ergiebt ſich, daß in dem engen Kreiſe des noͤrdlichſten Toscana ſchon in jener ent- legeneren, noch ſo dunkeln Zeit nicht weniger als ſechs Bild- ner gearbeitet und, was mehr iſt, nach Ruhm und Auszeich- nung geſtrebt haben. In Betrachtung ihrer Proportion, Ma- nier und Wahl waren dieſe Kuͤnſtler, wenn wir Bonanno ausnehmen, uͤber welchen ich nichts zu entſcheiden wage, ſaͤmmtlich aus irgend einer italieniſchen Schule hervorgegangen, da ſie an keiner Stelle den Eindruck griechiſcher Vorbilder an den Tag legen. Ob nun dieſes Beſtreben ganz oͤrtlich und durch den Flor von Piſa hervorgerufen war, an welchem Lucca und Piſtoja mittelbar Theil nahmen; oder ob vielmehr dieſer
*) Er war ſchon dem Vaſari bekannt. Vergl. Morronal I. et T. c. und andere.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0280"n="262"/>
Harniſchen, ein Koͤnig in ihrer Mitte, ſetzen durch einen Fluß;<lb/>— alle dieſe Umſtaͤnde wuͤrden auf ein hoͤheres Alterthum<lb/>ſchließen laſſen, wenn nicht der rundliche Charakter der In-<lb/>ſchrift, wie ſelbſt der Gebrauch, des Kuͤnſtlers Namen anzu-<lb/>
merken, mich beſtimmte, das Werk den piſtojeſiſchen Denkma-<lb/>
len der Zeit nach gleich zu ſtellen. Vielleicht giebt es irgendwo<lb/>
in mir fuͤr jetzt unzugaͤnglichen Buͤchern eine aͤltere Abſchrift;<lb/>
zu meiner Zeit indeß waren nur folgende Schriftzuͤge erhalten<lb/>
und durchhin lesbar:<lb/>
+ <hirendition="#aq">ME <hirendition="#sup">fec.</hi> IT <persNameref="nognd">ROBERTVS</persName> MAGIS̅T̅. LA</hi> ......</p><lb/><p>Vereinigen wir mit dieſen fuͤnf, nach allen begleitenden<lb/>
Umſtaͤnden unzweifelhaft beynahe gleichzeitigen Kuͤnſtlern, dem<lb/><persNameref="http://vocab.getty.edu/ulan/500186602">Gruamons</persName>, <persNameref="vocab.getty.edu/ulan/500186603">Deodatus</persName>, <persNameref="nognd">Enricus</persName>, <persNameref="vocab.getty.edu/ulan/500055001">Biduino</persName>, <persNameref="nognd">Robertus</persName>, auch<lb/>
den beruͤhmteren Namen des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118661302">Bonanno</persName><noteplace="foot"n="*)">Er war ſchon dem <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName></hi> bekannt. Vergl. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><persNameref="http://id.loc.gov/authorities/names/n86054413.html">Morronal</persName></hi> I.<lb/>
et T. c.</hi> und andere.</note>, deſſen Bronzethore<lb/>
zu <placeName>Piſa</placeName> untergegangen, deſſen anderes Werk zu <placeName>Monreale</placeName> in<lb/><placeName>Sicilien</placeName> mir anſichtlich unbekannt; ſo ergiebt ſich, daß in<lb/>
dem engen Kreiſe des noͤrdlichſten <placeName>Toscana</placeName>ſchon in jener ent-<lb/>
legeneren, noch ſo dunkeln Zeit nicht weniger als ſechs Bild-<lb/>
ner gearbeitet und, was mehr iſt, nach Ruhm und Auszeich-<lb/>
nung geſtrebt haben. In Betrachtung ihrer Proportion, Ma-<lb/>
nier und Wahl waren dieſe Kuͤnſtler, wenn wir <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118661302">Bonanno</persName><lb/>
ausnehmen, uͤber welchen ich nichts zu entſcheiden wage,<lb/>ſaͤmmtlich aus irgend einer italieniſchen Schule hervorgegangen,<lb/>
da ſie an keiner Stelle den Eindruck griechiſcher Vorbilder an<lb/>
den Tag legen. Ob nun dieſes Beſtreben ganz oͤrtlich und<lb/>
durch den Flor von <placeName>Piſa</placeName> hervorgerufen war, an welchem <placeName>Lucca</placeName><lb/>
und <placeName>Piſtoja</placeName> mittelbar Theil nahmen; oder ob vielmehr dieſer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[262/0280]
Harniſchen, ein Koͤnig in ihrer Mitte, ſetzen durch einen Fluß;
— alle dieſe Umſtaͤnde wuͤrden auf ein hoͤheres Alterthum
ſchließen laſſen, wenn nicht der rundliche Charakter der In-
ſchrift, wie ſelbſt der Gebrauch, des Kuͤnſtlers Namen anzu-
merken, mich beſtimmte, das Werk den piſtojeſiſchen Denkma-
len der Zeit nach gleich zu ſtellen. Vielleicht giebt es irgendwo
in mir fuͤr jetzt unzugaͤnglichen Buͤchern eine aͤltere Abſchrift;
zu meiner Zeit indeß waren nur folgende Schriftzuͤge erhalten
und durchhin lesbar:
+ ME fec. IT ROBERTVS MAGIS̅T̅. LA ......
Vereinigen wir mit dieſen fuͤnf, nach allen begleitenden
Umſtaͤnden unzweifelhaft beynahe gleichzeitigen Kuͤnſtlern, dem
Gruamons, Deodatus, Enricus, Biduino, Robertus, auch
den beruͤhmteren Namen des Bonanno *), deſſen Bronzethore
zu Piſa untergegangen, deſſen anderes Werk zu Monreale in
Sicilien mir anſichtlich unbekannt; ſo ergiebt ſich, daß in
dem engen Kreiſe des noͤrdlichſten Toscana ſchon in jener ent-
legeneren, noch ſo dunkeln Zeit nicht weniger als ſechs Bild-
ner gearbeitet und, was mehr iſt, nach Ruhm und Auszeich-
nung geſtrebt haben. In Betrachtung ihrer Proportion, Ma-
nier und Wahl waren dieſe Kuͤnſtler, wenn wir Bonanno
ausnehmen, uͤber welchen ich nichts zu entſcheiden wage,
ſaͤmmtlich aus irgend einer italieniſchen Schule hervorgegangen,
da ſie an keiner Stelle den Eindruck griechiſcher Vorbilder an
den Tag legen. Ob nun dieſes Beſtreben ganz oͤrtlich und
durch den Flor von Piſa hervorgerufen war, an welchem Lucca
und Piſtoja mittelbar Theil nahmen; oder ob vielmehr dieſer
*) Er war ſchon dem Vaſari bekannt. Vergl. Morronal I.
et T. c. und andere.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/280>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.