F. Helias fecit fieri. Jesu Christe pie miserere precan- tis Heliae. Juncta Pisanus me pinxit. an. d. 1236. Indict. IX*). Wir dürfen diesem Berichte trauen, weil er von einem Schriftsteller herrührt, der in kunstgeschichtlichen Dingen weder Ansichten vorgefaßt, noch Meinungen zu ver- theidigen hatte. Andere, ursprünglich urkundliche Nachrichten ertheilt über diesen Maler Morrona, der redlichste und um- sichtigste unter denen, welche ihr Leben darangesetzt, die Kunst- geschichte einzelner italienischer Städte zu beleuchten; Kun- den **), welche freilich durchhin aus zweyter Hand geschöpft, und vielleicht schon in der ersten ohne Aufmerksamkeit ausge- schrieben worden, da es seinen Auszügen an aller Nachweisung fehlt, welche bey durchaus neuen Nachrichten zur Beglaubigung nöthig sind. Ich habe seine Angaben schon aus diesem Grunde nicht prüfen können, weshalb ich dieselben nicht verbürge. Wollten wir ihnen Glauben beymessen, so wäre Giunta ein Sohn des Guidotto, hätte er schon 1202 gemalt und noch um 1255 geblüht. Doch fragt es sich noch, ob der Juncta Guidotti, pictor, derselbe Junta sey, dessen Kunstrichtung noch immer aus einem ganz wohl erhaltenen Gemälde zu be- stimmen, dem Kruzifixe in einer Kapelle des rechten Armes der Kirche Sta. Maria degli Angeli in der Ebene nächst Asisi.
In diesem Bilde ist die Stellung und Lage der Gestalt des Heilands nicht mehr die aufgerichtete, italienische, welche wir oben in drey gleichartigen Bildern des Gekreuzigten, den Arbeiten eines alten umbrischen Meisters, oder seiner Zeitge- nossen, hatten kennen gelernt; vielmehr ist sie ausgebogen,
**)Pisa illustr. To. II. P. 1. cap. IV. §. 1. (Ed. sec. p. 127.)
F. Helias fecit fieri. Jesu Christe pie miserere precan- tis Heliae. Juncta Pisanus me pinxit. an. d. 1236. Indict. IX*). Wir duͤrfen dieſem Berichte trauen, weil er von einem Schriftſteller herruͤhrt, der in kunſtgeſchichtlichen Dingen weder Anſichten vorgefaßt, noch Meinungen zu ver- theidigen hatte. Andere, urſpruͤnglich urkundliche Nachrichten ertheilt uͤber dieſen Maler Morrona, der redlichſte und um- ſichtigſte unter denen, welche ihr Leben darangeſetzt, die Kunſt- geſchichte einzelner italieniſcher Staͤdte zu beleuchten; Kun- den **), welche freilich durchhin aus zweyter Hand geſchoͤpft, und vielleicht ſchon in der erſten ohne Aufmerkſamkeit ausge- ſchrieben worden, da es ſeinen Auszuͤgen an aller Nachweiſung fehlt, welche bey durchaus neuen Nachrichten zur Beglaubigung noͤthig ſind. Ich habe ſeine Angaben ſchon aus dieſem Grunde nicht pruͤfen koͤnnen, weshalb ich dieſelben nicht verbuͤrge. Wollten wir ihnen Glauben beymeſſen, ſo waͤre Giunta ein Sohn des Guidotto, haͤtte er ſchon 1202 gemalt und noch um 1255 gebluͤht. Doch fragt es ſich noch, ob der Juncta Guidotti, pictor, derſelbe Junta ſey, deſſen Kunſtrichtung noch immer aus einem ganz wohl erhaltenen Gemaͤlde zu be- ſtimmen, dem Kruzifixe in einer Kapelle des rechten Armes der Kirche Sta. Maria degli Angeli in der Ebene naͤchſt Aſiſi.
In dieſem Bilde iſt die Stellung und Lage der Geſtalt des Heilands nicht mehr die aufgerichtete, italieniſche, welche wir oben in drey gleichartigen Bildern des Gekreuzigten, den Arbeiten eines alten umbriſchen Meiſters, oder ſeiner Zeitge- noſſen, hatten kennen gelernt; vielmehr iſt ſie ausgebogen,
*)Wading, ann. ord. S. Franc.;Angeli, uͤber Aſiſi.
**)Pisa illustr. To. II. P. 1. cap. IV. §. 1. (Ed. sec. p. 127.)
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F. Helias fecit fieri. Jesu Christe pie miserere precan-
tis Heliae. Juncta Pisanus me pinxit. an. d. 1236.
Indict. IX *). Wir duͤrfen dieſem Berichte trauen, weil er
von einem Schriftſteller herruͤhrt, der in kunſtgeſchichtlichen
Dingen weder Anſichten vorgefaßt, noch Meinungen zu ver-
theidigen hatte. Andere, urſpruͤnglich urkundliche Nachrichten
ertheilt uͤber dieſen Maler Morrona, der redlichſte und um-
ſichtigſte unter denen, welche ihr Leben darangeſetzt, die Kunſt-
geſchichte einzelner italieniſcher Staͤdte zu beleuchten; Kun-
den **), welche freilich durchhin aus zweyter Hand geſchoͤpft,
und vielleicht ſchon in der erſten ohne Aufmerkſamkeit ausge-
ſchrieben worden, da es ſeinen Auszuͤgen an aller Nachweiſung
fehlt, welche bey durchaus neuen Nachrichten zur Beglaubigung
noͤthig ſind. Ich habe ſeine Angaben ſchon aus dieſem Grunde
nicht pruͤfen koͤnnen, weshalb ich dieſelben nicht verbuͤrge.
Wollten wir ihnen Glauben beymeſſen, ſo waͤre Giunta ein
Sohn des Guidotto, haͤtte er ſchon 1202 gemalt und noch
um 1255 gebluͤht. Doch fragt es ſich noch, ob der Juncta
Guidotti, pictor, derſelbe Junta ſey, deſſen Kunſtrichtung
noch immer aus einem ganz wohl erhaltenen Gemaͤlde zu be-
ſtimmen, dem Kruzifixe in einer Kapelle des rechten Armes
der Kirche Sta. Maria degli Angeli in der Ebene naͤchſt Aſiſi.
In dieſem Bilde iſt die Stellung und Lage der Geſtalt
des Heilands nicht mehr die aufgerichtete, italieniſche, welche
wir oben in drey gleichartigen Bildern des Gekreuzigten, den
Arbeiten eines alten umbriſchen Meiſters, oder ſeiner Zeitge-
noſſen, hatten kennen gelernt; vielmehr iſt ſie ausgebogen,
*) Wading, ann. ord. S. Franc.; Angeli, uͤber Aſiſi.
**) Pisa illustr. To. II. P. 1. cap. IV. §. 1. (Ed. sec. p. 127.)
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/360>, abgerufen am 17.02.2025.
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