sich beschließet, Mönch zu werden, und darauf eingekleidet wird. Ferner, wie derselbe, schon in den Orden eingetreten, nebst anderen Brüdern desselben mit größter Inbrunst um die Gunst flehet, nach Asien überzugehen, um den Saracenen den christlichen Glauben zu predigen. Ferner, wie sie abreisen und zum Sultan kommen, die christliche Lehre zu verkünden, wor- auf dieser sogleich befiehlt, sie an eine Säule zu binden und auszupeitschen. Dort sieht man, wie zwey Schergen sie ge- hauen haben und nun mit den Ruthen in der Hand, nach- dem zwey andere sie abgelöset, sich ausruhen. Ihre Hüte triefen von Schweiß und sie scheinen so ermüdet und athem- los zu seyn, daß es ein Wunder ist, zu sehen, wie der Mei- ster Alles so kunstreich habe ausdrücken können. Umher steht das schaulustige Volk, die Augen fest auf die entkleideten Mönche geheftet; der Sultan aber sitzt auf maurische Weise; und wenn man die mannichfaltigen Gebehrden und Bekleidun- gen ansieht, so scheint es einem, als wenn die Figuren wirk- lich lebten.
Ferner sieht man, wie der Sultan das Urtheil spricht, sie an einem Baume aufzuknüpfen; wie sie an einem Baume aufgehängt werden, und wie das gaffende Volk den aufge- hängten Mönch ganz offenbar reden und predigen hört. Dar- auf, wie der Sultan befiehlt, daß man sie enthaupte. Da, wo sie enthauptet werden, sieht man eine große Menge Men- schen zu Fuß und zu Pferd, welche zusehen; den Scharfrichter mit gewaffneter Begleitung und Weiber und Männer umher. Und nachdem die Mönche enthauptet sind, erhebt sich ein dü- steres Ungewitter mit Donner, Blitz, Hagel und Erdbeben, welches Alles so wohl ausgedrückt ist, daß man den Einsturz des Himmels und der Erde befürchten sollte. Alle haben das
ſich beſchließet, Moͤnch zu werden, und darauf eingekleidet wird. Ferner, wie derſelbe, ſchon in den Orden eingetreten, nebſt anderen Bruͤdern deſſelben mit groͤßter Inbrunſt um die Gunſt flehet, nach Aſien uͤberzugehen, um den Saracenen den chriſtlichen Glauben zu predigen. Ferner, wie ſie abreiſen und zum Sultan kommen, die chriſtliche Lehre zu verkuͤnden, wor- auf dieſer ſogleich befiehlt, ſie an eine Saͤule zu binden und auszupeitſchen. Dort ſieht man, wie zwey Schergen ſie ge- hauen haben und nun mit den Ruthen in der Hand, nach- dem zwey andere ſie abgeloͤſet, ſich ausruhen. Ihre Huͤte triefen von Schweiß und ſie ſcheinen ſo ermuͤdet und athem- los zu ſeyn, daß es ein Wunder iſt, zu ſehen, wie der Mei- ſter Alles ſo kunſtreich habe ausdruͤcken koͤnnen. Umher ſteht das ſchauluſtige Volk, die Augen feſt auf die entkleideten Moͤnche geheftet; der Sultan aber ſitzt auf mauriſche Weiſe; und wenn man die mannichfaltigen Gebehrden und Bekleidun- gen anſieht, ſo ſcheint es einem, als wenn die Figuren wirk- lich lebten.
Ferner ſieht man, wie der Sultan das Urtheil ſpricht, ſie an einem Baume aufzuknuͤpfen; wie ſie an einem Baume aufgehaͤngt werden, und wie das gaffende Volk den aufge- haͤngten Moͤnch ganz offenbar reden und predigen hoͤrt. Dar- auf, wie der Sultan befiehlt, daß man ſie enthaupte. Da, wo ſie enthauptet werden, ſieht man eine große Menge Men- ſchen zu Fuß und zu Pferd, welche zuſehen; den Scharfrichter mit gewaffneter Begleitung und Weiber und Maͤnner umher. Und nachdem die Moͤnche enthauptet ſind, erhebt ſich ein duͤ- ſteres Ungewitter mit Donner, Blitz, Hagel und Erdbeben, welches Alles ſo wohl ausgedruͤckt iſt, daß man den Einſturz des Himmels und der Erde befuͤrchten ſollte. Alle haben das
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ſich beſchließet, Moͤnch zu werden, und darauf eingekleidet
wird. Ferner, wie derſelbe, ſchon in den Orden eingetreten,
nebſt anderen Bruͤdern deſſelben mit groͤßter Inbrunſt um die
Gunſt flehet, nach Aſien uͤberzugehen, um den Saracenen den
chriſtlichen Glauben zu predigen. Ferner, wie ſie abreiſen und
zum Sultan kommen, die chriſtliche Lehre zu verkuͤnden, wor-
auf dieſer ſogleich befiehlt, ſie an eine Saͤule zu binden und
auszupeitſchen. Dort ſieht man, wie zwey Schergen ſie ge-
hauen haben und nun mit den Ruthen in der Hand, nach-
dem zwey andere ſie abgeloͤſet, ſich ausruhen. Ihre Huͤte
triefen von Schweiß und ſie ſcheinen ſo ermuͤdet und athem-
los zu ſeyn, daß es ein Wunder iſt, zu ſehen, wie der Mei-
ſter Alles ſo kunſtreich habe ausdruͤcken koͤnnen. Umher ſteht
das ſchauluſtige Volk, die Augen feſt auf die entkleideten
Moͤnche geheftet; der Sultan aber ſitzt auf mauriſche Weiſe;
und wenn man die mannichfaltigen Gebehrden und Bekleidun-
gen anſieht, ſo ſcheint es einem, als wenn die Figuren wirk-
lich lebten.
Ferner ſieht man, wie der Sultan das Urtheil ſpricht,
ſie an einem Baume aufzuknuͤpfen; wie ſie an einem Baume
aufgehaͤngt werden, und wie das gaffende Volk den aufge-
haͤngten Moͤnch ganz offenbar reden und predigen hoͤrt. Dar-
auf, wie der Sultan befiehlt, daß man ſie enthaupte. Da,
wo ſie enthauptet werden, ſieht man eine große Menge Men-
ſchen zu Fuß und zu Pferd, welche zuſehen; den Scharfrichter
mit gewaffneter Begleitung und Weiber und Maͤnner umher.
Und nachdem die Moͤnche enthauptet ſind, erhebt ſich ein duͤ-
ſteres Ungewitter mit Donner, Blitz, Hagel und Erdbeben,
welches Alles ſo wohl ausgedruͤckt iſt, daß man den Einſturz
des Himmels und der Erde befuͤrchten ſollte. Alle haben das
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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