Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.getheilten Folge von Urkunden, bey dem Künstler fertig vor- Daß Arnolfo nicht, wie Vasari berichtet, seines Mitge- *) S. Sepulcral monuments, Introd. p. CXXIII., wo die Ent- stehung dieses Symboles aus Psalm 91. erklärt wird, wo: concul- cabis Leonem etc. -- An der Vorseite des Domes zu Pisa liest man die Worte: de ore Leonis libera me Domine etc. neben einem schwarz auf weißem Marmor eingelegten Männchen inmitten zweyer Unthiere. Vielleicht war dieses Symbol für die Geweihten eine Anmahnung an die Streitigkeiten der Kirche mit der weltlichen Ge- walt, welche der Zeit nach mit dessen jäher Ausbreitung zusam- mentrifft. **) S. Richa delle chiese di Firenze. To. VI. p. 17., wo aus
der Bestallung des Arnolfo zum ersten Werkmeister des Dombaues: Arnolfus de Colle fil. quondam Cambii. -- In einem Briefe König Karls von Anjou dd. 1277. Sept. X. Ind. VI. (Archiv. della Cancel- leria X virale di Perugia A. No. 52. und abgedruckt bei Mariotti, lett. perug.) heißt er rundweg mag. Arnulfus de Florentia. Man überging in der Fremde die specielle Angabe des Geburtsortes. getheilten Folge von Urkunden, bey dem Kuͤnſtler fertig vor- Daß Arnolfo nicht, wie Vaſari berichtet, ſeines Mitge- *) S. Sepulcral monuments, Introd. p. CXXIII., wo die Ent- ſtehung dieſes Symboles aus Pſalm 91. erklaͤrt wird, wo: concul- cabis Leonem etc. — An der Vorſeite des Domes zu Piſa lieſt man die Worte: de ore Leonis libera me Domine etc. neben einem ſchwarz auf weißem Marmor eingelegten Maͤnnchen inmitten zweyer Unthiere. Vielleicht war dieſes Symbol fuͤr die Geweihten eine Anmahnung an die Streitigkeiten der Kirche mit der weltlichen Ge- walt, welche der Zeit nach mit deſſen jaͤher Ausbreitung zuſam- mentrifft. **) S. Richa delle chiese di Firenze. To. VI. p. 17., wo aus
der Beſtallung des Arnolfo zum erſten Werkmeiſter des Dombaues: Arnolfus de Colle fil. quondam Cambii. — In einem Briefe Koͤnig Karls von Anjou dd. 1277. Sept. X. Ind. VI. (Archiv. della Cancel- leria X virale di Perugia A. No. 52. und abgedruckt bei Mariotti, lett. perug.) heißt er rundweg mag. Arnulfus de Florentia. Man uͤberging in der Fremde die ſpecielle Angabe des Geburtsortes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0173" n="155"/> getheilten Folge von Urkunden, bey dem Kuͤnſtler fertig vor-<lb/> handen ſeyn mußten; er verſpricht (<hi rendition="#aq">No.</hi> 1.) ſie alſobald mit<lb/> dem uͤbrigen rohen Materiale zu liefern, und beſcheinigt ſchon<lb/> in ſeiner fruͤheſten Quittung den Empfang des dafuͤr ausbe-<lb/> dungenen Preiſes von 78 Pfund. Das rohe Material koſtete<lb/> (<hi rendition="#aq">No.</hi> 1.) 65. alſo die vier Loͤwen und ſieben Baſen nur 13<lb/> Pfund. Dieſe unverhaͤltnißmaͤßige Wohlfeilheit erklaͤrt ſich eben<lb/> nur aus der Art ihrer Beſchaffung. Der Gebrauch, Loͤwen<lb/> unter den Kanzeln, wie beſonders unter dem Vordache der<lb/> Kirchthore anzubringen, war dazumal ſo ausgebreitet <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#aq">Sepulcral monuments, Introd. p. CXXIII.,</hi> wo die Ent-<lb/> ſtehung dieſes Symboles aus Pſalm 91. erklaͤrt wird, wo: <hi rendition="#aq">concul-<lb/> cabis Leonem etc.</hi> — An der Vorſeite des Domes zu <placeName>Piſa</placeName> lieſt man<lb/> die Worte: <hi rendition="#aq">de ore Leonis libera me Domine etc.</hi> neben einem<lb/> ſchwarz auf weißem Marmor eingelegten Maͤnnchen inmitten zweyer<lb/> Unthiere. Vielleicht war dieſes Symbol fuͤr die Geweihten eine<lb/> Anmahnung an die Streitigkeiten der Kirche mit der weltlichen Ge-<lb/> walt, welche der Zeit nach mit deſſen jaͤher Ausbreitung zuſam-<lb/> mentrifft.</note>, daß<lb/> man darauf ſpeculiren mochte.</p><lb/> <p>Daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118645927">Arnolfo</persName> nicht, wie <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> berichtet, ſeines Mitge-<lb/> ſellen <persName ref="nognd">Lapo</persName> Sohn war, vielmehr von einem unbekannten <persName ref="nognd">Cam-<lb/> bio</persName> abſtamme, wiſſen wir laͤngſt durch aͤltere Mittheilungen<lb/> aus einem gegenwaͤrtig unzugaͤnglichen florentiniſchen Archive <note place="foot" n="**)">S. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100323677">Richa</persName> delle chiese di <placeName>Firenze</placeName>. To. VI. p. 17.,</hi> wo aus<lb/> der Beſtallung des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118645927">Arnolfo</persName> zum erſten Werkmeiſter des Dombaues:<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118645927">Arnolfus de Colle</persName> fil. quondam <persName ref="nognd">Cambii</persName>.</hi> — In einem Briefe Koͤnig<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118640100">Karls von Anjou</persName> <hi rendition="#aq">dd. 1277. Sept. X. Ind. VI. (Archiv. della Cancel-<lb/> leria X virale di <placeName>Perugia</placeName> A. No.</hi> 52. und abgedruckt bei <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117551996">Mariotti</persName>,<lb/> lett. perug.</hi>) heißt er rundweg <hi rendition="#aq">mag. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118645927">Arnulfus</persName> de <placeName>Florentia</placeName>.</hi> Man<lb/> uͤberging in der Fremde die ſpecielle Angabe des Geburtsortes.</note>.<lb/> Hingegen lernen wir aus der zweiten Urkunde: daß der Vater<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0173]
getheilten Folge von Urkunden, bey dem Kuͤnſtler fertig vor-
handen ſeyn mußten; er verſpricht (No. 1.) ſie alſobald mit
dem uͤbrigen rohen Materiale zu liefern, und beſcheinigt ſchon
in ſeiner fruͤheſten Quittung den Empfang des dafuͤr ausbe-
dungenen Preiſes von 78 Pfund. Das rohe Material koſtete
(No. 1.) 65. alſo die vier Loͤwen und ſieben Baſen nur 13
Pfund. Dieſe unverhaͤltnißmaͤßige Wohlfeilheit erklaͤrt ſich eben
nur aus der Art ihrer Beſchaffung. Der Gebrauch, Loͤwen
unter den Kanzeln, wie beſonders unter dem Vordache der
Kirchthore anzubringen, war dazumal ſo ausgebreitet *), daß
man darauf ſpeculiren mochte.
Daß Arnolfo nicht, wie Vaſari berichtet, ſeines Mitge-
ſellen Lapo Sohn war, vielmehr von einem unbekannten Cam-
bio abſtamme, wiſſen wir laͤngſt durch aͤltere Mittheilungen
aus einem gegenwaͤrtig unzugaͤnglichen florentiniſchen Archive **).
Hingegen lernen wir aus der zweiten Urkunde: daß der Vater
*) S. Sepulcral monuments, Introd. p. CXXIII., wo die Ent-
ſtehung dieſes Symboles aus Pſalm 91. erklaͤrt wird, wo: concul-
cabis Leonem etc. — An der Vorſeite des Domes zu Piſa lieſt man
die Worte: de ore Leonis libera me Domine etc. neben einem
ſchwarz auf weißem Marmor eingelegten Maͤnnchen inmitten zweyer
Unthiere. Vielleicht war dieſes Symbol fuͤr die Geweihten eine
Anmahnung an die Streitigkeiten der Kirche mit der weltlichen Ge-
walt, welche der Zeit nach mit deſſen jaͤher Ausbreitung zuſam-
mentrifft.
**) S. Richa delle chiese di Firenze. To. VI. p. 17., wo aus
der Beſtallung des Arnolfo zum erſten Werkmeiſter des Dombaues:
Arnolfus de Colle fil. quondam Cambii. — In einem Briefe Koͤnig
Karls von Anjou dd. 1277. Sept. X. Ind. VI. (Archiv. della Cancel-
leria X virale di Perugia A. No. 52. und abgedruckt bei Mariotti,
lett. perug.) heißt er rundweg mag. Arnulfus de Florentia. Man
uͤberging in der Fremde die ſpecielle Angabe des Geburtsortes.
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