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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Angelegenheiten des Domes und der nahen Taufkirche seiner
Vaterstadt in Acht zu nehmen. Doch waren diese Gebäude
längst vollendet; man konnte daher nur in Bezug auf Nach-
besserungen und Zierden seiner Hülfe, oder seines Rathes be-
dürfen. Wenn Nicolas jemals von Grund auf gebaut hat,
so befolgte er wahrscheinlicher die späteren Ausweichungen der
römisch-christlichen Bauart, als die gothische, welche, wie schon
Morrona vermuthete, nach seiner allgemeinen Hinneigung zum
Antiken und Altchristlichen ihn nicht wohl ansprechen konnte.
Der Thurm der Kirche s. Nicolas zu Pisa möchte daher sein
Werk seyn können; obwohl, bis Solches erwiesen worden,
auch eines Anderen. Ueberhaupt ward in so früher Zeit kein
beträchtliches Bauwerk so ganz nach einem Plane durch-
geführt.

Schon aus den hier und in der vorangehenden Abhand-
lung *) mitgetheilten Actenstücken erhellet es zu Genüge, daß
in den italienischen Freystaaten des Mittelalters solche Bau-
werke, an deren Förderung die höchste Gewalt Theil genom-
men, selten, vielleicht nie, so ganz nach dem Plane und unter
der Leitung eines einzigen Künstlers durchgeführt wurden.
Bald ward die Leitung des Geschäftes einer einzigen Person,
bald wieder einem engeren Ausschuß übergeben; bald nahm
der jedesmalige höchste Magistrat das schon halb Geschehene
und längst Beschlossene von neuem in Erwägung, unterwarf
es der Berathung und Abstimmung der größeren Bürgerver-
sammlungen, was nicht selten der Anlage eine ganz neue Rich-
tung gab. Allerdings mögen kleinere Pfarrkirchen und Klö-
ster, bey deren Ausführung weniger Köpfe zu vereinigen wa-

*) Abh. X. Belege I.

Angelegenheiten des Domes und der nahen Taufkirche ſeiner
Vaterſtadt in Acht zu nehmen. Doch waren dieſe Gebaͤude
laͤngſt vollendet; man konnte daher nur in Bezug auf Nach-
beſſerungen und Zierden ſeiner Huͤlfe, oder ſeines Rathes be-
duͤrfen. Wenn Nicolas jemals von Grund auf gebaut hat,
ſo befolgte er wahrſcheinlicher die ſpaͤteren Ausweichungen der
roͤmiſch-chriſtlichen Bauart, als die gothiſche, welche, wie ſchon
Morrona vermuthete, nach ſeiner allgemeinen Hinneigung zum
Antiken und Altchriſtlichen ihn nicht wohl anſprechen konnte.
Der Thurm der Kirche ſ. Nicolas zu Piſa moͤchte daher ſein
Werk ſeyn koͤnnen; obwohl, bis Solches erwieſen worden,
auch eines Anderen. Ueberhaupt ward in ſo fruͤher Zeit kein
betraͤchtliches Bauwerk ſo ganz nach einem Plane durch-
gefuͤhrt.

Schon aus den hier und in der vorangehenden Abhand-
lung *) mitgetheilten Actenſtuͤcken erhellet es zu Genuͤge, daß
in den italieniſchen Freyſtaaten des Mittelalters ſolche Bau-
werke, an deren Foͤrderung die hoͤchſte Gewalt Theil genom-
men, ſelten, vielleicht nie, ſo ganz nach dem Plane und unter
der Leitung eines einzigen Kuͤnſtlers durchgefuͤhrt wurden.
Bald ward die Leitung des Geſchaͤftes einer einzigen Perſon,
bald wieder einem engeren Ausſchuß uͤbergeben; bald nahm
der jedesmalige hoͤchſte Magiſtrat das ſchon halb Geſchehene
und laͤngſt Beſchloſſene von neuem in Erwaͤgung, unterwarf
es der Berathung und Abſtimmung der groͤßeren Buͤrgerver-
ſammlungen, was nicht ſelten der Anlage eine ganz neue Rich-
tung gab. Allerdings moͤgen kleinere Pfarrkirchen und Kloͤ-
ſter, bey deren Ausfuͤhrung weniger Koͤpfe zu vereinigen wa-

*) Abh. X. Belege I.
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[158/0176] Angelegenheiten des Domes und der nahen Taufkirche ſeiner Vaterſtadt in Acht zu nehmen. Doch waren dieſe Gebaͤude laͤngſt vollendet; man konnte daher nur in Bezug auf Nach- beſſerungen und Zierden ſeiner Huͤlfe, oder ſeines Rathes be- duͤrfen. Wenn Nicolas jemals von Grund auf gebaut hat, ſo befolgte er wahrſcheinlicher die ſpaͤteren Ausweichungen der roͤmiſch-chriſtlichen Bauart, als die gothiſche, welche, wie ſchon Morrona vermuthete, nach ſeiner allgemeinen Hinneigung zum Antiken und Altchriſtlichen ihn nicht wohl anſprechen konnte. Der Thurm der Kirche ſ. Nicolas zu Piſa moͤchte daher ſein Werk ſeyn koͤnnen; obwohl, bis Solches erwieſen worden, auch eines Anderen. Ueberhaupt ward in ſo fruͤher Zeit kein betraͤchtliches Bauwerk ſo ganz nach einem Plane durch- gefuͤhrt. Schon aus den hier und in der vorangehenden Abhand- lung *) mitgetheilten Actenſtuͤcken erhellet es zu Genuͤge, daß in den italieniſchen Freyſtaaten des Mittelalters ſolche Bau- werke, an deren Foͤrderung die hoͤchſte Gewalt Theil genom- men, ſelten, vielleicht nie, ſo ganz nach dem Plane und unter der Leitung eines einzigen Kuͤnſtlers durchgefuͤhrt wurden. Bald ward die Leitung des Geſchaͤftes einer einzigen Perſon, bald wieder einem engeren Ausſchuß uͤbergeben; bald nahm der jedesmalige hoͤchſte Magiſtrat das ſchon halb Geſchehene und laͤngſt Beſchloſſene von neuem in Erwaͤgung, unterwarf es der Berathung und Abſtimmung der groͤßeren Buͤrgerver- ſammlungen, was nicht ſelten der Anlage eine ganz neue Rich- tung gab. Allerdings moͤgen kleinere Pfarrkirchen und Kloͤ- ſter, bey deren Ausfuͤhrung weniger Koͤpfe zu vereinigen wa- *) Abh. X. Belege I.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/176>, abgerufen am 26.11.2024.