doch dieselbe Gesellschaft noch um hundert Jahre später am Sockel des hölzernen Gerüstes auf dem Altare der Kappelle Einiges aus der Geschichte des Hl. Petrus Martyr durch den Ridolfo Ghirlandajo ausführen; eine Arbeit, welche zur Zeit des Vasari*) beschafft worden und noch immer an ihrer Stelle vorhanden ist.
Die erste der beiden fraglichen Darstellungen aus dem Leben des Hl. Petrus Martyr, die Weihe und Vertheilung der Fahnen zum Religionskriege, ist zum Theil von der äuße- ren Wand des Gebäudes herabgefallen; doch hat man davon zeitig eine Copie genommen, welche in einem der inneren Ge- mächer aufbehalten wird. Die andere, erhaltnere zeigt ein Wunder desselben Heiligen, welcher während der Predigt ein flüchtiges Pferd, wohl ein dämonisches Wesen, beschwichtigt, oder verschwinden macht. Ein dichter Haufen theils sitzen- der, theils stehender Weiber bezeigt in naiven, nicht ungefälli- gen Wendungen ein gewisses augenblickliches Schwanken von unbestimmter Furcht zur Betroffenheit über das Wunder. In dem Heiligen erscheint viel Ruhe und Zuversicht, in seinem jüngeren Begleiter mönchische Demuth; in einer Gruppe rü- stiger Männer Ernst und Festigkeit.
Aehnliche Bequemlichkeit in den Bewegungen, Sicherheit in zwangloser Andeutung der Affecte, dieselbe Manier in der Bezeichnung der Formen durch wohlgelegte, einfache Umrisse erblicke ich nun auch in jenem Fragmente, welches man gele- gentlich einer Erweiterung der Hausthüre abgesägt und gegen- wärtig im Inneren des Gebäudes wiederum aufgestellt hat. Der Künstler versinnlicht darin den practischen Zweck der Ver-
doch dieſelbe Geſellſchaft noch um hundert Jahre ſpaͤter am Sockel des hoͤlzernen Geruͤſtes auf dem Altare der Kappelle Einiges aus der Geſchichte des Hl. Petrus Martyr durch den Ridolfo Ghirlandajo ausfuͤhren; eine Arbeit, welche zur Zeit des Vaſari*) beſchafft worden und noch immer an ihrer Stelle vorhanden iſt.
Die erſte der beiden fraglichen Darſtellungen aus dem Leben des Hl. Petrus Martyr, die Weihe und Vertheilung der Fahnen zum Religionskriege, iſt zum Theil von der aͤuße- ren Wand des Gebaͤudes herabgefallen; doch hat man davon zeitig eine Copie genommen, welche in einem der inneren Ge- maͤcher aufbehalten wird. Die andere, erhaltnere zeigt ein Wunder deſſelben Heiligen, welcher waͤhrend der Predigt ein fluͤchtiges Pferd, wohl ein daͤmoniſches Weſen, beſchwichtigt, oder verſchwinden macht. Ein dichter Haufen theils ſitzen- der, theils ſtehender Weiber bezeigt in naiven, nicht ungefaͤlli- gen Wendungen ein gewiſſes augenblickliches Schwanken von unbeſtimmter Furcht zur Betroffenheit uͤber das Wunder. In dem Heiligen erſcheint viel Ruhe und Zuverſicht, in ſeinem juͤngeren Begleiter moͤnchiſche Demuth; in einer Gruppe ruͤ- ſtiger Maͤnner Ernſt und Feſtigkeit.
Aehnliche Bequemlichkeit in den Bewegungen, Sicherheit in zwangloſer Andeutung der Affecte, dieſelbe Manier in der Bezeichnung der Formen durch wohlgelegte, einfache Umriſſe erblicke ich nun auch in jenem Fragmente, welches man gele- gentlich einer Erweiterung der Hausthuͤre abgeſaͤgt und gegen- waͤrtig im Inneren des Gebaͤudes wiederum aufgeſtellt hat. Der Kuͤnſtler verſinnlicht darin den practiſchen Zweck der Ver-
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doch dieſelbe Geſellſchaft noch um hundert Jahre ſpaͤter am
Sockel des hoͤlzernen Geruͤſtes auf dem Altare der Kappelle
Einiges aus der Geſchichte des Hl. Petrus Martyr durch den
Ridolfo Ghirlandajo ausfuͤhren; eine Arbeit, welche zur Zeit
des Vaſari *) beſchafft worden und noch immer an ihrer
Stelle vorhanden iſt.
Die erſte der beiden fraglichen Darſtellungen aus dem
Leben des Hl. Petrus Martyr, die Weihe und Vertheilung
der Fahnen zum Religionskriege, iſt zum Theil von der aͤuße-
ren Wand des Gebaͤudes herabgefallen; doch hat man davon
zeitig eine Copie genommen, welche in einem der inneren Ge-
maͤcher aufbehalten wird. Die andere, erhaltnere zeigt ein
Wunder deſſelben Heiligen, welcher waͤhrend der Predigt ein
fluͤchtiges Pferd, wohl ein daͤmoniſches Weſen, beſchwichtigt,
oder verſchwinden macht. Ein dichter Haufen theils ſitzen-
der, theils ſtehender Weiber bezeigt in naiven, nicht ungefaͤlli-
gen Wendungen ein gewiſſes augenblickliches Schwanken von
unbeſtimmter Furcht zur Betroffenheit uͤber das Wunder. In
dem Heiligen erſcheint viel Ruhe und Zuverſicht, in ſeinem
juͤngeren Begleiter moͤnchiſche Demuth; in einer Gruppe ruͤ-
ſtiger Maͤnner Ernſt und Feſtigkeit.
Aehnliche Bequemlichkeit in den Bewegungen, Sicherheit
in zwangloſer Andeutung der Affecte, dieſelbe Manier in der
Bezeichnung der Formen durch wohlgelegte, einfache Umriſſe
erblicke ich nun auch in jenem Fragmente, welches man gele-
gentlich einer Erweiterung der Hausthuͤre abgeſaͤgt und gegen-
waͤrtig im Inneren des Gebaͤudes wiederum aufgeſtellt hat.
Der Kuͤnſtler verſinnlicht darin den practiſchen Zweck der Ver-
*) Vita d’Andrea Pisano Ed. cit. p. 149.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/189>, abgerufen am 27.11.2024.
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