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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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verschiedene kleine Festungen erbauen, die Cittadelle von Cagli,
Sasso di Montefeltro, Tavoletto, Alaserra, Mondavi und
Mondosi.

Demnach war Francesco di Giorgio einer der Be-
gründer der neueren Befestigungskunst: zunächst, weil er selbst
mit großer Unbefangenheit als Resultat seines eigenen Nach-
denkens mittheilt, was sein Buch darüber enthält; dann, weil
diese Resultate an sich selbst höchst wichtig sind, indem sie
bereits die Grundzüge der gegenseitigen Vertheidigung vorzeich-
nen. Er *) sagt nemlich: man muß die Basteyen, die er
noch rund anlegt, an den Winkeln anbringen, welche die Sei-
ten des Polygons bilden, damit beide anstoßende Seiten da-
von bestrichen werden, und eine **) Bastey die andere verthei-
digen könne." Nun mußte der Kriegesruhm des Herzogs von
Urbino diesen Verbesserungen überall in Italien einen schnellen
Eingang verschaffen. Die Geschichtschreiber der Kriegs-Bau-
kunst scheinen daher unserem Künstler lange nicht den Platz
einzuräumen, der ihm gebührt.

Späterhin als Francesco, nach dem Tode des Herzogs

*) Cod. cit. fo. 51. tergo.
**) Die H. S. hat: torrione, großer, runder, nicht sehr erho-
bener Thurm, aus dem späterhin das Bastion mit Faßen und Flan-
ken entstanden ist. Ein neueres Werk mißt das ausgebildete Ba-
stion dem San-Micheli bey und citirt, als das früheste, ein Ba-
stion zu Verona von 1527. In den Randzeichnungen des florenti-
nischen Codex kommen schon Bastione mit langen Faßen und zu-
rückgezogenen Flanken vor. Ich will nicht behaupten, daß diese
Zeichnungen von Francesco di Giorgio selbst herrühren; im
Gegentheil ich läugne es, weil sie nicht mit dem Text übereintref-
fen, und halte sie dem Ansehen nach für Jugendarbeiten des Bal-
thasar Peruzzi
. Auf jeden Fall aber lehrt die Zeichnungsart, daß
sie älter sind, als das Jahr 1527.

verſchiedene kleine Feſtungen erbauen, die Cittadelle von Cagli,
Saſſo di Montefeltro, Tavoletto, Alaſerra, Mondavi und
Mondoſi.

Demnach war Francesco di Giorgio einer der Be-
gruͤnder der neueren Befeſtigungskunſt: zunaͤchſt, weil er ſelbſt
mit großer Unbefangenheit als Reſultat ſeines eigenen Nach-
denkens mittheilt, was ſein Buch daruͤber enthaͤlt; dann, weil
dieſe Reſultate an ſich ſelbſt hoͤchſt wichtig ſind, indem ſie
bereits die Grundzuͤge der gegenſeitigen Vertheidigung vorzeich-
nen. Er *) ſagt nemlich: man muß die Baſteyen, die er
noch rund anlegt, an den Winkeln anbringen, welche die Sei-
ten des Polygons bilden, damit beide anſtoßende Seiten da-
von beſtrichen werden, und eine **) Baſtey die andere verthei-
digen koͤnne.“ Nun mußte der Kriegesruhm des Herzogs von
Urbino dieſen Verbeſſerungen uͤberall in Italien einen ſchnellen
Eingang verſchaffen. Die Geſchichtſchreiber der Kriegs-Bau-
kunſt ſcheinen daher unſerem Kuͤnſtler lange nicht den Platz
einzuraͤumen, der ihm gebuͤhrt.

Spaͤterhin als Francesco, nach dem Tode des Herzogs

*) Cod. cit. fo. 51. tergo.
**) Die H. S. hat: torrione, großer, runder, nicht ſehr erho-
bener Thurm, aus dem ſpaͤterhin das Baſtion mit Faßen und Flan-
ken entſtanden iſt. Ein neueres Werk mißt das ausgebildete Ba-
ſtion dem San-Micheli bey und citirt, als das fruͤheſte, ein Ba-
ſtion zu Verona von 1527. In den Randzeichnungen des florenti-
niſchen Codex kommen ſchon Baſtione mit langen Faßen und zu-
ruͤckgezogenen Flanken vor. Ich will nicht behaupten, daß dieſe
Zeichnungen von Francesco di Giorgio ſelbſt herruͤhren; im
Gegentheil ich laͤugne es, weil ſie nicht mit dem Text uͤbereintref-
fen, und halte ſie dem Anſehen nach fuͤr Jugendarbeiten des Bal-
thaſar Peruzzi
. Auf jeden Fall aber lehrt die Zeichnungsart, daß
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[187/0205] verſchiedene kleine Feſtungen erbauen, die Cittadelle von Cagli, Saſſo di Montefeltro, Tavoletto, Alaſerra, Mondavi und Mondoſi. Demnach war Francesco di Giorgio einer der Be- gruͤnder der neueren Befeſtigungskunſt: zunaͤchſt, weil er ſelbſt mit großer Unbefangenheit als Reſultat ſeines eigenen Nach- denkens mittheilt, was ſein Buch daruͤber enthaͤlt; dann, weil dieſe Reſultate an ſich ſelbſt hoͤchſt wichtig ſind, indem ſie bereits die Grundzuͤge der gegenſeitigen Vertheidigung vorzeich- nen. Er *) ſagt nemlich: man muß die Baſteyen, die er noch rund anlegt, an den Winkeln anbringen, welche die Sei- ten des Polygons bilden, damit beide anſtoßende Seiten da- von beſtrichen werden, und eine **) Baſtey die andere verthei- digen koͤnne.“ Nun mußte der Kriegesruhm des Herzogs von Urbino dieſen Verbeſſerungen uͤberall in Italien einen ſchnellen Eingang verſchaffen. Die Geſchichtſchreiber der Kriegs-Bau- kunſt ſcheinen daher unſerem Kuͤnſtler lange nicht den Platz einzuraͤumen, der ihm gebuͤhrt. Spaͤterhin als Francesco, nach dem Tode des Herzogs *) Cod. cit. fo. 51. tergo. **) Die H. S. hat: torrione, großer, runder, nicht ſehr erho- bener Thurm, aus dem ſpaͤterhin das Baſtion mit Faßen und Flan- ken entſtanden iſt. Ein neueres Werk mißt das ausgebildete Ba- ſtion dem San-Micheli bey und citirt, als das fruͤheſte, ein Ba- ſtion zu Verona von 1527. In den Randzeichnungen des florenti- niſchen Codex kommen ſchon Baſtione mit langen Faßen und zu- ruͤckgezogenen Flanken vor. Ich will nicht behaupten, daß dieſe Zeichnungen von Francesco di Giorgio ſelbſt herruͤhren; im Gegentheil ich laͤugne es, weil ſie nicht mit dem Text uͤbereintref- fen, und halte ſie dem Anſehen nach fuͤr Jugendarbeiten des Bal- thaſar Peruzzi. Auf jeden Fall aber lehrt die Zeichnungsart, daß ſie aͤlter ſind, als das Jahr 1527.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/205>, abgerufen am 29.11.2024.