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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Francesco selbst, mit Ausnahme seiner Befestigungen, nur ei-
nen *) Stall zu Urbino als sein eigenes Bauwerk, und be-
gleitet diese Angabe mit allen Kennzeichen einer Selbstgefäl-
ligkeit, die errathen läßt, daß er schwerlich wichtigere Leistun-
gen verschwiegen haben würde. So zweckmäßig der Marstall
des Herzogs von Urbino immer angelegt seyn mochte, so hätte
es ihm doch ungleich mehr schmeicheln müssen, sich den Bau-
meister der Paläste von Pienza und Urbino nennen zu können.
Allein er sagt auch nicht ein Wort von diesen Gebäuden; ich
brauche nicht auszuführen, wie stark dieses Stillschweigen ge-
gen Vasari zeugt.

Dahingegen sagt uns **) Francesco selbst, daß er die
Befestigung als Fach trieb, daß ihn sein Herr und Gönner
darauf hinleitete, und läßt uns zugleich die Bedeutung ahnen,
welche er seinen Entdeckungen im Befestigungswesen beymißt.
Nachdem er die Schwierigkeit, der Wirkung des Canon's zu
begegnen, vorher ausgeführt hat, fährt er fort: "ich hätte
mich nie vermessen, die Mittel der Vertheidigung gegen solche
Gewalt aussinnen zu wollen, wäre es nicht durch Antrieb und
mit Hülfe meines Herrn Friedrich von Urbino geschehen. Die
Weisheit dieses Fürsten benahm mir das Bedenken, welches
die Schwierigkeit des Gegenstandes in meiner Seele aufstei-
gen machte." Der Herzog Friedrich setzte die Entdeckungen
unseres Francesco ***) in Anwendung, denn er ließ durch ihn

*) Cod. Florent. fo. 15. tergo. -- "Dopo questo voglio descri-
vere una stalla, la quale io ho ordinato al mio III. Duca d'Urbino:
dalla quale si potra comprendere tutte le parti, che
debba avere una stalla completa o perfetta
.
--
**) Cod. Florent. fo. 49. sq.
***) Cod. cit. fo. 68 -- 70.

Francesco ſelbſt, mit Ausnahme ſeiner Befeſtigungen, nur ei-
nen *) Stall zu Urbino als ſein eigenes Bauwerk, und be-
gleitet dieſe Angabe mit allen Kennzeichen einer Selbſtgefaͤl-
ligkeit, die errathen laͤßt, daß er ſchwerlich wichtigere Leiſtun-
gen verſchwiegen haben wuͤrde. So zweckmaͤßig der Marſtall
des Herzogs von Urbino immer angelegt ſeyn mochte, ſo haͤtte
es ihm doch ungleich mehr ſchmeicheln muͤſſen, ſich den Bau-
meiſter der Palaͤſte von Pienza und Urbino nennen zu koͤnnen.
Allein er ſagt auch nicht ein Wort von dieſen Gebaͤuden; ich
brauche nicht auszufuͤhren, wie ſtark dieſes Stillſchweigen ge-
gen Vaſari zeugt.

Dahingegen ſagt uns **) Francesco ſelbſt, daß er die
Befeſtigung als Fach trieb, daß ihn ſein Herr und Goͤnner
darauf hinleitete, und laͤßt uns zugleich die Bedeutung ahnen,
welche er ſeinen Entdeckungen im Befeſtigungsweſen beymißt.
Nachdem er die Schwierigkeit, der Wirkung des Canon’s zu
begegnen, vorher ausgefuͤhrt hat, faͤhrt er fort: „ich haͤtte
mich nie vermeſſen, die Mittel der Vertheidigung gegen ſolche
Gewalt ausſinnen zu wollen, waͤre es nicht durch Antrieb und
mit Huͤlfe meines Herrn Friedrich von Urbino geſchehen. Die
Weisheit dieſes Fuͤrſten benahm mir das Bedenken, welches
die Schwierigkeit des Gegenſtandes in meiner Seele aufſtei-
gen machte.“ Der Herzog Friedrich ſetzte die Entdeckungen
unſeres Francesco ***) in Anwendung, denn er ließ durch ihn

*) Cod. Florent. fo. 15. tergo. — „Dopo questo voglio descri-
vere una stalla, la quale io ho ordinato al mio III. Duca d’Urbino:
dalla quale si potrà comprendere tutte le parti, che
debba avere una stalla completa o perfetta
.
**) Cod. Florent. fo. 49. sq.
***) Cod. cit. fo. 68 — 70.
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[186/0204] Francesco ſelbſt, mit Ausnahme ſeiner Befeſtigungen, nur ei- nen *) Stall zu Urbino als ſein eigenes Bauwerk, und be- gleitet dieſe Angabe mit allen Kennzeichen einer Selbſtgefaͤl- ligkeit, die errathen laͤßt, daß er ſchwerlich wichtigere Leiſtun- gen verſchwiegen haben wuͤrde. So zweckmaͤßig der Marſtall des Herzogs von Urbino immer angelegt ſeyn mochte, ſo haͤtte es ihm doch ungleich mehr ſchmeicheln muͤſſen, ſich den Bau- meiſter der Palaͤſte von Pienza und Urbino nennen zu koͤnnen. Allein er ſagt auch nicht ein Wort von dieſen Gebaͤuden; ich brauche nicht auszufuͤhren, wie ſtark dieſes Stillſchweigen ge- gen Vaſari zeugt. Dahingegen ſagt uns **) Francesco ſelbſt, daß er die Befeſtigung als Fach trieb, daß ihn ſein Herr und Goͤnner darauf hinleitete, und laͤßt uns zugleich die Bedeutung ahnen, welche er ſeinen Entdeckungen im Befeſtigungsweſen beymißt. Nachdem er die Schwierigkeit, der Wirkung des Canon’s zu begegnen, vorher ausgefuͤhrt hat, faͤhrt er fort: „ich haͤtte mich nie vermeſſen, die Mittel der Vertheidigung gegen ſolche Gewalt ausſinnen zu wollen, waͤre es nicht durch Antrieb und mit Huͤlfe meines Herrn Friedrich von Urbino geſchehen. Die Weisheit dieſes Fuͤrſten benahm mir das Bedenken, welches die Schwierigkeit des Gegenſtandes in meiner Seele aufſtei- gen machte.“ Der Herzog Friedrich ſetzte die Entdeckungen unſeres Francesco ***) in Anwendung, denn er ließ durch ihn *) Cod. Florent. fo. 15. tergo. — „Dopo questo voglio descri- vere una stalla, la quale io ho ordinato al mio III. Duca d’Urbino: dalla quale si potrà comprendere tutte le parti, che debba avere una stalla completa o perfetta. — **) Cod. Florent. fo. 49. sq. ***) Cod. cit. fo. 68 — 70.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/204>, abgerufen am 09.11.2024.