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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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diese Angabe des Vasari nicht etwa auf die Nachhülfe zu be-
ziehen ist, welche Bonachorso, der Sohn oder Enkel des Lo-
renzo
, den Blattverzierungen der Einfassung *) soll gegeben
haben. Dieser möchte dann, wenn wir annehmen wollten,
Vasari stütze sich nicht auf Vermuthungen, sondern auf un-
deutliche Erinnerungen, der wirkliche Meister des Antonio ge-
wesen seyn, oder doch gewesen seyn können, wenn jene Wach-
tel an der Einfassung der mittleren Thüre der florentinischen
Taufkirche, deren Schönheit seit Vasari in den Kunstbüchern
ein stehender Artikel ist, wirklich des Pollajuolo Arbeit wäre,
was voraussetzlich nicht so leicht zu erweisen ist und nur auf
populären Traditionen beruhen kann.

Ueberhaupt folgte Vasari in Bezug auf diesen Künstler
verschiedentlich falschen Angaben oder irrigen Vermuthungen.
Denn gleich zu Anfang des Verzeichnisses seiner Werke ertheilt
er ihm die Statue des Hl. Johannes Baptista am silbernen
Altare desselben Heiligen im Schatze der florentinischen Tauf-
kirche, welche, wie schon Gori nach eigener Ansicht des betref-
fenden Archives berichtigte, **) des Michelozzo die Bartholo-

*) Id. v. di Lor. Ghib. p. 285. Hebbe Lorenzo un figliuolo;
chiamato Bonacorso, il quale fini di sua mano il fregio, e quell'
ornamento rimaso imperfetto, con grandissima diligenza; quell' or-
namento, dico, il quale e la piu rara e maravigliosa cosa, che si possa
veder di bronzo.
-- Ein Buch, welches diesem Bonacorso gehört
hat und Zeichnungen und abgerissene Familien und Kunstnotizen ent-
hält, schenkte dessen Sohn, Vettorio, dem Matteo Bartoli; es fin-
det sich gegenwärtig: Magliabecch. Cl. XVII. palch. 7. Cod. 2.
**) Gori, mon. basil. Baptist. Florent. p. 8 (durch Druckfeh-
ler, 12.) "-- in argentea tribuna -- locatum est signum argenteum
inauratum s. Joh. Bapt. altum fere ulnas duas. -- Hoc simulacrum
-- perfecit postremus omnium artifex anno 1452. Mi-

dieſe Angabe des Vaſari nicht etwa auf die Nachhuͤlfe zu be-
ziehen iſt, welche Bonachorſo, der Sohn oder Enkel des Lo-
renzo
, den Blattverzierungen der Einfaſſung *) ſoll gegeben
haben. Dieſer moͤchte dann, wenn wir annehmen wollten,
Vaſari ſtuͤtze ſich nicht auf Vermuthungen, ſondern auf un-
deutliche Erinnerungen, der wirkliche Meiſter des Antonio ge-
weſen ſeyn, oder doch geweſen ſeyn koͤnnen, wenn jene Wach-
tel an der Einfaſſung der mittleren Thuͤre der florentiniſchen
Taufkirche, deren Schoͤnheit ſeit Vaſari in den Kunſtbuͤchern
ein ſtehender Artikel iſt, wirklich des Pollajuolo Arbeit waͤre,
was vorausſetzlich nicht ſo leicht zu erweiſen iſt und nur auf
populaͤren Traditionen beruhen kann.

Ueberhaupt folgte Vaſari in Bezug auf dieſen Kuͤnſtler
verſchiedentlich falſchen Angaben oder irrigen Vermuthungen.
Denn gleich zu Anfang des Verzeichniſſes ſeiner Werke ertheilt
er ihm die Statue des Hl. Johannes Baptiſta am ſilbernen
Altare deſſelben Heiligen im Schatze der florentiniſchen Tauf-
kirche, welche, wie ſchon Gori nach eigener Anſicht des betref-
fenden Archives berichtigte, **) des Michelozzo die Bartholo-

*) Id. v. di Lor. Ghib. p. 285. Hebbe Lorenzo un figliuolo;
chiamato Bonacorso, il quale finì di sua mano il fregio, e quell’
ornamento rimaso imperfetto, con grandissima diligenza; quell’ or-
namento, dico, il quale é la più rara e maravigliosa cosa, che si possa
veder di bronzo.
— Ein Buch, welches dieſem Bonacorſo gehoͤrt
hat und Zeichnungen und abgeriſſene Familien und Kunſtnotizen ent-
haͤlt, ſchenkte deſſen Sohn, Vettorio, dem Matteo Bartoli; es fin-
det ſich gegenwaͤrtig: Magliabecch. Cl. XVII. palch. 7. Cod. 2.
**) Gori, mon. basil. Baptist. Florent. p. 8 (durch Druckfeh-
ler, 12.) „— in argentea tribuna — locatum est signum argenteum
inauratum s. Joh. Bapt. altum fere ulnas duas. — Hoc simulacrum
perfecit postremus omnium artifex anno 1452. Mi-
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[300/0318] dieſe Angabe des Vaſari nicht etwa auf die Nachhuͤlfe zu be- ziehen iſt, welche Bonachorſo, der Sohn oder Enkel des Lo- renzo, den Blattverzierungen der Einfaſſung *) ſoll gegeben haben. Dieſer moͤchte dann, wenn wir annehmen wollten, Vaſari ſtuͤtze ſich nicht auf Vermuthungen, ſondern auf un- deutliche Erinnerungen, der wirkliche Meiſter des Antonio ge- weſen ſeyn, oder doch geweſen ſeyn koͤnnen, wenn jene Wach- tel an der Einfaſſung der mittleren Thuͤre der florentiniſchen Taufkirche, deren Schoͤnheit ſeit Vaſari in den Kunſtbuͤchern ein ſtehender Artikel iſt, wirklich des Pollajuolo Arbeit waͤre, was vorausſetzlich nicht ſo leicht zu erweiſen iſt und nur auf populaͤren Traditionen beruhen kann. Ueberhaupt folgte Vaſari in Bezug auf dieſen Kuͤnſtler verſchiedentlich falſchen Angaben oder irrigen Vermuthungen. Denn gleich zu Anfang des Verzeichniſſes ſeiner Werke ertheilt er ihm die Statue des Hl. Johannes Baptiſta am ſilbernen Altare deſſelben Heiligen im Schatze der florentiniſchen Tauf- kirche, welche, wie ſchon Gori nach eigener Anſicht des betref- fenden Archives berichtigte, **) des Michelozzo die Bartholo- *) Id. v. di Lor. Ghib. p. 285. Hebbe Lorenzo un figliuolo; chiamato Bonacorso, il quale finì di sua mano il fregio, e quell’ ornamento rimaso imperfetto, con grandissima diligenza; quell’ or- namento, dico, il quale é la più rara e maravigliosa cosa, che si possa veder di bronzo. — Ein Buch, welches dieſem Bonacorſo gehoͤrt hat und Zeichnungen und abgeriſſene Familien und Kunſtnotizen ent- haͤlt, ſchenkte deſſen Sohn, Vettorio, dem Matteo Bartoli; es fin- det ſich gegenwaͤrtig: Magliabecch. Cl. XVII. palch. 7. Cod. 2. **) Gori, mon. basil. Baptist. Florent. p. 8 (durch Druckfeh- ler, 12.) „— in argentea tribuna — locatum est signum argenteum inauratum s. Joh. Bapt. altum fere ulnas duas. — Hoc simulacrum — perfecit postremus omnium artifex anno 1452. Mi-

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/318>, abgerufen am 22.11.2024.