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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Behandlung bürgerlicher Geschäfte darlegte. Frondini theilte
mir mehrere urkundliche Nachrichten mit, in denen unser In-
gegno
als Procurator *), Schiedsrichter **), Gehülfe der
Obrigkeit ***), und endlich gar als päpstlicher Cassierer +)
erscheint; Geschäfte, die, nächst dem Gebrauche des Gesichtes,
auch praktischen Verstand erfordern. Die gedachte Ernennung
zum Einnehmer der allgemeinen Landesregierung möchte obi-
ger, den Umständen nach irrigen Angabe des Vasari zum
Grunde liegen. Andreas scheint diese Staatsbedienung nicht
vor dem Jahre 1511 angetreten zu haben, weil er im voran-
gehenden Jahre ein anderes städtisches Amt bekleidet hatte.
Auf jeden Fall verwechselt Vasari hier ein Amt mit einem
Ruhegehalte, und wie schon oben bemerkt worden, Julius II.
mit Sixtus IV. Nun hätte Ingegno auch wegen bloßer Schwach-
sichtigkeit die Malerey vernachlässigt haben können, was doch
wohl geschehen seyn mag, weil wir sonst von seiner künstlerischen
Wirksamkeit eine bestimmtere Kenntniß haben würden. Allein
es liegt wohl eben so nahe, anzunehmen, daß sein Geschäfts-
geist, von dem wir sichere Nachrichten besitzen, ihn von der
Kunst abgezogen habe, als seine Blindheit oder Blödsichtigkeit,

*) Archiv. delle riformag. d'Asisi. ao. 1505. 7. Febr. a. c. 48.
**) Gutachten, rogato da Ser Giampietro Benzi, not. pub. dd.
6. Sept. 1507.
***) Riform., ultimo Aprilis 1510. "Magister Andreas, ma-
gistri Aloysii, sindicator Potestatis
."
+) Archiv. della Segreteria d'Asisi. Ein Brief vom 7. April
1511. mit der Aufschrift: "Alphanus de Alphanis, Perusii vicethe-
saurarius, spectabili viro, magistro Andrea, dicto Ingegno, camera-
rio Apostolico in civitate Assisii
.

Behandlung buͤrgerlicher Geſchaͤfte darlegte. Frondini theilte
mir mehrere urkundliche Nachrichten mit, in denen unſer In-
gegno
als Procurator *), Schiedsrichter **), Gehuͤlfe der
Obrigkeit ***), und endlich gar als paͤpſtlicher Caſſierer †)
erſcheint; Geſchaͤfte, die, naͤchſt dem Gebrauche des Geſichtes,
auch praktiſchen Verſtand erfordern. Die gedachte Ernennung
zum Einnehmer der allgemeinen Landesregierung moͤchte obi-
ger, den Umſtaͤnden nach irrigen Angabe des Vaſari zum
Grunde liegen. Andreas ſcheint dieſe Staatsbedienung nicht
vor dem Jahre 1511 angetreten zu haben, weil er im voran-
gehenden Jahre ein anderes ſtaͤdtiſches Amt bekleidet hatte.
Auf jeden Fall verwechſelt Vaſari hier ein Amt mit einem
Ruhegehalte, und wie ſchon oben bemerkt worden, Julius II.
mit Sixtus IV. Nun haͤtte Ingegno auch wegen bloßer Schwach-
ſichtigkeit die Malerey vernachlaͤſſigt haben koͤnnen, was doch
wohl geſchehen ſeyn mag, weil wir ſonſt von ſeiner kuͤnſtleriſchen
Wirkſamkeit eine beſtimmtere Kenntniß haben wuͤrden. Allein
es liegt wohl eben ſo nahe, anzunehmen, daß ſein Geſchaͤfts-
geiſt, von dem wir ſichere Nachrichten beſitzen, ihn von der
Kunſt abgezogen habe, als ſeine Blindheit oder Bloͤdſichtigkeit,

*) Archiv. delle riformag. d’Asisi. ao. 1505. 7. Febr. a. c. 48.
**) Gutachten, rogato da Ser Giampietro Benzi, not. pub. dd.
6. Sept. 1507.
***) Riform., ultimo Aprilis 1510. „Magister Andreas, ma-
gistri Aloysii, sindicator Potestatis
.“
†) Archiv. della Segreteria d’Asisi. Ein Brief vom 7. April
1511. mit der Aufſchrift: „Alphanus de Alphanis, Perusii vicethe-
saurarius, spectabili viro, magistro Andrea, dicto Ingegno, camera-
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[327/0345] Behandlung buͤrgerlicher Geſchaͤfte darlegte. Frondini theilte mir mehrere urkundliche Nachrichten mit, in denen unſer In- gegno als Procurator *), Schiedsrichter **), Gehuͤlfe der Obrigkeit ***), und endlich gar als paͤpſtlicher Caſſierer †) erſcheint; Geſchaͤfte, die, naͤchſt dem Gebrauche des Geſichtes, auch praktiſchen Verſtand erfordern. Die gedachte Ernennung zum Einnehmer der allgemeinen Landesregierung moͤchte obi- ger, den Umſtaͤnden nach irrigen Angabe des Vaſari zum Grunde liegen. Andreas ſcheint dieſe Staatsbedienung nicht vor dem Jahre 1511 angetreten zu haben, weil er im voran- gehenden Jahre ein anderes ſtaͤdtiſches Amt bekleidet hatte. Auf jeden Fall verwechſelt Vaſari hier ein Amt mit einem Ruhegehalte, und wie ſchon oben bemerkt worden, Julius II. mit Sixtus IV. Nun haͤtte Ingegno auch wegen bloßer Schwach- ſichtigkeit die Malerey vernachlaͤſſigt haben koͤnnen, was doch wohl geſchehen ſeyn mag, weil wir ſonſt von ſeiner kuͤnſtleriſchen Wirkſamkeit eine beſtimmtere Kenntniß haben wuͤrden. Allein es liegt wohl eben ſo nahe, anzunehmen, daß ſein Geſchaͤfts- geiſt, von dem wir ſichere Nachrichten beſitzen, ihn von der Kunſt abgezogen habe, als ſeine Blindheit oder Bloͤdſichtigkeit, *) Archiv. delle riformag. d’Asisi. ao. 1505. 7. Febr. a. c. 48. **) Gutachten, rogato da Ser Giampietro Benzi, not. pub. dd. 6. Sept. 1507. ***) Riform., ultimo Aprilis 1510. „Magister Andreas, ma- gistri Aloysii, sindicator Potestatis.“ †) Archiv. della Segreteria d’Asisi. Ein Brief vom 7. April 1511. mit der Aufſchrift: „Alphanus de Alphanis, Perusii vicethe- saurarius, spectabili viro, magistro Andrea, dicto Ingegno, camera- rio Apostolico in civitate Assisii.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/345>, abgerufen am 22.11.2024.