Pietro Perugino nennt, erlangte und bewährte seinen Ruhm hauptsächlich durch seine Einwirkung auf die Entwickelung des fleckenlosesten Malers neuerer Zeiten, des Raphael von Ur- bino. Hingegen ist sein persönliches Verdienst selten zu Ge- nüge gewürdigt worden, was er durch eine Fluth mittelmäßi- ger und schlechter Werke unläugbar vielfach verschuldet hat. Um zu würdigen, was er als Künstler geleistet, muß man die Gewerbsarbeiten, welche er in späteren Jahren mit Hülfe zahl- loser, theils sehr mittelmäßiger Gesellen beschaffte, von den künstlerischen Hervorbringungen seiner früheren und mittleren Jahre unterscheiden, welche in gewisser Beziehung zu den schönsten und besten Leistungen ihrer Zeit gehören.
Die frühesten Umstände seines Lebens und Proben seines Talentes sind nicht mit genügender Sicherheit anzugeben. Vasari läßt ihn, von einem ungenannten peruginischen Meister nothdürftig unterrichtet, nach Florenz gehn und dem Andrea del Verocchio sich anschließen. Unstreitig verdankte er seinen nä- heren Vorgängern, Fiorenzo und Niccolo Alunno, einen wich- tigen Theil seiner Bildung. Ob er nun auch beym Verocchio als Schüler, oder Geselle eingetreten, ist bis dahin unerwie- sen, wird sogar aus dem Grunde bestritten, daß er nirgend, wie Lorenzo di Credi, oder Lionardo, an die Manieren und Absichten des Verocchio erinnere. Doch eben weil Vasari hier keinen Vermuthungen zu folgen scheint und etwas an sich selbst ganz Unwahrscheinliches behauptet, dürfte er hier irgend einer unbestimmten Künstlersage gefolgt seyn. Ueberhaupt ver- mischt Vasari die Begriffe Geselle, Schüler, sich hingebender Freund eines älteren Künstlers; und vornehmlich in den letz- ten Beziehungen mochte Perugino, der sicher als fahrender Ge- selle frühe nach Florenz gekommen war, dem Verocchio sich
II. 22
Pietro Perugino nennt, erlangte und bewaͤhrte ſeinen Ruhm hauptſaͤchlich durch ſeine Einwirkung auf die Entwickelung des fleckenloſeſten Malers neuerer Zeiten, des Raphael von Ur- bino. Hingegen iſt ſein perſoͤnliches Verdienſt ſelten zu Ge- nuͤge gewuͤrdigt worden, was er durch eine Fluth mittelmaͤßi- ger und ſchlechter Werke unlaͤugbar vielfach verſchuldet hat. Um zu wuͤrdigen, was er als Kuͤnſtler geleiſtet, muß man die Gewerbsarbeiten, welche er in ſpaͤteren Jahren mit Huͤlfe zahl- loſer, theils ſehr mittelmaͤßiger Geſellen beſchaffte, von den kuͤnſtleriſchen Hervorbringungen ſeiner fruͤheren und mittleren Jahre unterſcheiden, welche in gewiſſer Beziehung zu den ſchoͤnſten und beſten Leiſtungen ihrer Zeit gehoͤren.
Die fruͤheſten Umſtaͤnde ſeines Lebens und Proben ſeines Talentes ſind nicht mit genuͤgender Sicherheit anzugeben. Vaſari laͤßt ihn, von einem ungenannten peruginiſchen Meiſter nothduͤrftig unterrichtet, nach Florenz gehn und dem Andrea del Verocchio ſich anſchließen. Unſtreitig verdankte er ſeinen naͤ- heren Vorgaͤngern, Fiorenzo und Niccolò Alunno, einen wich- tigen Theil ſeiner Bildung. Ob er nun auch beym Verocchio als Schuͤler, oder Geſelle eingetreten, iſt bis dahin unerwie- ſen, wird ſogar aus dem Grunde beſtritten, daß er nirgend, wie Lorenzo di Credi, oder Lionardo, an die Manieren und Abſichten des Verocchio erinnere. Doch eben weil Vaſari hier keinen Vermuthungen zu folgen ſcheint und etwas an ſich ſelbſt ganz Unwahrſcheinliches behauptet, duͤrfte er hier irgend einer unbeſtimmten Kuͤnſtlerſage gefolgt ſeyn. Ueberhaupt ver- miſcht Vaſari die Begriffe Geſelle, Schuͤler, ſich hingebender Freund eines aͤlteren Kuͤnſtlers; und vornehmlich in den letz- ten Beziehungen mochte Perugino, der ſicher als fahrender Ge- ſelle fruͤhe nach Florenz gekommen war, dem Verocchio ſich
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Pietro Perugino nennt, erlangte und bewaͤhrte ſeinen Ruhm
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bino. Hingegen iſt ſein perſoͤnliches Verdienſt ſelten zu Ge-
nuͤge gewuͤrdigt worden, was er durch eine Fluth mittelmaͤßi-
ger und ſchlechter Werke unlaͤugbar vielfach verſchuldet hat.
Um zu wuͤrdigen, was er als Kuͤnſtler geleiſtet, muß man die
Gewerbsarbeiten, welche er in ſpaͤteren Jahren mit Huͤlfe zahl-
loſer, theils ſehr mittelmaͤßiger Geſellen beſchaffte, von den
kuͤnſtleriſchen Hervorbringungen ſeiner fruͤheren und mittleren
Jahre unterſcheiden, welche in gewiſſer Beziehung zu den
ſchoͤnſten und beſten Leiſtungen ihrer Zeit gehoͤren.
Die fruͤheſten Umſtaͤnde ſeines Lebens und Proben ſeines
Talentes ſind nicht mit genuͤgender Sicherheit anzugeben.
Vaſari laͤßt ihn, von einem ungenannten peruginiſchen Meiſter
nothduͤrftig unterrichtet, nach Florenz gehn und dem Andrea
del Verocchio ſich anſchließen. Unſtreitig verdankte er ſeinen naͤ-
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als Schuͤler, oder Geſelle eingetreten, iſt bis dahin unerwie-
ſen, wird ſogar aus dem Grunde beſtritten, daß er nirgend,
wie Lorenzo di Credi, oder Lionardo, an die Manieren und
Abſichten des Verocchio erinnere. Doch eben weil Vaſari
hier keinen Vermuthungen zu folgen ſcheint und etwas an ſich
ſelbſt ganz Unwahrſcheinliches behauptet, duͤrfte er hier irgend
einer unbeſtimmten Kuͤnſtlerſage gefolgt ſeyn. Ueberhaupt ver-
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Freund eines aͤlteren Kuͤnſtlers; und vornehmlich in den letz-
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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