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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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angenähert haben. Dieser forschende, tiefer, als seine mei-
sten Zeitgenossen, in die wissenschaftlichen Grundlagen der Kunst
eindringende Meister, eignete sich offenbar sowohl zum Rath-
geber, als zum Lehrer; er hatte das mäßige Talent des Lo-
renzo di Credi
so weit, als möglich, ausgebildet, und den
Genius des Lionardo da Vinci so glücklich geleitet, als wir
wissen.

Zu Florenz sah ich, sowohl bey den Nonnen zu s. Ja-
copo di Ripoli, als auch im Kunsthandel, z. B. bey Hrn.
J. Metzger, kleine, wie zur häuslichen Andacht eingerichtete
Bilder, Madonnen auf einem Throne mit verschiedenen Hei-
ligen umher, auch Halbbilder der Madonna, welche in einer
hellfärbigen, aber festen Manier a tempera gemalt und, ob-
wohl von etwas älterem Ansehn, doch unserem Perugino so
nahe verwandt sind, daß wir solche entweder für seine Vor-
bilder oder für seine Jugendarbeiten erklären müssen. Nach-
dem ich lange vergebens dem Meister dieser einsam stehenden
kleinen Gemälde nachgespürt, habe ich mich endlich für das
Letzte entschieden, was denn allerdings auch an sich selbst das
wahrscheinlichste ist, da Pietro, wie ich oben gezeigt habe,
seine Richtung, also auch eine gewisse technische Bildung aus
der Heimath nach Florenz mitgebracht hatte, deren äußeres
Ansehn, wie es in jenen kleinen Bildern eintritt, nicht floren-
tinisch, sondern nur umbrisch seyn konnte. Da nun Perugino
im Jahre 1475. bereits in florentinischer Manier malte und
damals sicher schon Meister war *), oder auf eigene Rech-

*) Annali Xvirali di Perugia, ad a. 1475. p. 83. a. t. Die XXI.
dicti mensis Julii -- Mandamus vobis Gabrieli etc. -- detis et sol-
vetis Magro Petro .... de Castro Plebis pictori libr. quinque de-
nariorum per nos Eidem magistro Petro largit. pro expensis faciendis

angenaͤhert haben. Dieſer forſchende, tiefer, als ſeine mei-
ſten Zeitgenoſſen, in die wiſſenſchaftlichen Grundlagen der Kunſt
eindringende Meiſter, eignete ſich offenbar ſowohl zum Rath-
geber, als zum Lehrer; er hatte das maͤßige Talent des Lo-
renzo di Credi
ſo weit, als moͤglich, ausgebildet, und den
Genius des Lionardo da Vinci ſo gluͤcklich geleitet, als wir
wiſſen.

Zu Florenz ſah ich, ſowohl bey den Nonnen zu ſ. Ja-
copo di Ripoli, als auch im Kunſthandel, z. B. bey Hrn.
J. Metzger, kleine, wie zur haͤuslichen Andacht eingerichtete
Bilder, Madonnen auf einem Throne mit verſchiedenen Hei-
ligen umher, auch Halbbilder der Madonna, welche in einer
hellfaͤrbigen, aber feſten Manier a tempera gemalt und, ob-
wohl von etwas aͤlterem Anſehn, doch unſerem Perugino ſo
nahe verwandt ſind, daß wir ſolche entweder fuͤr ſeine Vor-
bilder oder fuͤr ſeine Jugendarbeiten erklaͤren muͤſſen. Nach-
dem ich lange vergebens dem Meiſter dieſer einſam ſtehenden
kleinen Gemaͤlde nachgeſpuͤrt, habe ich mich endlich fuͤr das
Letzte entſchieden, was denn allerdings auch an ſich ſelbſt das
wahrſcheinlichſte iſt, da Pietro, wie ich oben gezeigt habe,
ſeine Richtung, alſo auch eine gewiſſe techniſche Bildung aus
der Heimath nach Florenz mitgebracht hatte, deren aͤußeres
Anſehn, wie es in jenen kleinen Bildern eintritt, nicht floren-
tiniſch, ſondern nur umbriſch ſeyn konnte. Da nun Perugino
im Jahre 1475. bereits in florentiniſcher Manier malte und
damals ſicher ſchon Meiſter war *), oder auf eigene Rech-

*) Annali Xvirali di Perugia, ad a. 1475. p. 83. a. t. Die XXI.
dicti mensis Julii — Mandamus vobis Gabrieli etc. — detis et sol-
vetis Magro Petro .... de Castro Plebis pictori libr. quinque de-
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[338/0356] angenaͤhert haben. Dieſer forſchende, tiefer, als ſeine mei- ſten Zeitgenoſſen, in die wiſſenſchaftlichen Grundlagen der Kunſt eindringende Meiſter, eignete ſich offenbar ſowohl zum Rath- geber, als zum Lehrer; er hatte das maͤßige Talent des Lo- renzo di Credi ſo weit, als moͤglich, ausgebildet, und den Genius des Lionardo da Vinci ſo gluͤcklich geleitet, als wir wiſſen. Zu Florenz ſah ich, ſowohl bey den Nonnen zu ſ. Ja- copo di Ripoli, als auch im Kunſthandel, z. B. bey Hrn. J. Metzger, kleine, wie zur haͤuslichen Andacht eingerichtete Bilder, Madonnen auf einem Throne mit verſchiedenen Hei- ligen umher, auch Halbbilder der Madonna, welche in einer hellfaͤrbigen, aber feſten Manier a tempera gemalt und, ob- wohl von etwas aͤlterem Anſehn, doch unſerem Perugino ſo nahe verwandt ſind, daß wir ſolche entweder fuͤr ſeine Vor- bilder oder fuͤr ſeine Jugendarbeiten erklaͤren muͤſſen. Nach- dem ich lange vergebens dem Meiſter dieſer einſam ſtehenden kleinen Gemaͤlde nachgeſpuͤrt, habe ich mich endlich fuͤr das Letzte entſchieden, was denn allerdings auch an ſich ſelbſt das wahrſcheinlichſte iſt, da Pietro, wie ich oben gezeigt habe, ſeine Richtung, alſo auch eine gewiſſe techniſche Bildung aus der Heimath nach Florenz mitgebracht hatte, deren aͤußeres Anſehn, wie es in jenen kleinen Bildern eintritt, nicht floren- tiniſch, ſondern nur umbriſch ſeyn konnte. Da nun Perugino im Jahre 1475. bereits in florentiniſcher Manier malte und damals ſicher ſchon Meiſter war *), oder auf eigene Rech- *) Annali Xvirali di Perugia, ad a. 1475. p. 83. a. t. Die XXI. dicti mensis Julii — Mandamus vobis Gabrieli etc. — detis et sol- vetis Magro Petro .... de Castro Plebis pictori libr. quinque de- nariorum per nos Eidem magistro Petro largit. pro expensis faciendis

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/356>, abgerufen am 22.11.2024.