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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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bracht hat, sind, obwohl von größter Einförmigkeit des Ent-
wurfes, doch in der Ausführung ungleich *), weil sie zwar
nach seinen Erfindungen, doch von verschiedenen Gehülfen ge-
malt worden; die spätesten, wiederum von ihm selbst ausge-
führten von einer betrübenden Schwäche. Kurz vor seinem
Ableben ergänzte er das Wandgemälde, welches Raphael in
einer Kappelle des Klosters s. Severo zu Perugia begonnen
und unvollendet hinterlassen hatte. Raphael malte die Glo-
rie, deren Anordnung an die Disputa erinnert, nach einer spä-

*) In der Gallerie der Ak. der Künste zu Florenz hängen ne-
ben dem erwähnten Christus aus sta Chiara, einige andere Altar-
gemälde des Perugino, No. 39. ein Kreuz, zu dessen Füßen die
Madonna und s. Hieronymus; ich halte dieses für älter als jenes
andere, weil es ihm zwar im Sinne gleicht, doch in der Ausfüh-
rung, besonders in den Händen nachsteht. No. 42. Ein großes Al-
tarblatt aus der Zeit und im Geschmacke der Malereyen im Wech-
selgerichte zu Perugia: PETRVS PERVSINVS PINXIT. A. D.
MCCCCC.

Dieses Gemälde, in welchem allerdings die Nachwirkung vor-
angegangener ernstlicher Bestrebungen noch nicht so ganz sich ver-
läugnen konnte, dürfte schon großentheils von Gehülfen ausgeführt
seyn, welche, wohl in die Manier, doch nicht so ganz in den Sinn
ihres Meisters eingegangen sind. Es erträgt daher, obwohl der
Zeit nach selbst ein Raphael darin die Hand angelegt haben könnte,
doch nur mühsam die Nähe jener anderen Gemälde, zu denen noch
das Gebet am Oelberge aus der Kirche la Calza kommt. -- Ein gro-
ßer deutscher Fürst, dessen Antheil an allem rein Menschlichen sich
vielfach bewährt hat, dessen Scharfblick in Dingen der Kunst ich
häufig habe bewundern müssen, wollte dieser Gruppe von Gemäl-
den gegenüber, nicht einräumen, daß solche sämmtlich von dersel-
ben Hand ausgeführt seyn können. -- Unbestochen durch äußere
Aehnlichkeiten der Manier und des Entwurfes, entdeckte dieser
Herr tiefer liegende Verschiedenheiten, deren Grund ich bereits
erklärt habe.

bracht hat, ſind, obwohl von groͤßter Einfoͤrmigkeit des Ent-
wurfes, doch in der Ausfuͤhrung ungleich *), weil ſie zwar
nach ſeinen Erfindungen, doch von verſchiedenen Gehuͤlfen ge-
malt worden; die ſpaͤteſten, wiederum von ihm ſelbſt ausge-
fuͤhrten von einer betruͤbenden Schwaͤche. Kurz vor ſeinem
Ableben ergaͤnzte er das Wandgemaͤlde, welches Raphael in
einer Kappelle des Kloſters ſ. Severo zu Perugia begonnen
und unvollendet hinterlaſſen hatte. Raphael malte die Glo-
rie, deren Anordnung an die Diſputa erinnert, nach einer ſpaͤ-

*) In der Gallerie der Ak. der Kuͤnſte zu Florenz haͤngen ne-
ben dem erwaͤhnten Chriſtus aus ſta Chiara, einige andere Altar-
gemaͤlde des Perugino, No. 39. ein Kreuz, zu deſſen Fuͤßen die
Madonna und ſ. Hieronymus; ich halte dieſes fuͤr aͤlter als jenes
andere, weil es ihm zwar im Sinne gleicht, doch in der Ausfuͤh-
rung, beſonders in den Haͤnden nachſteht. No. 42. Ein großes Al-
tarblatt aus der Zeit und im Geſchmacke der Malereyen im Wech-
ſelgerichte zu Perugia: PETRVS PERVSINVS PINXIT. A. D.
MCCCCC.

Dieſes Gemaͤlde, in welchem allerdings die Nachwirkung vor-
angegangener ernſtlicher Beſtrebungen noch nicht ſo ganz ſich ver-
laͤugnen konnte, duͤrfte ſchon großentheils von Gehuͤlfen ausgefuͤhrt
ſeyn, welche, wohl in die Manier, doch nicht ſo ganz in den Sinn
ihres Meiſters eingegangen ſind. Es ertraͤgt daher, obwohl der
Zeit nach ſelbſt ein Raphael darin die Hand angelegt haben koͤnnte,
doch nur muͤhſam die Naͤhe jener anderen Gemaͤlde, zu denen noch
das Gebet am Oelberge aus der Kirche la Calza kommt. — Ein gro-
ßer deutſcher Fuͤrſt, deſſen Antheil an allem rein Menſchlichen ſich
vielfach bewaͤhrt hat, deſſen Scharfblick in Dingen der Kunſt ich
haͤufig habe bewundern muͤſſen, wollte dieſer Gruppe von Gemaͤl-
den gegenuͤber, nicht einraͤumen, daß ſolche ſaͤmmtlich von derſel-
ben Hand ausgefuͤhrt ſeyn koͤnnen. — Unbeſtochen durch aͤußere
Aehnlichkeiten der Manier und des Entwurfes, entdeckte dieſer
Herr tiefer liegende Verſchiedenheiten, deren Grund ich bereits
erklaͤrt habe.
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[346/0364] bracht hat, ſind, obwohl von groͤßter Einfoͤrmigkeit des Ent- wurfes, doch in der Ausfuͤhrung ungleich *), weil ſie zwar nach ſeinen Erfindungen, doch von verſchiedenen Gehuͤlfen ge- malt worden; die ſpaͤteſten, wiederum von ihm ſelbſt ausge- fuͤhrten von einer betruͤbenden Schwaͤche. Kurz vor ſeinem Ableben ergaͤnzte er das Wandgemaͤlde, welches Raphael in einer Kappelle des Kloſters ſ. Severo zu Perugia begonnen und unvollendet hinterlaſſen hatte. Raphael malte die Glo- rie, deren Anordnung an die Diſputa erinnert, nach einer ſpaͤ- *) In der Gallerie der Ak. der Kuͤnſte zu Florenz haͤngen ne- ben dem erwaͤhnten Chriſtus aus ſta Chiara, einige andere Altar- gemaͤlde des Perugino, No. 39. ein Kreuz, zu deſſen Fuͤßen die Madonna und ſ. Hieronymus; ich halte dieſes fuͤr aͤlter als jenes andere, weil es ihm zwar im Sinne gleicht, doch in der Ausfuͤh- rung, beſonders in den Haͤnden nachſteht. No. 42. Ein großes Al- tarblatt aus der Zeit und im Geſchmacke der Malereyen im Wech- ſelgerichte zu Perugia: PETRVS PERVSINVS PINXIT. A. D. MCCCCC. Dieſes Gemaͤlde, in welchem allerdings die Nachwirkung vor- angegangener ernſtlicher Beſtrebungen noch nicht ſo ganz ſich ver- laͤugnen konnte, duͤrfte ſchon großentheils von Gehuͤlfen ausgefuͤhrt ſeyn, welche, wohl in die Manier, doch nicht ſo ganz in den Sinn ihres Meiſters eingegangen ſind. Es ertraͤgt daher, obwohl der Zeit nach ſelbſt ein Raphael darin die Hand angelegt haben koͤnnte, doch nur muͤhſam die Naͤhe jener anderen Gemaͤlde, zu denen noch das Gebet am Oelberge aus der Kirche la Calza kommt. — Ein gro- ßer deutſcher Fuͤrſt, deſſen Antheil an allem rein Menſchlichen ſich vielfach bewaͤhrt hat, deſſen Scharfblick in Dingen der Kunſt ich haͤufig habe bewundern muͤſſen, wollte dieſer Gruppe von Gemaͤl- den gegenuͤber, nicht einraͤumen, daß ſolche ſaͤmmtlich von derſel- ben Hand ausgefuͤhrt ſeyn koͤnnen. — Unbeſtochen durch aͤußere Aehnlichkeiten der Manier und des Entwurfes, entdeckte dieſer Herr tiefer liegende Verſchiedenheiten, deren Grund ich bereits erklaͤrt habe.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/364>, abgerufen am 22.11.2024.