tiger örtlicher Forscher berichtet haben muß, eine freylich höchst unbestimmte Kunde erlangt, welche er, im Leben des Donato, auf folgende Weise ins Kleine ausmalte.
"Auf dem Wege von Rom nach Florenz (wie gewöhnlich, so weiß Vasari auch hier die zufälligen Nebenumstände viel besser anzugeben, als die Hauptsache) übernahm Donato den Guß eines Thores von Erz für die Taufkirche zu Siena. Als nun Alles zum Gusse vorbereitet war, verließ er auf Zureden eines durchreisenden Freundes (?) diese Arbeit unvollendet, ja kaum begonnen, um nach Florenz zurückzukehren. Das ein- zige Stück, welches er in der Bauhütte gedachter Stadt zu- rückgelassen, ist eine Figur des Hl. Johannes des Täufers von Erz, welcher der rechte Arm fehlt. Man sagt, daß Do- nato ihn herabgeschlagen habe, weil die Domverwaltung ihm seinen vollen Lohn nicht ausbezahlen wollen."
Diese Angaben enthalten zunächst innere Widersprüche; denn, wie konnte Donato auf Lohn Anspruch machen, wenn er die Arbeit, welche er übernommen, so muthwillig, als Va- sari berichtet, verlassen hätte. Sie widersprechen ferner der urkundlich begründeten Thatsache, daß Donatello der Domver- waltung einige Reliefstücke gearbeitet und wohlbeendigt abge- liefert hat, welche noch am Taufbecken vorhanden sind. Uebri- gens ist es klar, daß jenem Mährchen des Vasari eine unbe- stimmte Kunde von jenem Sportello zum Grunde liegt, wel- ches die sienesische Domverwaltung dem Donatello zurückstellte, weil die Arbeit nicht nach Wunsch ausgefallen war. Spor- telli sind indeß kleinere Thüren, wie man sie an Schränken, Altarschreinen und Vergitterungen anzubringen pflegte; nicht porte, Thore, oder gar, wie man hier annehmen müßte, Kirchenthore.
tiger oͤrtlicher Forſcher berichtet haben muß, eine freylich hoͤchſt unbeſtimmte Kunde erlangt, welche er, im Leben des Donato, auf folgende Weiſe ins Kleine ausmalte.
„Auf dem Wege von Rom nach Florenz (wie gewoͤhnlich, ſo weiß Vaſari auch hier die zufaͤlligen Nebenumſtaͤnde viel beſſer anzugeben, als die Hauptſache) uͤbernahm Donato den Guß eines Thores von Erz fuͤr die Taufkirche zu Siena. Als nun Alles zum Guſſe vorbereitet war, verließ er auf Zureden eines durchreiſenden Freundes (?) dieſe Arbeit unvollendet, ja kaum begonnen, um nach Florenz zuruͤckzukehren. Das ein- zige Stuͤck, welches er in der Bauhuͤtte gedachter Stadt zu- ruͤckgelaſſen, iſt eine Figur des Hl. Johannes des Taͤufers von Erz, welcher der rechte Arm fehlt. Man ſagt, daß Do- nato ihn herabgeſchlagen habe, weil die Domverwaltung ihm ſeinen vollen Lohn nicht ausbezahlen wollen.“
Dieſe Angaben enthalten zunaͤchſt innere Widerſpruͤche; denn, wie konnte Donato auf Lohn Anſpruch machen, wenn er die Arbeit, welche er uͤbernommen, ſo muthwillig, als Va- ſari berichtet, verlaſſen haͤtte. Sie widerſprechen ferner der urkundlich begruͤndeten Thatſache, daß Donatello der Domver- waltung einige Reliefſtuͤcke gearbeitet und wohlbeendigt abge- liefert hat, welche noch am Taufbecken vorhanden ſind. Uebri- gens iſt es klar, daß jenem Maͤhrchen des Vaſari eine unbe- ſtimmte Kunde von jenem Sportello zum Grunde liegt, wel- ches die ſieneſiſche Domverwaltung dem Donatello zuruͤckſtellte, weil die Arbeit nicht nach Wunſch ausgefallen war. Spor- telli ſind indeß kleinere Thuͤren, wie man ſie an Schraͤnken, Altarſchreinen und Vergitterungen anzubringen pflegte; nicht porte, Thore, oder gar, wie man hier annehmen muͤßte, Kirchenthore.
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tiger oͤrtlicher Forſcher berichtet haben muß, eine freylich hoͤchſt
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auf folgende Weiſe ins Kleine ausmalte.
„Auf dem Wege von Rom nach Florenz (wie gewoͤhnlich,
ſo weiß Vaſari auch hier die zufaͤlligen Nebenumſtaͤnde viel
beſſer anzugeben, als die Hauptſache) uͤbernahm Donato den
Guß eines Thores von Erz fuͤr die Taufkirche zu Siena. Als
nun Alles zum Guſſe vorbereitet war, verließ er auf Zureden
eines durchreiſenden Freundes (?) dieſe Arbeit unvollendet, ja
kaum begonnen, um nach Florenz zuruͤckzukehren. Das ein-
zige Stuͤck, welches er in der Bauhuͤtte gedachter Stadt zu-
ruͤckgelaſſen, iſt eine Figur des Hl. Johannes des Taͤufers
von Erz, welcher der rechte Arm fehlt. Man ſagt, daß Do-
nato ihn herabgeſchlagen habe, weil die Domverwaltung ihm
ſeinen vollen Lohn nicht ausbezahlen wollen.“
Dieſe Angaben enthalten zunaͤchſt innere Widerſpruͤche;
denn, wie konnte Donato auf Lohn Anſpruch machen, wenn
er die Arbeit, welche er uͤbernommen, ſo muthwillig, als Va-
ſari berichtet, verlaſſen haͤtte. Sie widerſprechen ferner der
urkundlich begruͤndeten Thatſache, daß Donatello der Domver-
waltung einige Reliefſtuͤcke gearbeitet und wohlbeendigt abge-
liefert hat, welche noch am Taufbecken vorhanden ſind. Uebri-
gens iſt es klar, daß jenem Maͤhrchen des Vaſari eine unbe-
ſtimmte Kunde von jenem Sportello zum Grunde liegt, wel-
ches die ſieneſiſche Domverwaltung dem Donatello zuruͤckſtellte,
weil die Arbeit nicht nach Wunſch ausgefallen war. Spor-
telli ſind indeß kleinere Thuͤren, wie man ſie an Schraͤnken,
Altarſchreinen und Vergitterungen anzubringen pflegte; nicht
porte, Thore, oder gar, wie man hier annehmen muͤßte,
Kirchenthore.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/379>, abgerufen am 31.10.2024.
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