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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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bey Nachahmern sich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde.
Als darauf, gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhundertes,
Masaccio und Fiesole, unbestreitbar aus einem inneren Be-
dürfniß, die malerische Darstellung durch die wichtigsten Vor-
theile bereichert hatten, ward ihr Bestreben nicht alsobald sei-
nem Ziele weiter entgegengeführt, vielmehr entstand von neuem
eine Lücke von einigen für den Fortschritt der Kunst verlore-
nen Decennien. In den folgenden und bis auf Lionardo und
Raphael hatten wir endlich die befremdliche Erscheinung wahr-
genommen, daß viele Künstler, Cosimo Roselli, Filippo Lippi,
Pietro Perugino, Pinturicchio und andere, ihre Laufbahn auf
das herrlichste begannen, hingegen in späteren Jahren in eine
unerfreuliche, geist- und geschmacklose Manier verfielen.

Diese Erscheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe
für die Alterthümer der neueren Kunst nicht selten übersehen
macht, entstehen, wenn ich mich nicht täusche, großentheils
aus einem zu entschiedenen Zunftgeiste, in welchen die Kunst,
gleich anderen Gewerben, verfallen war, indem sie den bür-
gerlichen Einrichtungen der italienischen Gemeinwesen des Mit-
telalters sich fügte, denen sie andrerseits unstreitig mannichfal-
tige Förderungen verdankt. Der Ursprung dieser Verhältnisse
ist, wie so viel Anderes über das dreyzehnte Jahrhundert zu-
rückreichende, aus Mangel an schriftlichen Denkmalen dunkel.
Die Nachrichten und Auszüge von den Statuten der Maler-
zunft verschiedener italienischer Städte *), welche wir besitzen,

rei-
*) Der sienesischen, S. Della Valle, lett. Senesi To. I. lett. XVI.; der
genuesischen, S. Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV.
s. To. VII. Lett. XV.;
der venezianischen, das. Tom. V. Lett. CLXXIV.
und an anderen Stellen. Ueber die florentinische S. Baldinucci,
wenn ihm zu trauen ist; denn das Original hat sich verloren.

bey Nachahmern ſich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde.
Als darauf, gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhundertes,
Maſaccio und Fieſole, unbeſtreitbar aus einem inneren Be-
duͤrfniß, die maleriſche Darſtellung durch die wichtigſten Vor-
theile bereichert hatten, ward ihr Beſtreben nicht alſobald ſei-
nem Ziele weiter entgegengefuͤhrt, vielmehr entſtand von neuem
eine Luͤcke von einigen fuͤr den Fortſchritt der Kunſt verlore-
nen Decennien. In den folgenden und bis auf Lionardo und
Raphael hatten wir endlich die befremdliche Erſcheinung wahr-
genommen, daß viele Kuͤnſtler, Coſimo Roſelli, Filippo Lippi,
Pietro Perugino, Pinturicchio und andere, ihre Laufbahn auf
das herrlichſte begannen, hingegen in ſpaͤteren Jahren in eine
unerfreuliche, geiſt- und geſchmackloſe Manier verfielen.

Dieſe Erſcheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe
fuͤr die Alterthuͤmer der neueren Kunſt nicht ſelten uͤberſehen
macht, entſtehen, wenn ich mich nicht taͤuſche, großentheils
aus einem zu entſchiedenen Zunftgeiſte, in welchen die Kunſt,
gleich anderen Gewerben, verfallen war, indem ſie den buͤr-
gerlichen Einrichtungen der italieniſchen Gemeinweſen des Mit-
telalters ſich fuͤgte, denen ſie andrerſeits unſtreitig mannichfal-
tige Foͤrderungen verdankt. Der Urſprung dieſer Verhaͤltniſſe
iſt, wie ſo viel Anderes uͤber das dreyzehnte Jahrhundert zu-
ruͤckreichende, aus Mangel an ſchriftlichen Denkmalen dunkel.
Die Nachrichten und Auszuͤge von den Statuten der Maler-
zunft verſchiedener italieniſcher Staͤdte *), welche wir beſitzen,

rei-
*) Der ſieneſiſchen, S. Della Valle, lett. Senesi To. I. lett. XVI.; der
genueſiſchen, S. Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV.
s. To. VII. Lett. XV.;
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und an anderen Stellen. Ueber die florentiniſche S. Baldinucci,
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[400/0418] bey Nachahmern ſich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde. Als darauf, gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhundertes, Maſaccio und Fieſole, unbeſtreitbar aus einem inneren Be- duͤrfniß, die maleriſche Darſtellung durch die wichtigſten Vor- theile bereichert hatten, ward ihr Beſtreben nicht alſobald ſei- nem Ziele weiter entgegengefuͤhrt, vielmehr entſtand von neuem eine Luͤcke von einigen fuͤr den Fortſchritt der Kunſt verlore- nen Decennien. In den folgenden und bis auf Lionardo und Raphael hatten wir endlich die befremdliche Erſcheinung wahr- genommen, daß viele Kuͤnſtler, Coſimo Roſelli, Filippo Lippi, Pietro Perugino, Pinturicchio und andere, ihre Laufbahn auf das herrlichſte begannen, hingegen in ſpaͤteren Jahren in eine unerfreuliche, geiſt- und geſchmackloſe Manier verfielen. Dieſe Erſcheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe fuͤr die Alterthuͤmer der neueren Kunſt nicht ſelten uͤberſehen macht, entſtehen, wenn ich mich nicht taͤuſche, großentheils aus einem zu entſchiedenen Zunftgeiſte, in welchen die Kunſt, gleich anderen Gewerben, verfallen war, indem ſie den buͤr- gerlichen Einrichtungen der italieniſchen Gemeinweſen des Mit- telalters ſich fuͤgte, denen ſie andrerſeits unſtreitig mannichfal- tige Foͤrderungen verdankt. Der Urſprung dieſer Verhaͤltniſſe iſt, wie ſo viel Anderes uͤber das dreyzehnte Jahrhundert zu- ruͤckreichende, aus Mangel an ſchriftlichen Denkmalen dunkel. Die Nachrichten und Auszuͤge von den Statuten der Maler- zunft verſchiedener italieniſcher Staͤdte *), welche wir beſitzen, rei- *) Der ſieneſiſchen, S. Della Valle, lett. Senesi To. I. lett. XVI.; der genueſiſchen, S. Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV. s. To. VII. Lett. XV.; der venezianiſchen, daſ. Tom. V. Lett. CLXXIV. und an anderen Stellen. Ueber die florentiniſche S. Baldinucci, wenn ihm zu trauen iſt; denn das Original hat ſich verloren.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/418>, abgerufen am 09.11.2024.