Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.bey Nachahmern sich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde. Diese Erscheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe rei- *) Der sienesischen, S. Della Valle, lett. Senesi To. I. lett. XVI.; der
genuesischen, S. Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV. s. To. VII. Lett. XV.; der venezianischen, das. Tom. V. Lett. CLXXIV. und an anderen Stellen. Ueber die florentinische S. Baldinucci, wenn ihm zu trauen ist; denn das Original hat sich verloren. bey Nachahmern ſich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde. Dieſe Erſcheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe rei- *) Der ſieneſiſchen, S. Della Valle, lett. Senesi To. I. lett. XVI.; der
genueſiſchen, S. Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV. s. To. VII. Lett. XV.; der venezianiſchen, daſ. Tom. V. Lett. CLXXIV. und an anderen Stellen. Ueber die florentiniſche S. Baldinucci, wenn ihm zu trauen iſt; denn das Original hat ſich verloren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0418" n="400"/> bey Nachahmern ſich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde.<lb/> Als darauf, gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhundertes,<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118578618">Maſaccio</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118503081">Fieſole</persName>, unbeſtreitbar aus einem inneren Be-<lb/> duͤrfniß, die maleriſche Darſtellung durch die wichtigſten Vor-<lb/> theile bereichert hatten, ward ihr Beſtreben nicht alſobald ſei-<lb/> nem Ziele weiter entgegengefuͤhrt, vielmehr entſtand von neuem<lb/> eine Luͤcke von einigen fuͤr den Fortſchritt der Kunſt verlore-<lb/> nen Decennien. In den folgenden und bis auf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118640445">Lionardo</persName> und<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> hatten wir endlich die befremdliche Erſcheinung wahr-<lb/> genommen, daß viele Kuͤnſtler, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119404559">Coſimo Roſelli</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118728539">Filippo Lippi</persName>,<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Pietro Perugino</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118792261">Pinturicchio</persName> und andere, ihre Laufbahn auf<lb/> das herrlichſte begannen, hingegen in ſpaͤteren Jahren in eine<lb/> unerfreuliche, geiſt- und geſchmackloſe Manier verfielen.</p><lb/> <p>Dieſe Erſcheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe<lb/> fuͤr die Alterthuͤmer der neueren Kunſt nicht ſelten uͤberſehen<lb/> macht, entſtehen, wenn ich mich nicht taͤuſche, großentheils<lb/> aus einem zu entſchiedenen Zunftgeiſte, in welchen die Kunſt,<lb/> gleich anderen Gewerben, verfallen war, indem ſie den buͤr-<lb/> gerlichen Einrichtungen der italieniſchen Gemeinweſen des Mit-<lb/> telalters ſich fuͤgte, denen ſie andrerſeits unſtreitig mannichfal-<lb/> tige Foͤrderungen verdankt. Der Urſprung dieſer Verhaͤltniſſe<lb/> iſt, wie ſo viel Anderes uͤber das dreyzehnte Jahrhundert zu-<lb/> ruͤckreichende, aus Mangel an ſchriftlichen Denkmalen dunkel.<lb/> Die Nachrichten und Auszuͤge von den Statuten der Maler-<lb/> zunft verſchiedener italieniſcher Staͤdte <note place="foot" n="*)">Der ſieneſiſchen, S. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100103405">Della Valle</persName>, lett. <placeName>Senesi</placeName> To. I. lett. XVI.;</hi> der<lb/> genueſiſchen, S. <hi rendition="#aq">Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV.<lb/> s. To. VII. Lett. XV.;</hi> der venezianiſchen, daſ. <hi rendition="#aq">Tom. V. Lett. CLXXIV.</hi><lb/> und an anderen Stellen. Ueber die florentiniſche S. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11891345X">Baldinucci</persName>,<lb/> wenn ihm zu trauen iſt; denn das Original hat ſich verloren.</note>, welche wir beſitzen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [400/0418]
bey Nachahmern ſich wiederholt, tief unter ihrem Vorbilde.
Als darauf, gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhundertes,
Maſaccio und Fieſole, unbeſtreitbar aus einem inneren Be-
duͤrfniß, die maleriſche Darſtellung durch die wichtigſten Vor-
theile bereichert hatten, ward ihr Beſtreben nicht alſobald ſei-
nem Ziele weiter entgegengefuͤhrt, vielmehr entſtand von neuem
eine Luͤcke von einigen fuͤr den Fortſchritt der Kunſt verlore-
nen Decennien. In den folgenden und bis auf Lionardo und
Raphael hatten wir endlich die befremdliche Erſcheinung wahr-
genommen, daß viele Kuͤnſtler, Coſimo Roſelli, Filippo Lippi,
Pietro Perugino, Pinturicchio und andere, ihre Laufbahn auf
das herrlichſte begannen, hingegen in ſpaͤteren Jahren in eine
unerfreuliche, geiſt- und geſchmackloſe Manier verfielen.
Dieſe Erſcheinungen, welche eine zu befangene Vorliebe
fuͤr die Alterthuͤmer der neueren Kunſt nicht ſelten uͤberſehen
macht, entſtehen, wenn ich mich nicht taͤuſche, großentheils
aus einem zu entſchiedenen Zunftgeiſte, in welchen die Kunſt,
gleich anderen Gewerben, verfallen war, indem ſie den buͤr-
gerlichen Einrichtungen der italieniſchen Gemeinweſen des Mit-
telalters ſich fuͤgte, denen ſie andrerſeits unſtreitig mannichfal-
tige Foͤrderungen verdankt. Der Urſprung dieſer Verhaͤltniſſe
iſt, wie ſo viel Anderes uͤber das dreyzehnte Jahrhundert zu-
ruͤckreichende, aus Mangel an ſchriftlichen Denkmalen dunkel.
Die Nachrichten und Auszuͤge von den Statuten der Maler-
zunft verſchiedener italieniſcher Staͤdte *), welche wir beſitzen,
rei-
*) Der ſieneſiſchen, S. Della Valle, lett. Senesi To. I. lett. XVI.; der
genueſiſchen, S. Raccolta di Lett. sulla pitt. etc. To. VI. Lett. XLV.
s. To. VII. Lett. XV.; der venezianiſchen, daſ. Tom. V. Lett. CLXXIV.
und an anderen Stellen. Ueber die florentiniſche S. Baldinucci,
wenn ihm zu trauen iſt; denn das Original hat ſich verloren.
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