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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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IX.
Ueber Giotto.


Ille ego sum per quem pictura extincta revixit.
Cui quam recta manus, tam fuit et facilis.
Naturae deerat nostrae, quod defuit arti.
Plus licuit nulli pingere nec melius.
Miraris turrem egregiam sacro aere sonantem.
Haec quoque de modulo crevit ad astra meo.
Denique sum Jottus. Quid opus fuit illa referre.
Hoc nomen longi carminis instar erit.
Obiit an. MCCCXXXVI. cives pos.
b. m. MCCCCLXXXX. *)

Diese Denkschrift ist gleichsam das offizielle Manifest
einer stehenden Meinung, welche zu Florenz schon seit der
Mitte des vierzehnten Jahrhundertes Fuß gefaßt hatte; sie
bewährt die Richtigkeit jener alten Bemerkung, daß, wer in
irgend einem Dinge den Ton angegeben, bis dahin unbekannte,
oder seit einer längeren Zeit vergessene Kunstgriffe aufgefun-
den, in der Regel mehr Nachruhm erwirbt, als wer auf schon
betretener Bahn das Ungemeine und Ueberschwengliche leistete.
Das Andenken der Neuerungen, welche Giotto in die Male-
rey eingeführt, blieb bey seinen Schülern und Nachahmern

*) Von einem bekannten Denkmale im florentinischen Dome.
Die Denkschrift wird dem Angelus Politianus beygelegt; die
Büste dem Benedetto da Majano.
IX.
Ueber Giotto.


Ille ego sum per quem pictura extincta revixit.
Cui quam recta manus, tam fuit et facilis.
Naturae deerat nostrae, quod defuit arti.
Plus licuit nulli pingere nec melius.
Miraris turrem egregiam sacro aere sonantem.
Haec quoque de modulo crevit ad astra meo.
Denique sum Jottus. Quid opus fuit illa referre.
Hoc nomen longi carminis instar erit.
Obiit an. MCCCXXXVI. cives pos.
b. m. MCCCCLXXXX. *)

Dieſe Denkſchrift iſt gleichſam das offizielle Manifeſt
einer ſtehenden Meinung, welche zu Florenz ſchon ſeit der
Mitte des vierzehnten Jahrhundertes Fuß gefaßt hatte; ſie
bewaͤhrt die Richtigkeit jener alten Bemerkung, daß, wer in
irgend einem Dinge den Ton angegeben, bis dahin unbekannte,
oder ſeit einer laͤngeren Zeit vergeſſene Kunſtgriffe aufgefun-
den, in der Regel mehr Nachruhm erwirbt, als wer auf ſchon
betretener Bahn das Ungemeine und Ueberſchwengliche leiſtete.
Das Andenken der Neuerungen, welche Giotto in die Male-
rey eingefuͤhrt, blieb bey ſeinen Schuͤlern und Nachahmern

*) Von einem bekannten Denkmale im florentiniſchen Dome.
Die Denkſchrift wird dem Angelus Politianus beygelegt; die
Buͤſte dem Benedetto da Majano.
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[39/0057] IX. Ueber Giotto. Ille ego sum per quem pictura extincta revixit. Cui quam recta manus, tam fuit et facilis. Naturae deerat nostrae, quod defuit arti. Plus licuit nulli pingere nec melius. Miraris turrem egregiam sacro aere sonantem. Haec quoque de modulo crevit ad astra meo. Denique sum Jottus. Quid opus fuit illa referre. Hoc nomen longi carminis instar erit. Obiit an. MCCCXXXVI. cives pos. b. m. MCCCCLXXXX. *) Dieſe Denkſchrift iſt gleichſam das offizielle Manifeſt einer ſtehenden Meinung, welche zu Florenz ſchon ſeit der Mitte des vierzehnten Jahrhundertes Fuß gefaßt hatte; ſie bewaͤhrt die Richtigkeit jener alten Bemerkung, daß, wer in irgend einem Dinge den Ton angegeben, bis dahin unbekannte, oder ſeit einer laͤngeren Zeit vergeſſene Kunſtgriffe aufgefun- den, in der Regel mehr Nachruhm erwirbt, als wer auf ſchon betretener Bahn das Ungemeine und Ueberſchwengliche leiſtete. Das Andenken der Neuerungen, welche Giotto in die Male- rey eingefuͤhrt, blieb bey ſeinen Schuͤlern und Nachahmern *) Von einem bekannten Denkmale im florentiniſchen Dome. Die Denkſchrift wird dem Angelus Politianus beygelegt; die Buͤſte dem Benedetto da Majano.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/57>, abgerufen am 23.11.2024.