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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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obenhin behandelt sind, auch hier dem kunstbeflissenen Reisen-
den als eine leichte Beute sich darbieten, also zum Nachzeich-
nen auffordern mußten. Mit Recht bewunderte schon Vasari
in dem überraschten Meßpriester die Vieldeutigkeit des Aus-
drucks, ergötzte andere die südliche Lebhaftigkeit der Aufwal-
lung in den Figuren, welche den wunderbaren Vorgang aus
der Nähe wahrnehmen.

Er scheint hier an seiner Stelle, eines Entwurfes zum
Heliodor zu erwähnen, welcher zu Berlin in der, auch sonst
sehr beachtenswerthen, Sammlung von Handzeichnungen des
Geheimenrathes von Savigny enthalten ist, da Solcher auf
die Technik der Vorarbeiten zu malerischen Ausführungen im
Sinne der neuen schönen Manier einiges Licht wirft. In die-
ser Handzeichnung sind die Federumrisse nur in den architecto-
nischen Theilen ächt, oder doch in Raphaels Auftrag und nach
seiner Angabe von irgend einem seiner Gehülfen am Lineale
und mit dem Cirkel ausgezogen, hingegen in den Figuren
durchhin von einer späten und ungelehrten Hand hineinge-
tragen, wie es sich theils schon aus dem verschiedenen Tone
und Alter der Tinte, besonders aber aus der Beschaffenheit
der Federzüge, leicht ergiebt. Also wird nur, was hier mit
dem vollen Wasserpinsel in Sepia schnell, doch besonnen, hin-
geworfen ist, mit Sicherheit für Raphaels eigene Hand zu
nehmen seyn. Dieses aber beschränkt sich auf eine einzige
Tuschlage, welche, höchst geistvoll längs der Schattenseite der
Figuren und Gruppen hingeworfen, keinen anderen ächten
Umriß zeigt, als den aus der Schattengrenze von selbst sich
ergebenden. An der Lichtseite verfließen diese Figuren in das
helle Feld des Grundes.

Bey diesem Entwurfe war die Absicht des Künstlers, die

obenhin behandelt ſind, auch hier dem kunſtbefliſſenen Reiſen-
den als eine leichte Beute ſich darbieten, alſo zum Nachzeich-
nen auffordern mußten. Mit Recht bewunderte ſchon Vaſari
in dem uͤberraſchten Meßprieſter die Vieldeutigkeit des Aus-
drucks, ergoͤtzte andere die ſuͤdliche Lebhaftigkeit der Aufwal-
lung in den Figuren, welche den wunderbaren Vorgang aus
der Naͤhe wahrnehmen.

Er ſcheint hier an ſeiner Stelle, eines Entwurfes zum
Heliodor zu erwaͤhnen, welcher zu Berlin in der, auch ſonſt
ſehr beachtenswerthen, Sammlung von Handzeichnungen des
Geheimenrathes von Savigny enthalten iſt, da Solcher auf
die Technik der Vorarbeiten zu maleriſchen Ausfuͤhrungen im
Sinne der neuen ſchoͤnen Manier einiges Licht wirft. In die-
ſer Handzeichnung ſind die Federumriſſe nur in den architecto-
niſchen Theilen aͤcht, oder doch in Raphaels Auftrag und nach
ſeiner Angabe von irgend einem ſeiner Gehuͤlfen am Lineale
und mit dem Cirkel ausgezogen, hingegen in den Figuren
durchhin von einer ſpaͤten und ungelehrten Hand hineinge-
tragen, wie es ſich theils ſchon aus dem verſchiedenen Tone
und Alter der Tinte, beſonders aber aus der Beſchaffenheit
der Federzuͤge, leicht ergiebt. Alſo wird nur, was hier mit
dem vollen Waſſerpinſel in Sepia ſchnell, doch beſonnen, hin-
geworfen iſt, mit Sicherheit fuͤr Raphaels eigene Hand zu
nehmen ſeyn. Dieſes aber beſchraͤnkt ſich auf eine einzige
Tuſchlage, welche, hoͤchſt geiſtvoll laͤngs der Schattenſeite der
Figuren und Gruppen hingeworfen, keinen anderen aͤchten
Umriß zeigt, als den aus der Schattengrenze von ſelbſt ſich
ergebenden. An der Lichtſeite verfließen dieſe Figuren in das
helle Feld des Grundes.

Bey dieſem Entwurfe war die Abſicht des Kuͤnſtlers, die

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[105/0127] obenhin behandelt ſind, auch hier dem kunſtbefliſſenen Reiſen- den als eine leichte Beute ſich darbieten, alſo zum Nachzeich- nen auffordern mußten. Mit Recht bewunderte ſchon Vaſari in dem uͤberraſchten Meßprieſter die Vieldeutigkeit des Aus- drucks, ergoͤtzte andere die ſuͤdliche Lebhaftigkeit der Aufwal- lung in den Figuren, welche den wunderbaren Vorgang aus der Naͤhe wahrnehmen. Er ſcheint hier an ſeiner Stelle, eines Entwurfes zum Heliodor zu erwaͤhnen, welcher zu Berlin in der, auch ſonſt ſehr beachtenswerthen, Sammlung von Handzeichnungen des Geheimenrathes von Savigny enthalten iſt, da Solcher auf die Technik der Vorarbeiten zu maleriſchen Ausfuͤhrungen im Sinne der neuen ſchoͤnen Manier einiges Licht wirft. In die- ſer Handzeichnung ſind die Federumriſſe nur in den architecto- niſchen Theilen aͤcht, oder doch in Raphaels Auftrag und nach ſeiner Angabe von irgend einem ſeiner Gehuͤlfen am Lineale und mit dem Cirkel ausgezogen, hingegen in den Figuren durchhin von einer ſpaͤten und ungelehrten Hand hineinge- tragen, wie es ſich theils ſchon aus dem verſchiedenen Tone und Alter der Tinte, beſonders aber aus der Beſchaffenheit der Federzuͤge, leicht ergiebt. Alſo wird nur, was hier mit dem vollen Waſſerpinſel in Sepia ſchnell, doch beſonnen, hin- geworfen iſt, mit Sicherheit fuͤr Raphaels eigene Hand zu nehmen ſeyn. Dieſes aber beſchraͤnkt ſich auf eine einzige Tuſchlage, welche, hoͤchſt geiſtvoll laͤngs der Schattenſeite der Figuren und Gruppen hingeworfen, keinen anderen aͤchten Umriß zeigt, als den aus der Schattengrenze von ſelbſt ſich ergebenden. An der Lichtſeite verfließen dieſe Figuren in das helle Feld des Grundes. Bey dieſem Entwurfe war die Abſicht des Kuͤnſtlers, die

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/127>, abgerufen am 27.11.2024.